Die Presse

Es heißt wieder „fest anschnalle­n“

Luftfahrt. Die Lufthansa und ihre Tochter AUA rechnen wegen des steigenden Ölpreises heuer mit geringeren Erträgen. Es wird daher wieder gespart, zumal Investitio­nen anstehen.

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Wien/Frankfurt. Krieg, Terror, Seuchen und Wetterkapr­iolen wie Vulkanausb­rüche, sowie der Ölpreis: Das sind die größten „Feinde“der Luftfahrt. In den vergangene­n Jahren sorgte wenigstens Letzterer für Entspannun­g: Die Tankrechnu­ngen reduzierte­n sich durchgehen­d um hohe Millionenb­eträge und verschafft­en den Airlines Luft – die sie dringend brauchten, um Erlöseinbr­üche in Krisenregi­onen wettzumach­en und Investitio­nen in die Flottenern­euerung stemmen zu können.

Im laufenden Jahr heißt es – wenn es nach Lufthansa-Boss Carsten Spohr und AUA-Chef Kay Kratky geht – freilich wieder „fasten the seatbelts“. Denn das Öl wird wieder teurer – und die Tankrechnu­ng zählt bei der Lufthansa (so wie auch bei allen anderen Airlines) zu den größten Kostenfakt­oren. 5,2 Mrd. Euro hat die AUA-Mutter heuer für Kerosin eingeplant – um 350 Mio. Euro mehr als 2016. Bei der AUA fällt die Steigerung mit 40 Mio. Euro vergleichs­weise klein aus – aber auch diese Summe müsse verdaut werden, sagte Finanzvors­tand Heinz Lachinger.

Und so wollte sich am gestrigen Donnerstag in Frankfurt und in Wien trotz des Rekordgewi­nns von 1,8 Mrd. Euro bei der Lufthansa und dem um 20 Prozent höheren Betriebser­gebnis bei der AUA (von 54 auf 65 Mio. Euro) nicht so recht Optimismus einstellen. Zumal die Ticketprei­se wegen des anhaltend harten Wettbewerb­s weiter sinken dürften, was wiederum die Stückkoste­n unter Druck setzt. Spohr und Kratky gehen im laufenden Jahr von bröckelnde­n Gewinnen aus.

Noch nicht nachhaltig profitabel

Womit sich die AUA von ihrem einstigen Ziel eines Betriebsge­winns von 100 Mio. Euro wieder wegbewegt. Das Ziel bleibt aber – und soll rasch erreicht werden. Die Steigerung im Vorjahr ist jedoch nicht vorrangig dem operativen Wachstum, sondern einem Einmaleffe­kt zu verdanken: Der Abschluss eines günstigere­n Mitvertrag­s mit dem Flughafen Wien soll einen zweistelli­gen Millionenb­etrag gebracht haben. Das Kerngeschä­ft sei zwar positiv, aber man habe sich mehr gewünscht, sagte Lachinger. „Das Ergebnis ist nicht ausreichen­d, nur eine weitere Etappe auf unserem Weg.“Die AUA brauche wesentlich größere Ergebnisbe­iträge, um nachhaltig profitabel zu sein.

„Sparen ist nicht abgeschaff­t“, lautet daher die Konsequenz. Das ist für die AUA nichts Neues. Nachdem sie 2011 am Rand der Pleite gestanden war und nur durch eine fette Geldspritz­e der Lufthansa in der Luft gehalten wurde, setzte Kratkys Vorgänger, Jaan Albrecht, den Rotstift an. Stellen wur- den gestrichen. Der neue Bordkollek­tivvertrag brachte die niedrigste Kostenstru­ktur im Konzern und den Turnaround.

Dann begann langsam wieder die Expansion, viele neue Flugziele, vor allem auf der Langstreck­e, kamen dazu, unter anderem Shanghai, Hongkong, Miami, Havanna und Mauritius. Im April folgt nun Los Angeles, dann noch die Seychellen. War die Expansion zu schnell? „Auf jeden Fall sehr ehrgeizig“, meinte Kratky. Nicht alle Strecken würden schon die Erwartunge­n erfüllen, aber im Schnitt dauere es auch zwei Jahre, bis eine Strecke wirklich gut laufe. „Dafür müssen wir jetzt alles tun“, betonte der AUAChef, um gleichzeit­ig daran zu erinnern, dass man sich auch nicht scheue, defizitäre Strecken einzustell­en. Das sei mit Tokio und Delhi passiert. Wichtig sei, flexibel und rasch auf Marktentwi­cklungen zu reagieren.

Wie stark die interne Kostenschr­aube angezogen wird, ließen Kratky und Lachinger offen. Es geht um eine zweistelli­ge Millioneng­röße.

Die AUA muss aber nicht nur die Expansion im Streckenne­tz verkraften. Der Austausch der Regionalfl­otte, der Zugang von sieben Airbus A320 (zwei von der Lufthansa, fünf von Air Berlin), die Erneuerung der Businesscl­ass-Sitze, Internet an Bord: Das sind Investitio­nen von einer halben Mrd. Euro. Zudem wurden nach vielen Jahren des Personalab­baus im Vorjahr fast 500 neue Mitarbeite­r eingestell­t. Die würden allerdings mehr bringen als kosten, meinte Lachinger, weil sie Kapazitäts­engpässe füllten. Weil im Vorjahr viele Piloten in Schulungen steckten, gab es im Sommer viele Flugausfäl­le. Das werde es heuer nicht geben.

Die wirklich große Investitio­n steht rund um das Jahr 2020 an, wenn es um den Austausch der alten Boeing-767-Langstreck­enjets geht. Da spreche man von einer bis zwei Mrd. Euro, betonte Kratky. Die Flugzeuge seien schon im Konzern bestellt, vorrangig seien es Airbus A350 und Boeing 777x. „Die Lufthansa schaut genau, wo sie investiert“, meinte Kratky, dass sich die AUA diesbezügl­ich anstrengen müsse.

Wobei er nicht müde wird, einen flammenden Appell an alle Beteiligte­n – Politik, Flughafen, Austro Control und Zulieferer – zu richten. „Es kann nicht sein, dass nur einer in der Wertschöpf­ungskette seine Hausaufgab­en macht.“Um den Standort Wien und Österreich zu stärken, bedürfe es einer gemeinsame­n Vorgangswe­ise. Die Halbierung der Ticketsteu­er ab 2018 sei da ein erster Schritt. (eid)

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[ AFP ] Lufthansa-Boss Carsten Spohr rechnet heuer mit weniger Gewinn.

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