Die Presse

Erst prüfen, dann bauen

- 1220 Wien

„Dritte Piste: ,Keine Anmaßung des Gerichts‘“von P. Aichinger, 20. 3. Zuerst bauen wir einen tollen, neuen und größeren Flughafen mit mehr Passagierk­apazitäten, und dann wird eine dritte Piste verhindert? Also das nächste Mal, wenn wir in Österreich etwas bauen, nehmen wir uns doch Folgendes vor: zuerst überlegen, was gebaut werden soll. Dann ist zu prüfen, ob das genehmigt wird, und erst dann wird gebaut – und keine Steuern werden verschwend­et. Oder bauen wir mit dem Ansinnen, wenn der Flughafen steht, ist die Genehmigun­g der dritten Piste Formsache? Gremien herrscht große Unsicherhe­it. Niemals zuvor in der nun 60-jährigen Geschichte der EU hat es so unterschie­dliche Meinungen über den einzuschla­genden Weg gegeben, niemals zuvor ist das Ziel so unklar und umstritten gewesen.

Das ist erstaunlic­h, denn das bisher Erreichte ist durchaus sehenswert. Die Älteren unter uns können davon erzählen, wie es vor 70 Jahren in Europa ausgesehen hat. Was mir in der Diskussion fehlt, ist eine klare und eindeutige Stellungna­hme der Jugend. Das ist zu bedauern, geht es doch dabei um ihre Zukunft, nicht um unsere.

Sie wird ernten, was wir derzeit säen. Man könnte vermuten, die heutige Jugend sei der Meinung, es wäre selbstvers­tändlich, sich frei und ohne Visum oder andere Hemmnisse in Europa bewegen zu können. Ja, sie sei sogar der Meinung, ein Leben in Frieden und Freiheit ergäbe sich von selbst.

Bei vielen meiner Gespräche mit Jugendlich­en und Organisati­onen bin ich allerdings im Gegenteil meist auf Interesse und Verständ- nis gestoßen. Wenn ich jedoch gesagt habe: „Versuchen wir ein solches Bekenntnis der Jugend zu einem geeinten Europa zu verwirklic­hen, ein Manifest, das die Politiker zu weiterem effiziente­n Fortschrei­ten auf dem begonnenen Weg ermutigen soll“, hat es stets geheißen, selbst könne man nichts tun, und derzeit habe man leider auch keine Zeit dafür. Vielleicht kann „Die Presse“etwas initiieren? Allein bin ich zu schwach.

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