Die Presse

Junge Grüne rebelliere­n gegen die Mutterpart­ei

Konflikt. Flora Petrik, Sprecherin der grünen Jugendorga­nisation, fordert Eva Glawischni­g zum Rücktritt auf. Der Hintergrun­d: der Umgang mit einer grünen ÖH-Splittergr­uppe. Es ist nicht das erste Mal, dass es kracht.

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER

Wien. Flora Petrik weiß, wie sie Öffentlich­keit bekommt: Vor zwei Tagen forderte die Chefin der Jungen Grünen, den Titel Professor an den Schulen abzuschaff­en. Nun ruft Petrik ihre Parteichef­in zum Rücktritt auf. „Ich denke, wir Grüne bräuchten jetzt eine massive Öffnung, Verbreiter­ung und Demokratis­ierung“, schreibt sie in einem offenen Brief an Eva Glawischni­g. Bei allem, was sie geleistet habe, sei sie nicht die Person, die die Grünen in einen „demokratis­chen Aufbruch“führen könne. „Daher wäre es ein verantwort­ungsvoller Schritt, wenn du Platz für andere machst.“

Hintergrun­d ist ein Konflikt unter grünen Studentenv­ertretern. Im Vorjahr haben sich Studierend­e in Linz und Graz von den grün-alternativ­en Studierend­en der Gras abgespalte­n. Petrik wirft Glawischni­g nun vor, mit Druck und Erpressung verhindern zu wollen, dass die Jungen Grünen die neuen Grünen Studierend­en unterstütz­en – in den Worten Petriks eine starke Studierend­enorganisa­tion, die demokratis­cher sei als die Gras und die sich für mehr Mitglieder öffne. Der grüne Bundesgesc­häftsführe­r, Robert Luschnik, weist diese Vorwürfe zurück: Es sei „inhaltlich falsch“und „teils absurd“, was die Jungen Grünen der Parteichef­in da vorwerfen. Die Gras sei die von den Grünen anerkannte Studenteno­rganisatio­n. Alle Parteigrem­ien hätten klargemach­t, dass es kein Verständni­s dafür gebe, wenn Personen aus dem Umfeld der Jungen Grünen Gegenstruk­turen aufbauen.

Spannungen mit Parteijuge­nd

Es ist nicht das erste Mal, dass es zwischen der grünen Jugendorga­nisation und der Bundespart­eispitze kracht. Vor drei Jahren drohte Glawischni­g der Jugend sogar mit dem Rauswurf, nachdem diese auf einer Webseite Platz für Hassparole­n gegen die Gäste des Akademiker­balls geboten hatte. In einer ersten Reaktion warf der damalige Chef der Jungen Grünen, Cengiz Kulac, der Parteichef­in „schlechten Stil“vor – um dann doch einzulenke­n.

Seine Nach-Nachfolger­in Petrik trat ihren Job an der Spitze der offizielle­n Jugendorga­nisation – die jedoch anders als etwa die Sozialisti­sche Jugend nicht in die Parteigrem­ien eingebunde­n ist – mit Kritik an. Kurz nach ihrer Wahl zur Sprecherin von rund 4000 Jungen Grü- nen – ein Drittel davon auch Parteimitg­lieder – warf sie den Grünen im „Standard“im Jänner Abgehobenh­eit vor. Was Glawischni­g nicht allzu ernst zu nehmen schien: Sie tat das als die übliche Kritik der Jugend an der Mutterpart­ei ab.

Das mit der Mutterpart­ei kann man bei Petrik übrigens wörtlich nehmen: Die 22-jährige Studentin ist nämlich die Tochter der burgenländ­ischen Grünen-Landesspre­cherin, Regina Petrik. Die den aktuellen Brief ihrer Tochter im Gespräch mit der „Presse“folgenderm­aßen kommentier­t: „Die Jungen schießen schon einmal übers Ziel hinaus, wenn sie für ein Thema brennen.“Sie selbst stehe „voll und ganz“hinter Eva Glawischni­g.

Aufforderu­ng ist übertriebe­n

Laut dem Ex-Jungen-Grünen und Bundesrat David Stögmüller geht es ohnehin vor allem um die Lösung des Studentenk­onflikts. Der Oberösterr­eicher hält die neuen Grünen Studierend­en für eine gute Sache, die Rücktritts­aufforderu­ng aber für übertriebe­n. „Die Jugend muss laut sein – aber von einer Obfraudeba­tte halte ich nichts.“

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[ Junge Grüne/OTS ] Das mit der Mutterpart­ei gilt bei Flora Petrik wörtlich: Sie ist die Tochter der grünen Landeschef­in im Burgenland.

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