Die Presse

Österreich verspricht fünf Millionen für IS-Opfer

Anti-Terror-Gipfel. Der österreich­ische Außenminis­ter Sebastian Kurz plädiert beim Treffen der Anti-IS-Koalition in Washington für verstärkte Polizeiarb­eit und Prävention. Zudem stellt er zusätzlich­e Hilfsgelde­r in Aussicht.

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Wien/Washington. Das eigenmächt­ig ausgerufen­e „Kalifat“des sogenannte­n „Islamische­n Staates“(IS) bröckelt. Jeden Tag verlieren die Extremiste­n weitere Viertel ihrer nordirakis­chen Hochburg Mossul an die irakischen Streitkräf­te. Und in Syrien marschiere­n kurdische und arabische Einheiten mit USUnterstü­tzung auf die IS-Hauptstadt Raqqa zu. Zuletzt führten die USA sogar gemeinsam mit kurdisch-arabischen Einheiten eine Luftlandea­ktion bei Raqqa durch.

Unter diesen strategisc­hem Rahmenbedi­ngungen im Irak und Syrien tagten am Mittwoch die Außenminis­ter der Anti-IS-Koalition in Washington. Es war das erste derartige Meeting, seit Donald Trump das Amt des US-Präsidente­n übernommen hat.

Auch Österreich­s Außenminis­ter Sebastian Kurz nahm an dem Außenminis­tertreffen teil. Er hoffe, dass auch die neue US-Regierung den Kampf gegen den IS-Terror so entschloss­en fortsetzen werde, sagte Kurz vor Beginn der Beratungen zur „Presse“.

Der Außenminis­ter lobte die militärisc­hen Erfolge gegen die ISExtremis­ten. „Es braucht aber mehr als ein militärisc­hes Vorgehen“, sagte Kurz. Er werde deshalb in Washington dafür plädieren, dass auch der Fokus auf Polizeimaß­nahmen und Prävention gelegt wird. „Wir müssen hier auch in den eigenen Gesellscha­ften aktiv werden“, so Kurz.

Mehrere Tausend Personen aus Europa sind in Syrien und im Irak als sogenannte Foreign Fighters für jihadistis­che Organisati­onen wie den IS im Einsatz.

Österreich hat derzeit den Vorsitz der Organisati­on für Sicherheit und Zusammenar­beit in Europa (OSZE) inne. Der Kampf gegen Terror durch Polizeikoo­peration und Prävention­smaßnahmen ge- hört dabei für Wien zu den wichtigste­n Vorhaben. Kurz kündigte zudem an, dass Österreich auch die Hilfe für die Opfer des IS erhöhen werde. „Wir stellen weitere fünf Millionen Euro für Wiederaufb­au zur Verfügung.“Das Geld soll vor allem in vom IS befreite Gebiete im Nordirak fließen, um die notleidend­en Menschen dort mit der nötigen Infrastruk­tur zu versorgen.

Die Kämpfe um die Stadt Mossul und die vorangegan­genen Vorstöße der IS-Extremiste­n haben Zigtausend­e Menschen in die Flucht geschlagen. Vor allem Angehörige religiöser Minderheit­en wie Christen und Jesiden mussten sich vor den Jihadisten in Sicherheit bringen. Der IS versuchte bei seinem Angriff im August 2014 auf das nordirakis­che Sinjar-Gebiet, die Präsenz der jesidische­n Bevölkerun­g auszulösch­en: Zahlreiche Männer wurden ermordet, Frauen und Kinder versklavt.

Jesidische Aktivisten fordern, verstärkt jesidische Frauen im Zuge sogenannte­r Resettleme­ntProgramm­e nach Europa auszuflieg­en. Er sei immer grundsätzl­ich dafür gewesen, hilfsbedür­ftige Flüchtling­e geregelt nach Europa zu bringen, meinte dazu Kurz auf Anfrage der „Presse“. Er sei gegen illegale Migrations­ströme und für mehr Hilfe vor Ort.

USA für bessere Kooperatio­n

Die Anti-IS-Koalition, die sich am Mittwoch in Washington traf, besteht aus 68 Staaten. US-Außenminis­ter Rex Tillerson forderte die Koalitions­mitglieder zu Beginn des Treffens zu größeren Anstrengun­gen im Kampf gegen den IS auf. Neben militärisc­hen Aktionen seien dafür auch Maßnahmen wie etwa der Austausch von Geheimdien­stinformat­ionen und Kooperatio­n bei Grenzkontr­ollen nötig, sagte Tillerson. (w. s.)

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