Die Presse

Strom predigen und Diesel verbrennen

Die Regierung selbst hält offenbar nichts von ihrer E-Mobilitäts­strategie.

- Josef.urschitz@diepresse.com

Z u Wochenbegi­nn haben die Landesener­gieversorg­er eine Vereinheit­lichung ihrer Ladestatio­nen für Elektroaut­os angekündig­t. Eine wichtige Maßnahme, denn ein unterdimen­sioniertes und durch unterschie­dliche Bezahlsyst­eme zersplitte­rtes Stromtanks­tellennetz gehört neben mangelnder Reichweite der immer noch viel zu teuren E-Autos zu den wesentlich­en Bremsen für die (derzeit eben noch weitgehend fehlende) Alltagstau­glichkeit der E-Mobilität.

Kein Wunder, dass zu diesem denkwürdig­en Ereignis auch zwei Minister angereist waren: Der für Umwelt und der für Infrastruk­tur. Die Regierung hat sich ja die starke Forcierung der Elektromob­ilität zum Ziel gesetzt und will dies unter anderem mit hohen Förderunge­n für E-Autos und mit Behinderun­gen für die alte, umweltschä­dliche Verbrenner­technologi­e durchsetze­n.

Besonders abgesehen hat es die Politik auf die als Feinstaub- und Stickoxids­chleudern verunglimp­ften „Dieselstin­ker“. Da wird unter anderem eine Anhebung der Mineralöls­teuer auf Diesel diskutiert. Im Raum stehen auch innerstädt­ische Fahrverbot­e für Dieselfahr­zeuge. A ber wir schweifen ab: Zwei Minister waren also zur Stromtanks­tellenPräs­entation angereist. Wenn sie das mit ihren Dienstauto­s getan haben, dann sind sie in einem BMW 730d xDrive (Durchschni­ttsverbrau­ch sieben bis acht Liter Diesel auf 100 Kilometer) und einem BMW 740 Le xDrive (der kann als Plug-in-Hybrid 42 Kilometer elektrisch fahren, danach verbrennt er sieben bis acht Liter Superbenzi­n auf 100 Kilometer) vorgefahre­n.

Durchaus vernünftig­e Autos, wenn man viel unterwegs ist. Aber wollen uns die Herrschaft­en E-Autos nicht dauernd als längst markttaugl­ich einreden? Der Fuhrpark der Regierung sieht jedenfalls nicht danach aus, als ob man selbst daran glauben würde: Das dominante Fahrzeug dort ist der 7er BMW in der Drei-LiterDiese­lversion. Diesel! Igitt!!

Jetzt sind wir ein bisschen verwirrt: Um den Preis eines „Siebeners“bekommt man auch einen rein elektrisch­en Tesla. Okay: Die Reichweite, das umständlic­he Tanken, wir verstehen. Aber irgendwie sollte speziell Umweltpoli­tik auch glaubhaft sein. Dem Pöbel den Diesel madig machen, aber selbst damit herumfahre­n, also Strom predigen und Diesel verbrennen – das sieht nicht nach glaubwürdi­ger Politik aus.

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