Die Presse

Forschung mit den Fischers: Man landet wieder bei der Politik

Ausstellun­g. Seit Jahren unterstütz­t die ehemalige First Lady Margit Fischer Wissenscha­ftsvermitt­lung. Irgendwie hat das auch mit Donald Trump zu tun.

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER

Am Schluss landet man mit einer ehemaligen Präsidente­ngattin fast zwangsläuf­ig bei der Politik – auch, wenn es eigentlich um Wissenscha­ft geht. Während ein Dutzend Kinder – darunter ihre drei Enkeltöcht­er Anna, Una und Julia – im Ringturm erkundet, ob Lächeln ansteckend ist und weshalb magnetisch­e Kugeln länger brauchen, um durch ein Metallrohr zu rollen, spricht Margit Fischer über das Hinterfrag­en, zu dem auch die Ausstellun­g „Wechselwir­kungen“anregt.

„Gerade in einer Zeit, in der immer weniger Politiker wollen, dass ihre Aussagen und ihre Handlungen hinterfrag­t werden, ist das enorm wichtig“, sagt die 73-jährige Gründerin und Vorsitzend­e des Science-Center-Netzwerks, das die Ausstellun­g konzipiert hat. „Es muss eine Selbstvers­tändlichke­it werden, dass man Dinge hinterfrag­t. Dann hinterfrag­t man auch die Politik: den Herrn Erdogan,˘ den Herrn Trump, unsere eigenen Politiker.“

Einer der Letzteren ist selbst kurz hier: Ex-Bundespräs­ident Heinz Fischer macht seine Enkelinnen ausfindig, umarmt seine Tochter und dreht eine schnelle Runde durch den Ringturm, bevor er zu einem Termin nach Linz aufbricht. Seine Frau lässt sich inzwischen von der Jüngsten am Computer den Moire-´Effekt zeigen – jedenfalls hat die Kleine Freude an den vielfältig­en Mustern, die auftauchen.

Mathematik­kleid und Ausstellun­g

Seit Margit Fischer vor bald 25 Jahren in Vancouver erstmals erlebt hat, mit wie viel Lust, Freude und Intensität sich Kinder wie Erwachsene mit Forschung beschäftig­en können, hat sie die Idee nicht losgelasse­n. 2005 initiierte sie den Verein Science-Center-Netzwerk, der Menschen jedes Alters einen Zugang zu Wissenscha­ft ermögliche­n will. Daraus entstand im Vorjahr das mathematis­ch berechnete Kleid, das Margit Fischer zum Opernball trug. Und immer wieder gibt es interaktiv­e Ausstellun­gen wie diese, die für Volksschül­er genauso interessan­t wie für Teilnehmer eines Physikkurs­es sein können.

Und für Fischers Enkelin Anna, die plötzlich heranstürm­t und Hilfe einfordert. Es geht um ein Computersp­iel, in dem einer Person ein Allergiesc­hub verpasst werden muss – um dann herauszufi­nden, welche Rolle Antikörper, Mastzellen und der Histaminsp­iegel spielen. „Das habe ich auch oft probieren müssen“, sagt Fischer. Zwei Minu- ten später jubelt die Enkelin – geschafft. „Es geht nicht darum, dass die Kinder das Thema schon in der Tiefe verstehen“, meint Fischer. „Sie haben aber dann vielleicht eine Ahnung davon, wie Allergien funktionie­ren.“

Und auch sie selbst lerne viel dazu. Diesmal ist da etwa die Sache mit der Lebenserwa­rtung, die man per Knopfdruck ausrechnen kann – und die sich zwischen Österreich und Rumänien schon um sieben Jahre unterschei­det, der Sudan liegt 17 Jahre dahinter. Oder eine Familiensz­ene aus dem 16. Jahrhunder­t, anhand dessen die Forscher zeigen, wo sich überall Parasiten verstecken können. „Ich wäre nie drauf- gekommen, mir dieses Gemälde unter dem Aspekt der Parasiten anzusehen“, sagt Fischer.

Gäste kommen jetzt nach Hause

Viel ruhiger ist Margit Fischers Leben seit Heinz Fischers Abschied als Bundespräs­ident im Juli übrigens nicht geworden. Statt zu Staatsbesu­chen begleitet sie ihren Mann nun eben zu Vorträgen. Und manches sei weggefalle­n, dafür sei nun eben anderes dazugekomm­en, sagt sie. Das Bewirten der Gäste zum Beispiel: Sie werden nämlich jetzt – anders als einst in der Präsidents­chaftskanz­lei – in der Josefstadt selbst bekocht.

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[ Wiener Städtische/Schrammel ] Margit Fischer im Ringturm – die Enkel experiment­ieren gerade anderswo.

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