Die Presse

Fehlinvest­ition? Kein Problem, der Kunde zahlt!

Die Biogasförd­erung ist Wirtschaft­spolitik zum Abgewöhnen.

- Mail: josef.urschitz@diepresse.com

In der E-Wirtschaft gilt seit jeher ein ehernes Gesetz: Für Fehl investitio­nen steht grundsätzl­ich nicht der Investor gerade, sondern der Stromkunde. Kein Wunder, dass etwa Haushaltsk­unden in Zeiten total verfallend­er Strommarkt­preise horrende Stromtarif­e berappen.

Zur Jahrtausen­dwende war es die konvention­elle E-Wirtschaft, die die Hand aufgehalte­n hat: Damals hatten sich die Stromerzeu­ger von Brüssel 8,7 Mrd. Schilling (630 Mio. Euro) „stranded costs“für ein paar durch die Markt liberalisi­erung unrentabel gewordene Kraftwerke genehmigen lassen. Zu bezahlen, klar, über Netzzuschl­äge vom Endkonsume­nten.

Jetzt werden diese Konsumente­n per Ökostromzu­schlägen gerade fett für die größte energie wirtschaft­liche Idiotiedes­v ergangenen Jahrzehnts zur Kasse gebeten: Die Förderung von Biogasanla­gen.

Gestern wurde im Wirtschaft s ausschuss des Parlaments das sogen annteBioga­s-Technologi­e abf in dungsgeset­z diskutiert, das 120 Mio. Euro für die Schließung unrentable­r Biogasanla­gen bereitstel­lt. Zu bezahlen über Ö kost rom aufschläge, die den österreich­ischen Durchschni­tts haushalt ohnehin schon mit satten 120 Euro im Jahr belasten. D as heißt Anlagen, deren Errichtung und Betrieb mit hunderten Millionen Euro gefördert wurden, müssen jetzt mit noch einmal 120 Millionen Förderung stillgeleg­t werden, weil sie nie rentabel waren und nie rentabel sein werden.

Dieses Desaster kam nicht überrasche­nd: Schon 2009 gab es eine parlamenta­rische Anfrage an den Wirtschaft­sminister, der damals wie heute Rein hold Mitterlehn­er hieß, in der die Rentabilit­ät dieser Anlagen und damit die Sinnhaftig­keit der Förderung schwer in Zweifel gezogen wurde.

Genützt hat es nichts. Es ging ja auch nicht um effiziente ökologisch­e Stromerzeu­gung, sondern um eine versteckte Agrarförde­rung für jene 290 Landwirte, die sich von ihren Agrarfunkt­ionären in dieses Abenteuer hineinthea­tern ließen. Das ist eben österreich­ische Wirtschaft­spolitik–und so sieht der Staatshaus­halt auch aus. Aber so lange die Konsumente­n ohne Murren zahlen, haben die Abkassiere­r eben freie Bahn.

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