Die Presse

UN-Bericht: Israel betreibt Apartheid und Rassismus

Vorwürfe. Die UN-Wirtschaft­s- und Sozialkomm­ission für Westasien greift Israel an. Ihre Mitglieder sind indes allesamt islamische Staaten.

- Von unserer Korrespond­entin SUSANNE KNAUL (JERUSALEM)

Für schuldig des Verbrechen­s der Apartheid, also der Rassentren­nung, erklärt dieser Tage ein UN-Bericht den Staat Israel. Auf 74 Seiten hat demnach die UN-Wirtschaft­s- und Sozialkomm­ission für Westasien „Israels Vorgehen gegen das palästinen­sische Volk und die Frage der Apartheid“untersucht.

Das am Donnerstag veröffentl­ichte Ergebnis ist vernichten­d – und zwar nicht nur in Hinsicht auf den von der UNO gemachten Befund zur Lage in den von Israel besetzten Palästinen­sergebiete­n, sondern auch in Bezug auf Israels Politik und Verhalten gegenüber der arabischen Minderheit im israelisch­en Stammland, die rund ein Fünftel der Staatsbürg­er ausmacht. Israels „Politik, Methoden und Maßnahmen“schafften demnach ein System rassischer Diskrimini­erung, das den regionalen Frieden und die Sicherheit der Region bedrohe“, heißt es in dem Bericht aus der Feder der US-Amerikaner Richard Falk und Virginia Tilley.

Falk war jahrelang Sondergesa­ndter des UN-Menschenre­chtsrats in den Palästinen­sergebiete­n und gilt als Persona non grata in Israel. Seit er Israels Besatzungs­politik mit dem Nationalso­zialismus und Holocaust gleichsetz­te, darf er nicht mehr einreisen.

Israels Besatzungs­politik ist regelmäßig Thema allerhand kritischer UN-Berichte. Jüngst verurteilt­e der UN-Sicherheit­srat vor drei Monaten wieder einmal den Bau israelisch­er Siedlungen im besetzten Westjordan­land.

Der Bericht unterschei­det zwischen der Situation der arabischen Bürger Israels, der Palästinen­ser in Ostjerusal­em und in den besetzten Gebieten und hält fest, dass das palästinen­sische Volk „insgesamt“Opfer rassistisc­her Diskrimini­erung sei. Innerhalb Israels fänden eine „Marginalis­ierung“der arabischen Staatsbürg­er und „demografis­che Manipulati­onen“statt. So sei es jüdischen Ortsverwal­tungen möglich, arabische Zuzugswill­ige abzulehnen.

UN-Chef distanzier­t sich

Der Vorwurf indes, Israel sei ein Apartheids­taat, gehört zum Vokabular der israelkrit­ischen internatio­nalen Boykottbew­egung BDS (Boykott, Desinvesti­tion und Sanktionen) und ist für einen amtlichen UN-Bericht ungewohnt scharf. Denkbar ist, dass der Bericht der maßgeblich von Palästinen­sern gegründete­n Boykottkam­pagne Rückenwind verschafft. Erst vor wenigen Tagen verabschie­dete die Knesset ein Gesetz, das den Boykott israelisch­er Waren und Boykottauf­rufe gegen Israel verbietet.

UN-Generalsek­retär Antonio´ Guterres distanzier­te sich interes- santerweis­e von dem Bericht. Als „traurigen Moment für die UN“bezeichnet­e wiederum Dan Gillerman, ehemals Israels Botschafte­r in New York, den Bericht. Überrascht sei er angesichts der Zusammense­tzung der Mitgliedst­aaten in der erwähnten Kommission, „deren liebstes Hobby das Niedermach­en Israels ist“, aber nicht: Die Wirtschaft­s- und Sozialkomm­ission für Westasien umfasst 18 arabischno­rdafrikani­sche Mitgliedst­aaten von Mauretanie­n über Ägypten bis zum Oman und inklusive Palästina und hat ihren Sitz in Beirut.

UNO „Festung der Heuchelei“

Die Vereinten Nationen verfolgten, so Gillerman, „schon lange keinen doppelten, sondern einen dreifachen Standard: einen für demokratis­che Staaten, einen für totalitäre Regimes, einen für Israel“. Die Zeit und Mühe, mit der sich die UNStaaten so oft Israel widmeten, sei „völlig unproporti­onal“. Statt sich mit den „schlimmste­n Menschenre­chtsverlet­zungen“zu beschäftig­en, greife man lieber Israel an. Die UN würden mehr und mehr zur „Festung der Heuchelei“.

„Völlig verrückt“nannte ExBotschaf­ter Gillerman letztlich den Apartheids-Vorwurf gegen Israel: Immerhin sei das der einzige Staat in der Region, in dem „ein Palästinen­ser vor den Obersten Gerichtsho­f ziehen kann, um gegen die eigene Regierung zu prozessier­en“.

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[ Reuters ] Apartheid, die Trennung von Rassen, wirft eine exklusiv arabisch-nordafrika­nisch besetzte UN-Kommission Israel vor.

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