Terror im Zentrum Londons
Großbritannien. Ein Angreifer mähte mit einem Auto Passanten auf der Westminister Bridge nieder und wollte ins Parlament eindringen. Die Polizei schoss den Attentäter nieder. Mindestens eine Frau starb.
London. Ein Terroranschlag hat am Mittwoch nachmittag London erschüttert. Ein Attentäter wurde bei dem Versuch, ins britische Parlament einzudringen, von Polizisten niedergeschossen. Zuvor hatten er oder ein Komplize mit einem Auto die benachbarte Westminister-Brücke überquert und dabei zahlreiche Passanten niedergemäht. Die Polizei sprach von einem „terroristischen Vorfall“. Mindestens eine Frau erlag ihren Verletzungen, mehrere Menschen befanden sich laut TV-Berichten in kritischem Zustand. Eine Frau wurde nach Angaben der Hafenbehörde lebend, aber mit schweren Verletzungen aus der Themse gerettet.
Über den Taghergang lagen vorerst keine eindeutigen Angaben vor. Nach Augenzeugenberichten erreichte (einer) der Täter um 14.40 Uhr mit seinem Auto den Absperrungszaun des Parlaments. Dort sprang er aus dem Fahrzeug, schwenkte ein Messer und versuchte, in das Gebäude einzudringen. Der Reporter Alan Parry berichtete: „Wir hörten diesen mächtigen Krach, als das Auto gegen die Begrenzungsmauer krachte. Dann sahen wir einen Mann zum Eingang des Parlaments stürmen.“
„Etwa 40 und asiatischer Herkunft“
Dort stach er einen Polizisten nieder, bevor er niedergeschossen wurde. Zeugen sprachen von einem „Mann von etwa 40 Jahren und asiatischer Herkunft“. Seine Identität war zunächst unklar. Zum Zeitpunkt der Tat befand sich die politische Führung Großbritanniens mit Premierministerin Theresa May an der Spitze im Parlamentsgebäude.
Mittwoch ist traditionell der wichtigste Parlamentstag, an dem sich die Regierungschefin zur Mittagsstunde den Fragen der Opposition stellen muss. May blieb danach zunächst im Gebäude. Wie ihr Sprecher mitteilte, wurde sie danach in Decken gehüllt und von Sicherheitskräften beschützt in einem silbergrauen Jaguar zurück an ihren Amtssitz in 10 Downing Street zurückgebracht.
Westminister abgeriegelt
Im Parlament ereigneten sich dramatische Szenen. „Wir wurden von Polizisten mit gezückten Waffen in der Lobby zusammengetrieben. Furchterregend“, berichtete die Abgeordnete Anna Soubry über Twitter. Die Polizei riegelte den Regierungsbezirk Westminister großräumig ab und räumte die gleichnamige U-Bahnstation. Das Parlament wurde gesperrt, das benachbarte Riesenrad „London Eye“wurde ebenfalls geschlossen.
Westminster ist aber nicht nur das politische Herz Großbritannien. Mit Big Ben, Parlament, Downing Street und dem nahen Buckingham Palace ist es auch eine der beliebtesten Touristendestinationen Londons. Urlauber reagierten ebenso geschockt wie eingesessene Londoner: „Wie haben so etwas noch nie gesehen“, sagte der Augenzeuge Rick Longley. „Der Mann hat vor aller Augen einen Polizisten mit einem Messer atta- ckiert. Ich kann es nicht glauben.“
Das Attentat ereignete sich am ersten Jahrestag der Anschläge von Brüssel, die 32 Opfer gefordert hatten. Die britische Hauptstadt London gilt als ein besonderes gefährdetes Ziel für Terrorangriffe. Der aktuelle Bedrohungsstand wurde vom Geheimdienst MI5 vor dem Anschlag als „ernst“bezeichnet, das ist die zweithöchste Stufe.
London leidet noch unter dem Trauma des Anschlags vom 7. Juli 2005. Damals wurden 52 Menschen bei Attentaten auf den öffentlichen Verkehr getötet. Seither wurden nach Angaben der Behörden „mindestens 50“Anschläge verhindert. Die Londoner Innenstadt ist dicht mit Überwachungskameras ausgerüstet, neben uniformierter Polizei sind an neuralgischen Punkten wie den großen Bahnhöfen der Stadt auch Sicherheitskräfte in zivil im Einsatz.