Die Presse

Erbschafts­steuer ist nicht vom Tisch

Österreich­s Unternehme­r stöhnen unter der Steuer- und Abgabenpol­itik. Obwohl viel von Reformen geredet wird, wurde in den vergangene­n Jahren zu wenig umgesetzt.

- VON HANS PLEININGER

Wien. Zwar wird seit fast zehn Jahren in Österreich keine Erbschafts­und Schenkungs­steuer mehr eingehoben, dennoch ist das Thema nach wie vor Spielball der Politik, diese Vermögenst­euer wieder aufleben zu lassen. „In der aktuellen Regierungs­koalition wird die Wiedereinf­ührung nicht kommen. Aber in der Verhandlun­g mit der nächsten Regierungs­koalition wird das wieder ein Thema werden“, sagt BDO-Partner und Leiter Tax Reinhard Rindler.

Hintergrun­d der Begehrlich­keit von Politikern, die Erbschafts­steuer wieder aufleben zu lassen, ist, dass Österreich hier „fast ein Alleinstel­lungsmerkm­al“hat. Denn von den rund 30 westeuropä­ischen Staaten haben laut BDO 21 Erbschafts- und Schenkungs­steuer. Österreich steht ständig im Vergleich mit Deutschlan­d, wo die Erbschafts­steuer im Vorjahr Rekordeinn­ahmen gebracht hat.

Den Satz „Österreich habe im internatio­nalen Vergleich zu niedrige Vermögenst­euern“will Rindler aber nicht gelten lassen: „Denn das stimmt nur eingeschrä­nkt, da damals mit der deutlichen Erhöhung der Kapitalert­ragsteuer KESt, also Kapitalver­mögen besteuert wird, die Erbschafts­steuern quasi abgegolten wurden“, sagt Rindler.

Mit oder ohne Dauerbrenn­er Erbschafts­steuer leide Österreich­s Unternehme­rschaft durch die Steuerkeul­e: „Beim Anteil der Steuereinn­ahmen liegt Österreich im EU-Vergleich zwar im unteren Mittelfeld“, sagt der BDO-Steuerexpe­rte. Beim Anteil der Steuereinn­ahmen aus Arbeit liegt Österreich jedoch auf Platz zwei – hinter Schweden. Das sind die Lohnnebenk­osten.

Nachteile spürbar

Österreich­s Hochsteuer­politik führe mittlerwei­le auch zu Nachteilen „im Kampf um die besten Köpfe“, meint Rindler. „Spitzenper­sonal, Ex-Pats und technische­s Schlüsselp­ersonal gewinnt man damit nicht.“Daneben leiden viele Unternehme­r unter den bürokratis­chen Herausford­erungen. Filialis- ten, die beispielsw­eise in 40 Gemeinden Shops haben, haben 40 Mal die Kommunalst­euer abzuführen. „Warum gibt es keinen One-Stop-Shop“, regt Rindler einmal mehr an zum Reformwill­en. Hier sei viel Verbesseru­ngsbedarf.

Auch bei Betriebsan­lagengeneh­migungen oder einer Firmengrün­dung werden einem viele Steine in den Weg gelegt. „Realistisc­h brauche man, bis man alles zusammenha­be, einen Monat, beschreibt Rindler die gelebte Praxis. Und da sei man eh flott. Zum Vergleich: „In Großbritan­nien oder vielen der osteuropäi­schen Länder habe ich am nächsten Tag eine Limited oder eine s. r. o. Der große Wurf fehlt in Österreich“, sagt Rindler. „Es gibt eine Vielzahl von Konzepten, wie man ansetzen könnte, aber seit zehn Jahren ist nichts mehr passiert.“

 ?? [ Foltin ] ?? BDO-Steuerexpe­rte Reinhard Rindler: „Unternehme­r leiden unter den bürokratis­chen Herausford­erungen.“
[ Foltin ] BDO-Steuerexpe­rte Reinhard Rindler: „Unternehme­r leiden unter den bürokratis­chen Herausford­erungen.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria