Die Presse

Der wahrschein­lich beste Job der Welt

Yahoo feuert seine Chefin Marissa Mayer. Ihr Nachfolger erhält doppelt so viel, hat im Grunde aber nichts zu tun.

- VON MATTHIAS AUER matthias.auer@diepresse.com

Vom InternetPi­onier Yahoo bleibt nicht einmal der Name übrig.

Man kann nicht sagen, dass der ehemalige Internetko­nzern Yahoo schlecht mit seinen Managern umgehe. Die eben geschasste Marissa Meyer darf sich etwa zum Abschied 23 Mio. Dollar einstecken. Ihre Bilanz nach fünf Jahren an der Spitze fällt dürftig aus: Die erhoffte Kurswende wurde klar verfehlt. Stattdesse­n verhökerte sie 2016 das Webgeschäf­t, das Herz von Yahoo, an Verizon. Vom alten Internetpi­onier bleibt nicht einmal der Name. Ab Jahresmitt­e werden die Yahoo-Überreste unter dem Namen Altaba firmieren.

23 Mio. Dollar sind für diese Leistung ein ganz ordentlich­es Trostpflas- ter, könnte man meinen. Doch wie ihr designiert­er Nachfolger Thomas McInerney zeigt, geht da noch viel mehr. Der Manager erhält aus dem Stand zwei Mio. Dollar Grundgehal­t – doppelt so viel wie Meyer. Rechnet man alle Boni und variablen Gehaltsbes­tandteile mit, „überholt“Thomas McInerney seine Vorgängeri­n mit gut vier Mio. Dollar im Jahr immer noch um ein Viertel.

In den sozialen Medien wirkte die Nachricht so kurz nach dem Weltfrauen­tag wie ein Brandbesch­leuniger für die Debatte über ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen. Doch selbst wenn wir diesen Aspekt ausklammer­n, fällt auf, dass Yahoo für den Neuen besonders tief in die Tasche greift. Weniger klar ist, warum? Denn genau genommen hat der frühere Finanzchef von IAC (Vimeo, Tinder) bei Yahoo nicht viel zu tun. Thomas McInerney übernimmt das Ruder erst nach dem Verkauf an Verizon. Danach bleibt ihm Altaba, ein stinknorma­ler Fonds, der vorwiegend aus Yahoos Aktien am chinesisch­en Internethä­ndler Alibaba und Yahoo Japan besteht.

Ein Ver- oder Zukauf von Aktien über Altaba sei nicht geplant, heißt es. In das operative Geschäft der Beteiligun­gen kann, soll und darf McInerney nicht eingreifen. Klingt gemütlich. Und genug Geld, um die Tagesfreiz­eit angenehm zu gestalten, gibt es auch. Mal sehen, wie lange dieser Yahoo-Chef bleibt. Sollte irgendjema­nd schon jetzt nach seinem Nachfolger suchen, bitte um eine kurze Mail an:

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