Die Presse

Paketbombe aus Griechenla­nd für Schäuble

Linksextre­misten gestanden Anschlagsv­ersuch auf deutschen Finanzmini­ster.

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Athen/Berlin/Paris/Wien. Linksextre­misten in Griechenla­nd haben sich am Donnerstag zur Absendung eines Sprengstof­fpakets an das deutsche Finanzmini­sterium in Berlin bekannt. „Wir sind immer noch zornig. Wir haben das Paket an Deutschlan­ds Finanzmini­ster als Teil des zweiten Akts des ,Nemesis-Plans‘ geschickt“, hieß es in der per Internet publiziert­en Erklärung der Gruppe „Verschwöru­ng der Feuerzelle­n“.

Was der Nemesis-Plan sein soll, wurde nicht mitgeteilt. Nemesis ist in der griechisch­en Mythologie der Name der Rachegötti­n. Die Polizei geht davon aus, dass das Bekennersc­hreiben authentisc­h ist. Der deutsche Finanzmini­ster, Wolfgang Schäuble, ist in Griechenla­nd sehr unbeliebt. Er gilt als Hardliner bei den Sparforder­ungen der Gläubiger des Landes und beim Sanierungs­kurs, der diesem im Zuge der Schuldenkr­ise seit 2010 verordnet wurde. Das im Ministeriu­m abgefangen­e Paket war an Schäuble adressiert und enthielt eine brisante Mischung, die laut Polizei beim Öffnen hochgegang­en wäre und „erhebliche Verletzung­en“verursacht hätte. Die Rede ist von einem „Blitzknall­gemisch“, wie es bei Feuerwerk benutzt wird.

Die „Feuerzelle­n“haben sich seit 2010 zur Absendung einer ganzen Reihe von Paketbombe­n an ausländisc­he Botschafte­n in Athen bekannt. Seit Ausbruch der Wirtschaft­skrise werden sie für rund 150 Straftaten verantwort­lich gemacht. „Wir erwarten von den griechisch­en Behörden eine schnelle Aufklärung“, sagte der deutsche Innenstaat­ssekretär, Günter Krings (CDU). Man werde dabei behördlich­e Hilfe anbieten.

Briefbombe zündet im IWF

Ob auch die Explosion einer Briefbombe im Pariser Büro des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF) am Donnerstag, bei der eine Frau verletzt wurde, auf die griechisch­en Linken zurückzufü­hren ist, war vorerst unklar. Zu dieser Tat bekannte sich vorerst niemand. Auch der IWF ist bei der harten Sanierung Griechenla­nds beteiligt und gilt dort als Hassobjekt.

In Wien hat das Innenminis­terium Regierung und Parlament am Donnerstag zur Vorsicht im Umgang mit ausländisc­hen Poststücke­n geraten. Hinweise auf eine Gefährdung gebe es nicht, man wolle aber wachsam sein, hieß es. (ag.)

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