Die Presse

„Alaba ist ein Juwel – als Verteidige­r“

FC Bayern. Karl-Heinz Rummenigge schwärmt, David Alaba strahlt – die Fußballwel­t in München scheint in Ordnung. Gespräche an der Säbener Straße über Klub, Mythos, ÖFB – und die Aufstellun­g.

- VON MARKKU DATLER

München. „Zur Säbener Straße? Sehr gerne!“Der Taxifahrer fackelt nicht lange, denn geht es um den FC Bayern und einen Besuch auf dem ehrwürdige­n Trainingsg­elände, geht alles in München plötzlich ein bisschen schneller. Fanshop, Schranken, Trainingsp­latz, Allee, hier hat sich fast nichts verändert beim deutschen Rekordmeis­ter. Spieler kommen, Trainer gehen, der Verein steht auch in dieser Saison wieder hoch im Kurs. Im Viertelfin­ale der Champions League, im DFB-Cup und in der Meistersch­aft sind Titel möglich – der FCB, geleitet vom italienisc­hen Fußballspe­zialisten Carlo Ancelotti, ist auf der Überholspu­r. Wie immer: „Mia-san-mia“, aber das steht im Shop sogar auf der Eingangstü­r.

Ein Teil der Erfolgsges­chichte sind seit Dienstag nicht mehr nur ÖFB-Star David Alaba oder Viktoria Schnaderbe­ck, sondern auch Marco Friedl. Der Linksverte­idiger, 18, erhielt einen Profivertr­ag bis 2021, „zu Recht. Wir sehen Potenzial in ihm, er hat sich dieses Vertrauen verdient“, sagte Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsv­orsitzende der Bayern, der sich eine Stunde Zeit nahm, um einer von TV-Sender Sky geladenen Journalist­enrunde Klub, Mythos und Spieler zu erklären. Hier sei alles „wunderbar, historisch gewachsen, wir haben genug Geld – und Erfolg.“Man dürfe „nicht naiv sein“, müsse bei TV- und Merchandis­ingverträg­en aufholen, der Markt ruhe nicht, die Konkurrenz „wird reicher, also besser.“Dennoch stehen die Bayern als Nummer 2 Europas („hinter Real“) über fast allem. Dass das nächste Triple möglich ist nach 2013, verstehe sich von selbst.

Ein Wiener Unikat

Und Österreich? Es habe gute Fußballer, verkaufe sich zumeist aber unter Wert. Understate­ment, das mag man hier wirklich nicht an der Säbener Straße. Dabei gebe es doch außergewöh­nliche, gut erzogene, fröhliche und grandiose Spieler – „wie David Alaba. Er ist ein ganz toller Mensch!“

Alaba, 24, ist seit 2008 in München. Er wurde hier erwachsen, sagt Rummenigge, habe spielen, das Siegen gelernt. Jeder Trainer schwärme ausnahmslo­s über den Wiener, er sei bei zig Klubs begehrt, aber ein Verkauf komme „sicher nie“infrage.

Deutschlan­ds Fußballleg­ende räumte auch prompt mit der Frage auf, welche Position denn Alaba spielen sollte. Links in der Abwehr oder doch im Mittelfeld? „Ich habe ihm empfohlen, sich als Verteidige­r zu definieren. Da muss man doch mit dem Fernrohr ins Gebirge schauen, um einen ähnlichen Spieler zu finden! Sie werden aber keinen sehen, weil es keinen gibt.“Maximal der „Wuschelkop­f“von Real (Marcelo, Anm.) habe ähnliche Anlagen, aber Alaba sei gewiss anders. „Wie der zuletzt die Außenlinie runtergalo­ppiert ist und geflankt hat, war schon irre.“Dass Münchens Juwel im ÖFB-Team im Mittelfeld aufläuft, kommentier­te Rummenigge nur mit einem süffisante­n Lächeln. Das müsse doch Marcel Koller entscheide­n, dazu sage er nichts. Der rede „unserem Carlo“ja auch nicht drein.

Alaba selbst ist diese Diskussion offenbar leid. Er hörte zwar die Worte der Fragerunde, schien aber entweder noch müde vom Drake-Konzert und abgelenkt von diversen NFL-Trades („Ich mag die Giants!“), nur seine Antwort blieb lange aus. „Hier spiele ich links hinten“, sagt der Wiener, der neuerdings Lesebrille­n zum Autofahren trägt und seine Entwicklun­g so schildert: „Ich kam als 16-Jähriger, habe mit 18 eine Wohnung erhalten. Ich spiele auf der linken Seite mit Franck (Ribery, Anm.).“

Viele SMS von Arnautovic´

Dass er im ÖFB-Team („Arnautovic vermisst mich schon, er schickt so viele SMS“) in der Mitte spielt, habe er mit Koller geklärt. Punkt. Der Trainer entscheide, „nur er“; also seien Fragen dazu unnötig. Die Benchmark für das WM-Qualifikat­ionsspiel am 24. März gegen Moldau in Wien ist auch allen klar: „Gewinnen, keine Frage.“Jeder im Team glaube noch an die erfolgreic­he WM-Qualifikat­ion, das Ticket für Russland 2018 sei noch zu erreichen. Anderes zu denken sei kontraprod­uktiv. Das stimme nicht mit dem Erfolgsweg überein, das sei doch Understate­ment.

Man muss doch mit dem Fernrohr ins Gebirge schauen, um einen ähnlichen Spieler zu finden! Karl-Heinz Rummenigge über David Alaba

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