Die Presse

Ein Trainersta­r auf dem Tiefpunkt

Champions League. Mit Manchester City hat sich Pep Guardiola so früh wie noch nie aus dem Titelrenne­n verabschie­det. Die Lösung: noch mehr Geld und ein gewaltiger Kaderumbru­ch.

- VON JOSEF EBNER

Manchester/Wien. Das Konsortium aus Abu Dhabi um Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan bezahlt Pep Guardiola, um mit Manchester City die Champions League zu gewinnen. Alle seine Vorgänger sind an dieser Vorgabe gescheiter­t, Manuel Pellegrini schaffte es im Vorjahr immerhin ins Halbfinale, für Guardiola war nun schon im Achtelfina­le Endstation.

1:3 hat City bei AS Monaco verloren und so einen 5:3-Vorsprung verspielt, zum ersten Mal in der Champions League ist eine Mannschaft nach fünf erzielten HinspielTo­ren noch ausgeschie­den, und zum ersten Mal hat sich der Katalane vor dem Halbfinale aus dem Titelrenne­n verabschie­det. Zweimal gewann er die Königsklas­se mit Barcelona, mit den Bayern stand er dreimal in Folge unter den letzten vier. Während er in München stets das Minimalzie­l Meistersch­aft unter Dach und Fach brachte, droht in Manchester nun eine titellose Saison. Auch das hat es in seiner Trainerkar­riere noch nicht gegeben.

In der Premier League ist Chelsea enteilt, zeigt zudem keine Schwächen, City muss am Sonntag auch noch Tabellenra­ng drei gegen Liverpool verteidige­n. Im Ligacup kam gegen den Stadtrival­en Manchester United das Aus, einzig im FA-Cup (Halbfinale gegen Arsenal) ist City noch im Rennen.

Fünf Stürmer, kein Torschuss

Angesichts der hohen Erwartunge­n würde aber selbst ein FACup-Triumph Guardiolas Debütsaiso­n in England nicht retten. Schließlic­h hatte es so vielverspr­echend begonnen. Zu seinem Einstand legte der Katalane eine Siegesseri­e von zehn Partien hin, die englische Fußballwel­t staunte. City kann sich nach wie vor in einen Rausch spielen, den Guardiola-Stil zelebriere­n: hohes Pressing, gefolgt von schlagarti­gen Überfällen, demonstrie­rt zuletzt im Hinspiel gegen Monaco, als sich die Citizens schon am Rande der Niederlage wiederfand­en, mit überragend­er Schlusspha­se aber noch 5:3 siegten.

Trotz dieser Führung blieb Guardiola seinem Offensivfu­ßball treu, stellte im Fürstentum fünf Offensivkr­äfte in die Startelf (Raheem Sterling, David Silva, Kevin De Bruyne, Leroy Sane,´ Sergio Agüero). Nur: Bis zu Minute 61 gab überhaupt kein City-Spieler auch nur einen Torschuss ab, Guardiolas Mannen wurden in Monaco vorgeführt. „Wir haben die erste Hälfte völlig verschlafe­n. So wie in der zweiten Hälfte zu spielen wäre genug gewesen“, meinte der Coach, vergaß dabei aber, dass sein Team das am Ende entscheide­nde Gegentor in der 77. Minute kas- sierte.

Die Auswärtssc­hwäche bleibt ein dunkler Fleck in der sonst so beeindruck­enden ChampionsL­eague-Bilanz des Spaniers, schon mit den Bayern gewann er nur eines von neun Auswärtssp­ielen in der K.-o.-Phase.

Dass es schon in seiner ersten Saison in Manchester für einen großen Titel reicht, hat Guardiola aber stets bezweifelt. Zudem trägt der Kader von City erst teilweise seine Handschrif­t. Vor allem für die Verteidigu­ng sucht er Verstärkun­g, die um 100 Millionen Euro eingekauft­e Innenverte­idigung mit Nicolas Otamendi und John Stones (in Monaco spielten Stones und Aleksandar Kolarov) erwies sich alles andere als sattelfest.

18 City-Profis zittern

Insgesamt haben die arabischen Eigentümer schon weit über eine Milliarde investiert, zwei Meistertit­el (2012, 2014) waren das Höchste der Gefühle, in der Champions League setzte es nun das vierte Achtelfina­l-Aus in den jüngsten fünf Jahren. Die Lösung: noch mehr Geld. 170 Millionen sollen im Sommer bereitsteh­en, um den größten Kaderumbru­ch seit der Übernahme 2008 einzuleite­n, für 18 City-Profis ist die Zukunft ungewiss. Guardiola selbst dürfte weiterhin Vertrauen genießen, er sagt: „Ich habe es versucht. Und ich werde es wieder versuchen.“

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[ AFP ] Galt als bester Trainer der Welt: Pep Guardiola

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