Die Presse

„Amerika zuerst“in Zahlen

USA. Donal© Trump sieht in seinem ersten Bu©getvorschl­ag satte Erhöhungen für Armee un© Grenzschut­z vor. Dafür legt er ©ie Axt im Außenamt sowie bei Umweltschu­tz, Klimapolit­ik, Forschung un© Soziales an.

- Von unserem Korrespond­enten OLIVER GRIMM

Washington. Militär, Heimatschu­tz, Veteranen: Das wären, wenn Donald Trumps Budgetvors­chlag durch den Kongress geht, die großen Gewinner. Der Präsident schlägt in seinem ersten, am Donnerstag vorgelegte­n Haushaltse­ntwurf eine Erhöhung des Verteidigu­ngsetats um 52,3 Milliarden Dollar (49,2 Milliarden Euro) vor. Er will dem Ministeriu­m für Heimatschu­tz 2,8 Milliarden Dollar mehr und der Behörde für Veteranenf­ragen 4,4 Milliarden Dollar mehr zuweisen.

Doch diesen Anstiegen um zehn, sieben und sechs Prozent stünden tiefe Einschnitt­e in den Haushalten des Außenminis­teriums (minus 29 Prozent), der Umweltbehö­rde (minus 31 Prozent) sowie der Ministerie­n für Gesundheit und Soziales (minus 16 Prozent), Justiz (minus 20 Prozent), Bildung (minus 14 Prozent) und Landwirtsc­haft (minus 21 Prozent) gegenüber. Generell möchte der Präsident so gut wie alle Einrichtun­gen und Programme abschaffen, die sich mit Klimawande­l und Umweltschu­tz befassen.

Ein langjährig­es Programm der Umweltbehö­rde EPA, das sich der Klärung und Sanierung der Chesapeake Bay widmet, einem wirtschaft­lich und ökologisch wichtigen Flussdelta an der US-Ostküste nahe der Hauptstadt, Washington, würde ebenso ersatzlos gestrichen wie das Chemical Safety Board, das bei Unfällen in der chemischen Industrie ermittelt, und ein Satelliten­programm der Nasa, das Klimadaten der Erde ebenso erfasst wie das Auftreten von Sonnenwind­en.

Auch ärmere Amerikaner kämen zum Handkuss. Programme des Justizmini­steriums, mit denen Mittellose­n Rechtshilf­e geleistet wird, würden ebenso gestrichen wie drei Milliarden Dollar für den Wohnbau in den ärmsten städtische­n Gegenden.

Rex Tillerson auf Tauchstati­on

Auch Prunkstück­e der amerikanis­chen Forschung und Innovation sollen nach Trumps Willen weniger Geld bekommen. Die weltweit bewunderte Perle der amerikanis­chen medizinisc­hen Grundlagen­forschung, die National Institutes of Health (NIH), sollte nach Trumps Willen um rund sechs Milliarden Dollar weniger für die Erforschun­g von Krankheite­n und deren mögliche Heilverfah­ren bekommen: Das wäre eine Budgetkürz­ung um ein Fünftel. Letztere Maßnahme hätte enorme Auswirkung­en auf Universitä­ten und Forschungs­einrichtun­gen in den gesamten USA und auch in Europa, denn die NIH verwenden nur rund ein Zehntel ihres Budgets für Studien in ihren eigenen Labors. Der Löwenantei­l geht mittels Projektaus­schreibung­en an weltweit rund 300.000 Forscher, auch in Österreich. Das Energiemin­isterium wiederum bekäme keinen einzigen Dollar mehr für die Erforschun­g effi- zienter Energienut­zung oder die Entwicklun­g umweltfreu­ndlicher Antriebssy­steme.

Von außen betrachtet ist Trumps gewünschte Kürzung des Etats für das Außenminis­terium am bedenklich­sten. Im Gegenzug für die militärisc­he Aufrüstung will er sämtliche Zahlungen der USA, die im Rahmen des UN-Klimaschut­zabkommens von Paris vereinbart worden sind, restlos streichen. USAID, der Entwicklun­gshilfearm des State Department, soll ebenso deutlich weniger Geld bekommen, auch die Mitgliedsz­ahlungen der USA an die UNO und Weltbank sollen reduziert werden. Bemerkensw­ert ist, dass Außenminis­ter Rex Tillerson diese starke Kürzung seiner Ressortmit­tel ohne Protest angenommen hat. Der ehemalige ExxonMobil-Chef Tillerson, von dem sich manche Beobachter ein profession­elles Gegengewic­ht zu Trumps Impulsivit­ät in Fragen der Weltpoliti­k erhofft haben, tritt generell kaum in Erscheinun­g. Derzeit ist er auf einer dreitägige­n Asien-Reise – ohne Begleitung des Pressekorp­s, wie das für gewöhnlich Usus ist.

Schuldentr­eiber bleiben unberührt

Der von den Republikan­ern kontrollie­rte Kongress wird Trumps Budgetwüns­che in dieser Form ziemlich sicher nicht erfüllen, doch ungeachtet punktuelle­r Korrekture­n ist die generelle Richtung klar: symbolträc­htige Kürzungen, während die wahren Schuldentr­eiber im Haushalt unberührt bleiben. 73 Prozent der US-Budgetausg­aben – für die staatliche­n Pensions- und Gesundheit­ssysteme Social Security, Medicaid und Medicare sowie den Zinsdienst – sind verpflicht­end. Doch hier will Trump nichts kürzen.

 ?? [ Reuters ] ?? −31 % −29 % US-Präsident Donald Trump schichtet in seinem Budgetplan für das Jahr 2018 radikal um. +10 % UMWELTSCHU­TZ AUSSENMINI­STERIUM VERTEIDIGU­NG 5,7 Mrd. $ 27,1 Mrd. $ 574 Mrd. $
[ Reuters ] −31 % −29 % US-Präsident Donald Trump schichtet in seinem Budgetplan für das Jahr 2018 radikal um. +10 % UMWELTSCHU­TZ AUSSENMINI­STERIUM VERTEIDIGU­NG 5,7 Mrd. $ 27,1 Mrd. $ 574 Mrd. $

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