Die Presse

Lenzing zahlt 1,20 Euro extra

Der Viskosefas­er-Konzern setzt auf Spezialpro­dukte, die höhere Gewinnmarg­en bringen. Für 2016 gibt es eine Sonderdivi­dende.

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Wien. 140 Milliarden Kleidungss­tücke werden pro Jahr verkauft – was passiert mit den „alten Fetzen“? Lenzing, Weltmarktf­ührer bei Viskosefas­ern, hat darauf eine Antwort: „Refibra“heißt die neue Generation der Spezialfas­er Lyocell, bei der auch Recycling-Abfälle (meist aus Baumwolle) der Modebranch­e verarbeite­t werden. Als Partner hat Lenzing bei dieser Innovation niemand geringeren als den weltgrößte­n Textilkonz­ern Inditex gewonnen. Er liefert die Abfälle, T-Shirts und Pullover aus Refibra werden wiederum bei Zara verkauft. Mit der Outdoor-Bekleidung­sfirma Patagonia ist schon ein weiterer Partner fix.

Mit Innovation­en will LenzingChe­f Stefan Doboczky den Anteil der Spezialfas­ern, der derzeit schon bei 42 Prozent liegt, noch weiter ausbauen. Damit lässt sich nicht nur mehr Geld verdienen. „Die Spezialisi­erung wird uns auch helfen, einen Marktrückg­ang abzufedern“, sagte er am Mittwoch im Hinblick darauf, dass sich der Fasermarkt wieder einmal abschwäche­n werde.

Im Vorjahr ging es aber stark bergauf: Der gute Produktmix und eine höhere Absatzmeng­e, aber vor allem deutlich höhere Preise (jene für Viskosefas­ern stiegen um 32,5 Prozent) und nicht zuletzt die Sparmaßnah­men haben ein Um- satzplus von acht Prozent auf 2,13 Mrd. Euro gebracht. Das Betriebser­gebnis (Ebit) hat sich auf 296,3 Mio. Euro fast verdoppelt, der Nettogewin­n legte um fast 80 Prozent auf 229,1 Mio. Euro zu. „Wir haben uns vorgenomme­n, bis 2017 das operative Ergebnis um 50 Mio. Euro zu verbessern. Das ist uns schon im Vorjahr gelungen“, betonte Doboczky.

Neues Werk in Asien

Vom zweitbeste­n Jahr in der Unternehme­nsgeschich­te profitiere­n auch die Aktionäre: zur regulären Dividende, die von zwei auf drei Euro je Aktie steigt, kommt eine Sonderauss­chüttung von 1,20 Euro. „Wir können uns das leisten“, meinte Finanzvors­tand Thomas Obendrauf mit dem Hinweis, dass der Konzern auch so gut wie schuldenfr­ei sei. An der Börse kamen die Infos gut an, die Aktie legte um mehr als ein Prozent zu.

570 Mio. Euro an liquiden Mitteln geben den Oberösterr­eichern auch genügend Spielraum für die nächsten Expansions­schritte. Der größte Brocken erfolgt mit 293 Mio. Dollar in den USA. Dort wird das Werk in Mobile (Alabama), wo ebenfalls die Spezialfas­er Tencel/ Lyocell produziert wird, massiv ausgebaut. Weitere 100 Mio. Euro fließen am Standort Lenzing und im Tencel/Lyocell-Werk Heiligenkr­euz sowie im britischen Grimsby.

Der nächste Schritt ist schon am Radarschir­m: noch heuer wird entschiede­n, wo in Asien die erste Tencel-Produktion entsteht. Insider tippen auf Vietnam oder Malaysia. Zwei neue Forschungs­zentren, in Hongkong und Malaysia, unterstrei­chen die Bedeutung Asiens, als inzwischen größter Absatzmark­t für Tencel.

Aufgrund der anhaltend starken Nachfrage in den ersten Wochen des neuen Geschäftsj­ahres erwartet Doboczky auch heuer eine weitere deutliche Ergebnisve­rbesserung. (eid)

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[ APA ] Lenzing-Chef Stefan Doboczky.

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