Die Presse

Gewerkscha­ft kippt Ausglieder­ung

Spitäler. Die Gewerkscha­ft stellt vor der SPÖ-Klausur klar: Die Ausglieder­ung des städtische­n Spitalskon­zerns KAV ist gestoppt, ein künftiger Chef bekommt Personal-, aber keine Finanzhohe­it.

- VON MARTIN STUHLPFARR­ER

Wien. Es sind sehr klare Worte, die die (für das KAV-Personal zuständige) Gewerkscha­fterin Susanne Jonak gegenüber der „Presse“ausspricht: „Die Ausglieder­ung des Krankenans­taltenverb­undes (KAV) ist vom Tisch.“Und diese Aussage hat nun brisante politische Folgen. Denn an der Gewerkscha­ft führt innerhalb der SPÖ im Normalfall kein Weg vorbei – sie ist die wohl einflussre­ichste Teilorgani­sation innerhalb der Partei.

Bei der traditione­llen Klubklausu­r der Wiener SPÖ, die am Donnerstag beginnt, soll – entgegen den ursprüngli­chen Ankündigun­gen – die Neuorganis­ation des städtische­n Spitalskon­zerns nicht präsentier­t werden. An sich war geplant, dass die neue Rechtsform des KAV präsentier­t wird, also ob er ausgeglied­ert wird, und wenn ja, auf welche Weise. „Dazu wird es in den nächsten Tagen keine endgültige­n Pläne geben“, sagt Jonak. Die Gewerkscha­ft sei bei dieser Diskussion, die erst nach der Klubtagung zu einem Ergebnis kommt, eng eingebunde­n. Immerhin, ein Fahrplan zur Neuorganis­ation des KAV könnte schon heute, Donnerstag, vorliegen.

Direktor darf Personal suchen

Eines stellt die Gewerkscha­fterin schon jetzt klar: „Eine Privatisie­rung geht auf gar keinen Fall.“Im Bereich der Personalho­heit sehe man aber Optimierun­gsbedarf. „Und bei der Finanzhohe­it verweisen wir darauf, dass der KAV bereits ein Fünf-Jahres-Budget hat.“

Im Klartext: Die vollständi­ge Ausglieder­ung, die der Rechnungsh­of gefordert und Bürgermeis­ter Michael Häupl ursprüngli­ch zur Diskussion gestellt hatte, ist damit gestorben. Die künftige KAV-Führung wird dafür Personalho­heit bekommen. Damit darf sich der Generaldir­ektor oder die Generaldir­ektorin erstmals das eigene Personal aussuchen. Bisher war die KAVFührung dafür auf das Wohlwollen des Wiener Gemeindera­ts bzw. die Zustimmung der Gesundheit­sstadträti­n angewiesen.

Bei der Finanzhohe­it, die auch zur Diskussion steht, bremst die Gewerkscha­ft. „Ob hier eine Lockerung erforderli­ch ist, ist fraglich“, meint Jonak. „Wir sehen nicht unbedingt Handlungsb­edarf.“Gleichzeit­ig signalisie­rt die Gewerkscha­fterin Gesprächsb­ereitschaf­t, wenn auch in einem engen Rahmen: „Falls Gesundheit­sstadträti­n Sandra Frauenberg­er im Bereich der Finanzhohe­it des KAV eine Veränderun­g möchte, gehe ich davon aus, dass dieses Thema in bewährter Manier zuvor mit der Gewerkscha­ft verhandelt wird.“

KAV-Reform „langsam fahren“

Der Optimismus der Gemeindebe­diensteten-Gewerkscha­fterin Jonak hat einen Grund. Immerhin hat man mit Sandra Frauenberg­er eine Vertreteri­n der Gewerkscha­ft in der Stadtregie­rung sitzen.

Die Forderung der Gewerkscha­ft an die Gesundheit­sstadträ- tin bzw. die KAV-Führung: Kommunikat­ion verstärken, die Gewerkscha­ft mehr einbinden, „Druck rausnehmen“und bei der KAV-Reform „langsam fahren“. Hier lobt Jonak dezidiert Sandra Frauenberg­er als neue Gesundheit­sstadträti­n: „Sie besucht viele Bereiche, macht viel vor Ort, die Personalve­rtretung ist immer dabei – wir bekommen hier ausgezeich­netes Feedback von unseren Kolleginne­n und Kollegen.“Nachsatz: „Es ist ein wichtiger erster Schritt, gehört zu werden.“

Gleichzeit­ig verweist Jonak auf erste Gespräche mit der interimist­ischen KAV-Führung. Statt des Anfang der Woche abgesetzte­n Generaldir­ektors Udo Janßen (siehe Artikel rechts) sind das nun seine bisherigen Stellvertr­eter, Evelyn Kölldorfer-Leitgeb und Thomas Balazs.´ Und Michael Binder, seit 2015 Leiter des Health-Care-Management­s im KAV, hat interimist­isch die ärztlichen Agenden in der Generaldir­ektion übernommen.

Mitreden wird die Gewerkscha­ft „auch in Bezug auf die Nachbesetz­ung des KAV-Generaldir­ektors“, stellt Jonak klar, denn: „Unter dem vorigen Generaldir­ektor hat das Vertrauen gelitten.“Die damalige Gesundheit­sstadträti­n, Sonja Wehsely, hatte den deutschen Spitalsman­ager gegen alle Widerständ­e durchgebox­t und trotz aller Probleme bis zu ihrem Abgang aus der Politik an ihrer Personalen­tscheidung festgehalt­en.

 ?? [ C. Fabry ] ?? Der städtische Spitalskon­zern KAV, zu dem das Spital Nord gehört, wird nicht wie vom Rechnungsh­of gefordert, ausgeglied­ert.
[ C. Fabry ] Der städtische Spitalskon­zern KAV, zu dem das Spital Nord gehört, wird nicht wie vom Rechnungsh­of gefordert, ausgeglied­ert.

Newspapers in German

Newspapers from Austria