Revolution im Stammbaum der Dinosaurier
Forscher stellen die seit fast 130 Jahren gültige Systematik in Frage.
1888 schlug der britische Paläontologe Govier Seeley vor, die Dinosaurier aufgrund der Anatomie ihres Beckens in zwei Gruppen zu teilen: Echsenbeckensaurier (Saurischia) und Vogelbeckensaurier (Ornithischia). Ein wenig verwirrend wirkt, dass in dieser Systematik jene Saurier, von denen die Vögel abstammen, nämlich die auf zwei Beinen gehenden, fleischfressenden Theropoda – zu denen so ikonische Schreckensechsen wie Tyrannosaurus zählen –, just nicht zu den Ornithischia, sondern zu den Saurischia gehören.
Trotzdem hat sich die Einteilung gehalten. Bis heute. Da erscheint nämlich in Nature eine Publikation, für die Forscher um Matthew Baron (University of Cambridge) 74 Arten von Dinosauriern auf 457 Charakteristika hin untersucht haben. Ergebnis: Die Theropoda und die Ornithischia gehören zusammen und sollen künftig Ornithoscelida (vom griechischen Wort für Fuß) heißen. Das könnte erklären, warum die Ornithischia sich offenbar so spät (erst im Zeitalter Jura) entwickelt haben, vielleicht stammen sie von Theropoda ab. Andererseits sollen fortan die pflanzenfressenden Sauropoda (bisher bei den Saurischia), zu denen Riesen wie der Brontosaurus zählen, und die fleischfressenden, eher primitiven Herrerasauridae zusammengehören.
Die neue Analyse wirft auch ein neues Licht auf die Ursprünge der Dinosaurier: Sie dürften nicht, wie man bisher glaubte, in Gondwana (dem südlichen Großkontinent) entstanden sein, sondern in der nördlichen Hemisphäre, in Laurasia. Und die ersten Dinosaurier waren wohl kleine Allesfresser, die auf zwei Beinen gingen und mit ihren Händen greifen konnten, meint Baron. (tk)