Strom predigen und Diesel verbrennen
Die Regierung selbst hält offenbar nichts von ihrer E-Mobilitätsstrategie.
Z u Wochenbeginn haben die Landesenergieversorger eine Vereinheitlichung ihrer Ladestationen für Elektroautos angekündigt. Eine wichtige Maßnahme, denn ein unterdimensioniertes und durch unterschiedliche Bezahlsysteme zersplittertes Stromtankstellennetz gehört neben mangelnder Reichweite der immer noch viel zu teuren E-Autos zu den wesentlichen Bremsen für die (derzeit eben noch weitgehend fehlende) Alltagstauglichkeit der E-Mobilität.
Kein Wunder, dass zu diesem denkwürdigen Ereignis auch zwei Minister angereist waren: Der für Umwelt und der für Infrastruktur. Die Regierung hat sich ja die starke Forcierung der Elektromobilität zum Ziel gesetzt und will dies unter anderem mit hohen Förderungen für E-Autos und mit Behinderungen für die alte, umweltschädliche Verbrennertechnologie durchsetzen.
Besonders abgesehen hat es die Politik auf die als Feinstaub- und Stickoxidschleudern verunglimpften „Dieselstinker“. Da wird unter anderem eine Anhebung der Mineralölsteuer auf Diesel diskutiert. Im Raum stehen auch innerstädtische Fahrverbote für Dieselfahrzeuge. A ber wir schweifen ab: Zwei Minister waren also zur StromtankstellenPräsentation angereist. Wenn sie das mit ihren Dienstautos getan haben, dann sind sie in einem BMW 730d xDrive (Durchschnittsverbrauch sieben bis acht Liter Diesel auf 100 Kilometer) und einem BMW 740 Le xDrive (der kann als Plug-in-Hybrid 42 Kilometer elektrisch fahren, danach verbrennt er sieben bis acht Liter Superbenzin auf 100 Kilometer) vorgefahren.
Durchaus vernünftige Autos, wenn man viel unterwegs ist. Aber wollen uns die Herrschaften E-Autos nicht dauernd als längst markttauglich einreden? Der Fuhrpark der Regierung sieht jedenfalls nicht danach aus, als ob man selbst daran glauben würde: Das dominante Fahrzeug dort ist der 7er BMW in der Drei-LiterDieselversion. Diesel! Igitt!!
Jetzt sind wir ein bisschen verwirrt: Um den Preis eines „Siebeners“bekommt man auch einen rein elektrischen Tesla. Okay: Die Reichweite, das umständliche Tanken, wir verstehen. Aber irgendwie sollte speziell Umweltpolitik auch glaubhaft sein. Dem Pöbel den Diesel madig machen, aber selbst damit herumfahren, also Strom predigen und Diesel verbrennen – das sieht nicht nach glaubwürdiger Politik aus.