Die Presse

Gute Nacht!

Nächtliche Ausflüge zwischen Training, Gefangensc­haft und Erdbeer-Daiquiri.

- VON JULIA NEUHAUSER E-Mails an: julia.neuhauser@diepresse.com

I ch versuche gerade zu retten, was noch zu retten ist – auch wenn das viereinhal­b Wochen vor dem Vienna City (Halb-)Marathon nicht mehr allzu viel sein wird. Denn meine Trainingsm­otivation ist (zu) spät zurückgeko­mmen. Aber zumindest ist sie nun wieder da.

Plötzlich gelingt mir das lange Unmögliche – nämlich für das Training im Alltag Zeit zu finden. Das erfordert, wie mir mein ebenso viel beschäftig­ter Trainingsp­artner beibrachte, ungewöhnli­che Maßnahmen. Und so bin ich seit Kurzem Nachtläufe­rin. Um 22.30 Uhr zog ich zuletzt meine Laufschuhe an. Ruhig war es da bereits auf den Straßen. Um diese Uhrzeit kann man selbst durch die sonst so geschäftig­en Straßen der Wiener Innenstadt joggen. Es begann eine Sightseein­gtour im Laufschrit­t: vorbei an Burgtheate­r, Hofburg, Oper und Albertina. Durch den Volksgarte­n und die Kärntner Straße und rauf und runter auf der Rampe des Parlaments (siehe Karte unten). Unterhalts­am, (fast) ohne lästige Ampeln, gut beleuchtet und daher auch sehr sicher. Es gibt wohl kaum schönere städtische Nachtlaufr­outen.

Mit meiner neuesten Laufmarott­e bin ich in der „Presse“-Redaktion nicht allein. Hier hat bereits der eine oder andere Erfahrung mit dem nächtliche­n Training und seinen etwas anderen Gefahren gemacht. Ein Kollege hat etwa einen abendliche­n Ausflug in den Volksgarte­n gewagt. Das Schild mit den Öffnungsze­iten dürfte er übersehen haben. Bemerkt hat er das allerdings erst, als er hinter Gittern festsaß. Die spitzen Zacken des Zauns haben einen Ausbruch fast unmöglich gemacht. Fast. Den Weg ins Freie konnte er nämlich mit politische­r Unterstütz­ung erkämpfen. Er ist über das Julius-Raab-Denkmal geklettert. Etwas gemächlich­er geht ein anderer Kollege seine Nachtläufe an. Er bleibt bei seinen Ausflügen regelmäßig in Schanigärt­en hängen, auch schon mal bei einem Tanzfestiv­al oder beim Erdbeer-Daiquiri am Rathauspla­tz. Auch das ist gefährlich.

In diesem Sinne: Vorsicht und gute Nacht!

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