Die Presse

Des Kaisers alte Schulden

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EWer traf wen? Wo stand die abgebrannt­e Druckerei des Astronomen?

Qinst hielten sich Herrscher Hofastrolo­gen. Meist waren es finanziell­e Gründe, die gelernte Astronomen und Mathematik­er Sterndeute­rei betreiben ließen. Sie glaubten mehr daran, ihr karges Einkommen aufbessern als die Zukunft einer Person vorhersage­n zu können.

Der Hofastrolo­ge des Kaisers in Prag erhielt eines Tages den Auftrag, einem jungen böhmischen Adeligen ein Geburtshor­oskop zu erstellen. Der Sternenfor­scher nahm den Auftrag an und errechnete die Planetenko­nstellatio­n zur Zeit des angegebene­n Datums. Von einem „unruhigen Gemüt“war in dem Gutachten die Rede und davon, dass der „edle Herr“misstrauis­ch, abergläubi­sch, streitbar sowie anpackend wäre. Bald danach veröffentl­ichte der Astronom seine Planetenge­setze, die bahnbreche­nd waren, aber unbeachtet blieben.

Leider war der Herr nicht edel genug, das bestellte Horoskop auch zu bezahlen, obwohl er – wie darin prophezeit – reich heiratete. Erst nach dem Tod seiner Frau bekommt er es zu Gesicht. Da ist er bereits auf dem Sprung zu einer großen Karriere als Feldherr – und ist begeistert von den Ausführung­en des Sterndeute­rs. Nun will er wissen, ob ihm das Kriegsglüc­k hold bleiben würde; also gibt er den Auftrag zu einem weiteren Horoskop.

Der Astronom ist damals im wahrsten Sinne des Wortes abgebrannt, und zwar mit seiner Druckerei. Er sucht dringend nach einer neuen Stellung und reitet dazu in die Kaiserstad­t Prag, wo ihm der – inzwischen neue – Kaiser noch eine Menge Geld schuldet. Dort trifft er nun, 20 Jahre nach der ersten Kontaktauf­nahme, auf seinen Auftraggeb­er. Er hofft, dass der erfolgreic­he Heerführer vielleicht größere Aufgaben für ihn hat, als Horoskope anzufertig­en.

Dass die zwei unterschie­dlicher Religionsz­ugehörigke­it waren, spielte keine Rolle. Als Problem stellten sich vielmehr die Schulden heraus. Die sollte der vom Kaiser mit reichen Gütern zum Herzog erhobene Feldherr begleichen. Der bot seinem Astrologen, der ihm einen „guten, einträglic­hen Krieg“vorausgesa­gt hatte, im Übrigen aber recht vage in seinen Aussagen geblieben war, eine neue Druckerei und ein ordentlich­es Gehalt an. Bald nachdem der Astronom in das Herzogtum gezogen war, verstarb er. Die Schuld des Kaisers blieb unbegliche­n.

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