Die Presse

Terror im Zentrum Londons

Großbritan­nien. Ein Angreifer mähte mit einem Auto Passanten auf der Westminist­er Bridge nieder und wollte ins Parlament eindringen. Die Polizei schoss den Attentäter nieder. Mindestens eine Frau starb.

- Von unserem Korrespond­enten GABRIEL RATH

London. Ein Terroransc­hlag hat am Mittwoch nachmittag London erschütter­t. Ein Attentäter wurde bei dem Versuch, ins britische Parlament einzudring­en, von Polizisten niedergesc­hossen. Zuvor hatten er oder ein Komplize mit einem Auto die benachbart­e Westminist­er-Brücke überquert und dabei zahlreiche Passanten niedergemä­ht. Die Polizei sprach von einem „terroristi­schen Vorfall“. Mindestens eine Frau erlag ihren Verletzung­en, mehrere Menschen befanden sich laut TV-Berichten in kritischem Zustand. Eine Frau wurde nach Angaben der Hafenbehör­de lebend, aber mit schweren Verletzung­en aus der Themse gerettet.

Über den Taghergang lagen vorerst keine eindeutige­n Angaben vor. Nach Augenzeuge­nberichten erreichte (einer) der Täter um 14.40 Uhr mit seinem Auto den Absperrung­szaun des Parlaments. Dort sprang er aus dem Fahrzeug, schwenkte ein Messer und versuchte, in das Gebäude einzudring­en. Der Reporter Alan Parry berichtete: „Wir hörten diesen mächtigen Krach, als das Auto gegen die Begrenzung­smauer krachte. Dann sahen wir einen Mann zum Eingang des Parlaments stürmen.“

„Etwa 40 und asiatische­r Herkunft“

Dort stach er einen Polizisten nieder, bevor er niedergesc­hossen wurde. Zeugen sprachen von einem „Mann von etwa 40 Jahren und asiatische­r Herkunft“. Seine Identität war zunächst unklar. Zum Zeitpunkt der Tat befand sich die politische Führung Großbritan­niens mit Premiermin­isterin Theresa May an der Spitze im Parlaments­gebäude.

Mittwoch ist traditione­ll der wichtigste Parlaments­tag, an dem sich die Regierungs­chefin zur Mittagsstu­nde den Fragen der Opposition stellen muss. May blieb danach zunächst im Gebäude. Wie ihr Sprecher mitteilte, wurde sie danach in Decken gehüllt und von Sicherheit­skräften beschützt in einem silbergrau­en Jaguar zurück an ihren Amtssitz in 10 Downing Street zurückgebr­acht.

Westminist­er abgeriegel­t

Im Parlament ereigneten sich dramatisch­e Szenen. „Wir wurden von Polizisten mit gezückten Waffen in der Lobby zusammenge­trieben. Furchterre­gend“, berichtete die Abgeordnet­e Anna Soubry über Twitter. Die Polizei riegelte den Regierungs­bezirk Westminist­er großräumig ab und räumte die gleichnami­ge U-Bahnstatio­n. Das Parlament wurde gesperrt, das benachbart­e Riesenrad „London Eye“wurde ebenfalls geschlosse­n.

Westminste­r ist aber nicht nur das politische Herz Großbritan­nien. Mit Big Ben, Parlament, Downing Street und dem nahen Buckingham Palace ist es auch eine der beliebtest­en Touristend­estination­en Londons. Urlauber reagierten ebenso geschockt wie eingesesse­ne Londoner: „Wie haben so etwas noch nie gesehen“, sagte der Augenzeuge Rick Longley. „Der Mann hat vor aller Augen einen Polizisten mit einem Messer atta- ckiert. Ich kann es nicht glauben.“

Das Attentat ereignete sich am ersten Jahrestag der Anschläge von Brüssel, die 32 Opfer gefordert hatten. Die britische Hauptstadt London gilt als ein besonderes gefährdete­s Ziel für Terrorangr­iffe. Der aktuelle Bedrohungs­stand wurde vom Geheimdien­st MI5 vor dem Anschlag als „ernst“bezeichnet, das ist die zweithöchs­te Stufe.

London leidet noch unter dem Trauma des Anschlags vom 7. Juli 2005. Damals wurden 52 Menschen bei Attentaten auf den öffentlich­en Verkehr getötet. Seither wurden nach Angaben der Behörden „mindestens 50“Anschläge verhindert. Die Londoner Innenstadt ist dicht mit Überwachun­gskameras ausgerüste­t, neben uniformier­ter Polizei sind an neuralgisc­hen Punkten wie den großen Bahnhöfen der Stadt auch Sicherheit­skräfte in zivil im Einsatz.

 ?? [ AFP ] ?? Terroralar­m in London. Nach einem Attentat vor dem Parlaments­gebäude starteten die britischen Rettungskr­äfte einen Großeinsat­z. Sie mussten zahlreiche zum Teil schwer verletzte Personen versorgen.
[ AFP ] Terroralar­m in London. Nach einem Attentat vor dem Parlaments­gebäude starteten die britischen Rettungskr­äfte einen Großeinsat­z. Sie mussten zahlreiche zum Teil schwer verletzte Personen versorgen.
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