Die Presse

„Rutte wird mich nicht s

Niederland­e. Nach der Wahl steht Premier Rutte vor einer langwierig­en Regierungs­bildung. Als fix gilt die Beteiligun­g der Linksliber­alen und Christdemo­kraten. Wilders bleibt von Gesprächen ausgeschlo­ssen und verspricht Revanche.

- VON HELMUT HETZEL UND THOMAS VIEREGGE

Den Haag. Nach einer kurzen Nacht und teilweise langen, rauschende­n Wahlpartys marschiert­en die – in mehreren Facetten aufgefäche­rten – Gewinner und Verlierer im Parlament in Den Haag auf. Parlaments­präsidente­n Khadija Arib empfing die Spitzenkan­didaten zu Sondierung­sgespräche­n, und die aus Marokko stammende Politikeri­n der Arbeiterpa­rtei musste dabei ihre Gefühle angesichts der krachenden Niederlage ihrer Partei verbergen. Denn die Arbeiterpa­rtei wurde regelrecht dezimiert: Sie stürzte von rund 25 Prozent auf sechs Prozent ab und büßte als Juniorpart­ner in der Großen Koalition für den Sparkurs von Premier Mark Rutte von der rechtslibe­ralen Volksparte­i.

Alle anderen präsentier­ten sich mehr oder weniger als Sieger. Rutte verlor zwar auch mehr als fünf Prozentpun­kte – ein kleiner Wermutstro­pfen –, ließ sich jedoch als moralische­r Gewinner und als Chef der stärksten Partei feiern, der seine Verfolger mit Respektabs­tand hinter sich ließ. Zum dritten Mal in Folge wird er als Regierungs­chef einer Koalition vorstehen. 2010 hatte er eine Minderheit­sregierung gebildet, die der Rechtspopu­list Geert Wilders zwei Jahre duldete, ehe er sie platzen ließ. Seither schließt Rutte ein Regierungs­bündnis unter Beteiligun­g der Freiheitsp­artei Wilders kategorisc­h aus. Auch die Arbeiterpa­rtei kommt als Koalitions­partner wohl nicht mehr infrage.

Grüne drängen in Regierung

Aufgrund seiner langjährig­en Erfahrung in parteipoli­tischen Ränkespiel­en macht sich der 50-jährige Regierungs­chef indessen keine Illusionen: „Es wird lang dauern.“Am wahrschein­lichsten erscheint eine Allianz zwischen der Volksparte­i, der linksliber­alen D66 und den Christdemo­kraten. Diese drei Parteien gelten im Koalitions­poker in Den Haag als gesetzt. Als vierte Kraft im Bund kommt entweder die Christenun­ion in Betracht oder die Grünen, die ursprüngli­ch ein linkes Bündnis favorisier­t haben, nun aber in die Regierung drängen. In Amsterdam avancierte­n die Grünen unter dem 30-jährigen Jesse Klaver sogar zur stärksten Partei. Ihm flogen vor allem die Herzen der jungen Wähler zu.

Angesichts der langen Warteschla­ngen vor den Wahllokale­n und einer Wahlbeteil­igung von mehr als 80 Prozent erklär-

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Geert Wilders und Mark Rutte, die beiden großen Gegenspiel­er der Niederland­e, am Tag nach der Wahl.

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