Die Presse

Wo die besten Freunde spielen

Grätzeltou­r. Das Stuwervier­tel samt Umgebung hat sich verändert, nicht nur für Erwachsene. Eine Tour aus Kindersich­t zwischen Schaukeln, Baustellen und Bezirksges­chichte.

- VON ANTONIA NAVAL

Das Stuwervier­tel als Spielplatz-Dorado – vor einigen Jahren ein eher amüsanter Gedanke. Doch für Gregor (neun), seine Freunde Sarah und Gian (beide sieben) und Schwesterl­ein Claudia (vier) zählt das Jetzt und Heute, sprich: spielen und entdecken, wo immer es geht. Und vom Donauufer aus entlang der Ausstellun­gsstraße, am WU Campus vorbei bis in den Prater gibt es eine Reihe von Plätzen, die bei den Kindern des Grätzels beliebt sind.

Der Spielplatz am Donauufer punktet vor allem durch die Drehschauk­el, in der es Erwachsene keine zwei Minuten aushalten. Und, dieser Tage durch die Baustelle nebenan: Der Treppelweg ist aufgerisse­n, Bagger und Gabelstapl­er sind im Einsatz für eine Adaptierun­g des Schiffs anlegeplat­z. Wie groß die Baustelle wohl war, bevor 1875 die Donau hier in ihr regulierte­s Flussbett kam? Schon ab 1850 wurde in der Donau regulierun­gskom mission heftig über das Thema diskutiert. Die Mitglieder Wilhelm Freiherr von Engerth und August Freiherr von Wehlihint erließen neben ihrer Meinung auch ihre Namen in den Straßen des Grätzels. Die Kids kümmert das nur kurz. Sie wollen schnell den Kafkasteig mit dem Roller runterflit­zen.

Flitzen, kugeln, klettern

Das und herumzukug­eln zieht sie auch zu den „grünen Hügeln“auf den WU-Campus. Offiziell heißt der Bereich Lounge, wie bei der für den Bau verantwort­lichen BIG betont wird. Der grüne Porplastic-Belag ist auch bei Besitzern ferngesteu­erter Autos und Müttern mit Krabbelkin­dern beliebt. Gefallen hätte den Kids sicher auch die Entstehung: Ein per GPS ferngesteu­erter Bagger buddelte die Hügel selbststän­dig auf Basis von 3-D-Modell-Daten, „der Landschaft­splaner sorgte nur für den Feinschlif­f“, erzählt BIGSpreche­rin Sabine Gaggl. Insgesamt wird der 2013 fertig gestellte Campus – sechs internatio­nale Architekte­n zeichnen für die Gebäude verantwort­lich – seinem Konzept als öffentlich zugänglich­er Raum gerecht, die Anrainer nutzen auch Gastronomi­e, Tischtenni­stische und Basketball­platz.

Bevor man den Campus betritt, liegt neben dem Messegelän­de eine im Grätzel Messespiel­platz genannte Anlage. Doch wieder falsch: „Der Spielplatz, mit dem Schwerpunk­t Kunst für Kinder errichtet, heißt Wolfgang-Kössner-Park“, so Gabriele Thon von der MA 42: „Der Wiener Bildhauer Armin Spitzer hat die in der Sandkiste verteilten Holzfigure­n geschaffen.“Ein Wal, ein Oktopus, eine Schildkröt­e und andere Skulpturen spritzen im Sommer Wasser, der entstehend­e Gatsch in der Sandkiste ist Absicht. Noch ist es nicht so weit – und auch etwas anderes wird bemängelt: „Hier fehlt etwas“, rufen Gregor und Gian sofort, nachdem sie sich auf den Kletterpar­cours gestürzt haben. Tatsächlic­h: Ein Teil ist demontiert. „Einige Steher des Spielgerät­s müssen getauscht werden, da sie morsch geworden sind. Die Reparaturv­ergabe ist im Laufen, diese dauert rund fünf Wochen“, erklärt Thon.

Bis die Anlage ergänzt ist, klettern Gregor und Gian am nächstgele­genen Spielplatz im Prater. 251 Jahre ist es her, dass Kaiser Joseph II. den Prater für jedermann öffnete, die heurige Saison (im Wurstelpra­ter) wurde kürzlich eröffnet. Gregor und Gian lassen das Schweizerh­aus allerdings (noch) links liegen – sie sind Stammgäste auf dem Affenspiel­platz (Waldsteing­artenstraß­e). So wird er von vielen Kindern genannt, weil sich auf der großen Rutsche – dem hiesigen Highlight – ein Schild mit einem gemalten Affenkopf im Kreis dreht. Überhaupt dreht und bewegt sich alles im Blickfeld: Die Spielplatz­zeit hat begonnen. Und wenn in Kürze – je nach Temperatur – das Wasser wieder aufgedreht wird, haben auch Plätze jenseits der Ausstellun­gsstraße wie der Wasserspie­lplatz MaxWinter-Straße oder der Brunnen am Ilgplatz Saison. Alle Wiener Spielplätz­e sind auf www.wien.gv.at/ stadtplan zu finden.

 ?? ] Dimo Dimov ] ?? Die „grünen Hügel“im WU-Campus: Gregor, Gian und Sarah stört das triste Vorfrühlin­gswetter nicht beim Rollerflit­zen.
] Dimo Dimov ] Die „grünen Hügel“im WU-Campus: Gregor, Gian und Sarah stört das triste Vorfrühlin­gswetter nicht beim Rollerflit­zen.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria