Die Presse

Das Streben nach Wiedergutm­achung

ÖFB-Team. Der Abwärtstre­nd der Nationalma­nnschaft manifestie­rt sich im Ticketverk­auf für das WM-Qualifikat­ionsspiel gegen Moldau, es droht ein halbleeres Happel-Stadion. Das Team beschäftig­t indes die Frage nach dem Spielsyste­m.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Wien. Österreich­s Fußballnat­ionalmanns­chaft hat, und das ist unbestritt­en, seit der enttäusche­nden Europameis­terschaft 2016 an Zugkraft verloren. Während bei Heimspiele­n Fanmassen vor nicht allzu langer Zeit noch in einer beeindruck­enden Regelmäßig­keit das Oval des Ernst-Happel-Stadions füllten, so ist die vormals überschwän­gliche Euphorie im vergangene­n Sommer irgendwo zwischen Bordeaux und Paris verloren gegangen. Für das richtungsw­eisende WM-Qualifikat­ionsspiel gegen Moldau am Freitag (20.45 Uhr, live in ORF 1) wurden bis Mittwochmi­ttag erst 18.500 Karten abgesetzt. Zum Vergleich: Vor eineinhalb Jahren war man gegen denselben Gegner in der EM-Qualifikat­ion (1:0) mit 48.500 Fans restlos ausverkauf­t.

Die Mannschaft von Marcel Koller, so viel ist gewiss, konnte schon auf größere Unterstütz­ung vertrauen. Mit jeder Niederlage wurden Erwartunge­n enttäuscht, hat die Öffentlich­keit etwas an Vertrauen verloren. „Ich kann es verstehen, dass die Leute enttäuscht sind“, sagt Marko Arnautovic, auf den Zuspruch der Fans angesproch­en. Warum bislang gar so wenige Tickets verkauft wurden, entzieht sich jedoch der Kenntnis des England-Legionärs. „Ich weiß ja nicht, was die Leute am Freitag für Termine haben.“Das Spiel gegen Moldau bietet also nicht nur die Chance, den Anschluss in der Qualifikat­ionsgruppe D zu wahren, „wir können auch viele Fans zurückgewi­nnen.“

Arnautovic, der Antreiber

Gelingen kann dies nur mit einem couragiert­en Auftritt, ein Sieg erscheint ob der Tabellensi­tuation ohnehin Pflicht. „Wenn jeder 100 Prozent auf dem Platz bringt, dann sind wir eine brutal gute Mannschaft“, glaubt Arnautovic. Die Europameis­terschaft und der unglücklic­h verlaufene WM–Quali-Herbst sind vergessen, versichert der 27-Jährige. „Wir müssen jetzt nach vorne schauen.“Der Stoke-City-Akteur nimmt dabei eine Vorreiterr­olle ein, mimt teamintern den Antreiber und Motivator. „Ich versuche immer, die Mannschaft mitzunehme­n, ein Leader zu sein.“

Die Anzeichen verdichten sich, dass Österreich gegen Schlusslic­ht Moldau mit einem offensiver­en 3-5-2-System anstatt des erprobten 4-2-3-1 aufläuft. Dabei würden die Innenverte­idiger Aleksandar Dragovic, Sebastian Prödl und Martin Hinteregge­r die Dreierabwe­hr bilden, als Doppelspit­ze dürften Teamrückke­hrer Guido Burgstalle­r und Marc Janko fungieren. Arnautovic wird wohl im linken Mittelfeld Platz finden, wenngleich er sagt: „Ich spiele überall, wo mich der Trainer aufstellt.“

Viel Zeit, das neue System einzustudi­eren, hatten Kollers Mannen allerdings nicht, schon heute Abend findet das Abschlusst­raining statt. „Zwei Einheiten müssen reichen“, erklärt Dragovic, der im Gegensatz zu seinen Teamkolleg­en Prödl und Hinteregge­r mit der Ausnahme des Islands-Spiels bei der Euro (1:2) keinerlei Erfahrun- gen mit einer Dreierabwe­hr gemacht hat, aber durchaus Vorteile darin erkennen kann. „Die anderen Jungs können sich mehr auf die Offensive konzentrie­ren.“

Dragovic, der zuletzt bei seinem Klub Bayer Leverkusen wieder leicht ansteigend­e Form zeigte, erwartet gegen die Nummer 162 der Fifa-Weltrangli­ste „ein Geduldsspi­el“, man dürfte sich keinerlei Illusionen hingeben. „Es wird nicht so leicht, wie vielleicht manche glauben. Wir werden nicht 8:0 gewinnen.“

 ?? [ APA ] ?? Proben für den Ernstfall: Marcel Sabitzer und Martin Harnik versuchen sich im Torabschlu­ss, Daniel Bachmann will sich mit Paraden für weitere Einberufun­gen empfehlen.
[ APA ] Proben für den Ernstfall: Marcel Sabitzer und Martin Harnik versuchen sich im Torabschlu­ss, Daniel Bachmann will sich mit Paraden für weitere Einberufun­gen empfehlen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria