Verbund behält Mellach doch
Energie. Die Kaufangebote seien zu niedrig, die Erfolgschancen dank neuer Gesetze zu gut, um das Kraftwerk herzugeben, sagt der Verbund.
Die Entscheidung ist gefallen: Nach eineinhalb Jahren beendet der teilstaatliche Verbundkonzern die Suche nach einem Käufer für sein Gas-Kombikraftwerk in Mellach. Die Kauf-Angebote hätten „nicht den Erwartungen des Managements“entsprochen, schreibt das Unternehmen am Dienstag in einer Mitteilung. Stattdessen werde der Verbund das Kraftwerk in Mellach selbst weiterbetreiben und künftig vermehrt zur Stabilisierung des österreichischen Stromnetzes einsetzen. Auch die vom Vorstand mehrfach angedrohte Stilllegung des 550 Millionen Euro Gas-Kraftwerks ist damit also endgültig vom Tisch.
Zwei Wochen Stromnotstand
Bis dato war das Kraftwerk angesichts der niedrigen Großhandelspreise im Dauerbetrieb nicht rentabel. Warum sich Mellach nun plötzlich doch rechnen dürfte, ist leicht erklärt: Einerseits hat Wolfgang Anzengruber, der Vorstandsvorsitzende des Verbund, zuletzt auch die letzten Rechtsstreitigkeiten mit der EconGas rund um Gaslieferungen aus Mellach beilegen können. Andererseits ist auch der Gesetzgeber den Betreibern thermischer Kraftwerke im Land kräftig entgegengekommen.
Wie berichtet, sollen im Zuge der geplanten Novelle des Ökostromgesetzes auch die Verdienstmöglichkeiten von stabilen Reservekraftwerken wie jenem in Mellach neu geregelt werden.
Gerade in diesem Winter haben sich diese thermische Kraftwerke als unverzichtbar für die Versorgungssicherheit des Landes erwiesen. Fielen die Ökostromanlagen an dunklen und windstillen Wintertagen weitgehend als Lieferanten aus, liefen alle fossilen Kraftwerke auf Hochtouren, um die Stromlücke zu schließen, erklärte die E-Control vergangene Woche. 14 Tage lang musste der Übertragungsnetzbetreiber, die Verbundtochter APG, die Warnstufe „gelb“ausrufen. In dieser Zeit konnte die Stromversorgung wegen der kalten Witterung trotz der kalorischen Kraftwerke nur mit Importen aufrecht- erhalten werden. „Wir dürfen gar kein Kraftwerk schließen“, sagte E-Control-Vorstand Andreas Eigenbauer.
So soll Mellach Geld machen
Die geplante Gesetzesnovelle könnte derartige Überlegungen von Energiekonzernen tatsächlich vorerst beenden. Der Übertragungsnetzbetreiber ist demnach erstmals in der Lage, mit Kraftwerksbetreibern auch langfristige Verträge zur Stabilisierung des Stromnetzes abzuschließen. Besonders begehrt sind hier kalorische, also brennstoffgetriebene Anlagen, die bei Bedarf auch kurzfristig flexibel einsetzbar sind. Geht es nach der Strombranche, ist dieses Gesetz ohnedies nur der erste Schritt hin zu einem System, das die Bereitstellung von sicherer Reserve per se entlohnt. Vorerst wünscht sich der Verbundkonzern aber genau so einen „mehrjährigen Vertrag mit der APG“, wie das Unternehmen erklärt. Das Gas-Kombikraftwerk des Verbund in Mellach ist in den Büchern des Verbund bis auf 17,7 Mio. Euro abgeschrieben, Beobachter halten künftig auch wieder Zuschreibungen für möglich, sollte die steirische Anlage wieder mehr Geld hereinspielen. (auer)