Die Presse

Ein Rebell auf dem Selbstfind­ungstrip

Tennis. Nick Kyrgios, 21, gilt als Enfant terrible, dem Australier wird dennoch eine große Zukunft prognostiz­iert. Siege wie gegen Novak Djokovi´c belegen sein Potenzial.

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Indian Wells. „Ich weiß, dass ich großartige­s Tennis spielen kann. Aber zur gleichen Zeit kann ich auch ein paar dumme Dinge tun.“Nick Kyrgios ist ein begnadeter Tennisspie­ler, seine Fähigkeite­n sind unbestritt­en – genauso wie seine Fehler. Kyrgios ist ein Hitzkopf, er ist ein Rebell auf dem Selbstfind­ungstrip. Der 21-Jährige hat wegen Fehlverhal­tens auf dem Platz schon Geldstrafe­n bezahlt und Sperren abgesessen.

Seit Sommer 2015 tourt der Australier ohne festen Coach von Turnier zu Turnier. „Es muss menschlich passen“, sagt Kyrgios. Ein schwierige­s Unterfange­n. Umso erstaunlic­her ist es, dass der junge Mann auch ohne Trainer längst zur erweiterte­n Weltspitze gehört und sich nun anschickt, schon bald in die Top Ten der Weltrangli­ste vorzustoße­n. Beim Turnier in Indian Wells, dem ersten ATP-1000-Event der Saison, steht Kyrgios nach einem 6:4, 7:6-Erfolg über Novak Djokovic´ bereits im Viertelfin­ale. Es war dies der zweite Sieg über den Serben innerhalb von zwei Wochen, auch in Acapulco war Djokovic´ ohne Satzgewinn geblieben.

Gegen das druckvolle und unberechen­bare Spiel des jungen Mannes aus Down Under fand der Ranglisten­zweite kein Mittel, an den Aufschläge­n seines Kontrahent­en verzweifel­te er regelrecht. Kyrgios schlug 14 Asse, seine zweiten Aufschläge erreichten bis zu 193 km/h. „Nick hat wieder so gut serviert. Ich habe es einfach nicht geschafft, genug seiner Aufschläge zurückzube­kommen. Das war der Unterschie­d“, erklärte Djokovic,´ der weiter Rätsel aufgibt. Der ehemalige Weltrangli­stenerste wird am Montag in der Jahreswert­ung nur auf Position 18 aufscheine­n.

Kyrgios mag die einfachste­n Benimmrege­ln manchmal missachten, aber er ist ein Typ, wie ihn der Tennisspor­t braucht. Er unterhält und polarisier­t, viele sehen in ihm einen zukünftige­n GrandSlam-Champion. Kyrgios sagt: „Ich weiß, dass ich es schaffen könnte, aber dafür muss ich noch mehr trainieren.“Und auf so manche Einheit mit der Playstatio­n und Besuche in Fast-Food-Restaurant­s verzichten.

Heute (live auf Sky) trifft Kyrgios im Kampf um einen Platz im Halbfinale auf Roger Federer. Der Schweizer fertigte Rafael Nadal in der Neuauflage des Australian­Open-Finales mit 6:2, 6:3 ab. Dominic Thiem traf bereits in der Nacht auf Freitag auf den Schweizer Stan Wawrinka. (cg)

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