E-Waffen für die Polizei
Sicherheit. Der alte Taser ist in die Jahre gekommen und wird ab April gegen ein Gerät mit mehr „Feuerkraft“ausgetauscht. Insgesamt habe sich die Waffe als Ergänzung zur Pistole bewährt, heißt es.
Der alte Taser ist in die Jahre gekommen, jetzt erhält die Polizei E-Waffen mit deutlich mehr „Feuerkraft“.
Wien. Wenn irgendwo bei einem Polizeieinsatz das charakteristische Knattern zu hören ist, dann fließen kurze Stromimpulse mit 15.000 Volt Spannung in den Körper eines Angreifers. Ob Mensch oder Tier: Von Juni 2006 bis Dezember 2016 wurde der sogenannte Taser von Exekutivbeamten genau 227 Mal abgefeuert.
Das Urmodell des Geräts, das nur ausgesuchte Einheiten führen, ist inzwischen in die Jahre gekommen und wird nicht mehr hergestellt. Das Innenministerium hat deshalb einen Nachfolger mit mehr „Feuerkraft“beschafft, der bis Juni 2017 ausgeliefert sein soll.
Doch hat sich der bei seiner Einführung umstrittene Taser im Einsatzalltag bewährt? Und welche Folgen hatten die Einsätze für die „getaserten“Personen?
Die insbesondere von Amnesty International befürchteten Szenarien mit Schwerstverletzten und Toten traten nicht ein. Während es in den USA innerhalb von sieben Jahren zu 334 Todesfällen bei Taser-Einsätzen gekommen sein soll, sind hierzulande bei 227 TaserVerwendungen 163 Leichtverletzte und drei Schwerverletzte dokumentiert. Letztgenannte zogen sich ihre Blessuren bei Stürzen zu, die durch die Stromstöße und die damit verbundene Bewegungsunfähigkeit verursacht wurden.
Eine Bilanz, zu der die kritische Debatte vor der Einführung wohl auch beigetragen hat.
Neuer Taser hat zwei „Schuss“
Folge des öffentlichen Drucks waren nämlich eine intensive Erforschung des Gefahrenpotenzials für bestimmte Personengruppen sowie auch strenge Einsatzvorschriften. So ist das Abfeuern der mit Drähten und einer Batterie verbundenen Pfeilelektroden auf Schwangere, Kinder oder offensichtlich Herzkranke verboten. Weiters muss jedes Einsatzteam einen Defibrillator mitführen, um im Fall des Falles bei einem Herzkammerflimmern eingreifen zu können.
Das Risiko, dass es tatsächlich dazu kommt, wurde in vier Studien der Technischen Universität Graz erhoben. Demnach tritt die gefährliche Reaktion in sechs von
Seit 2006 sind die sogenannten Taser \ei \estimmten Einheiten der Polizei im Einsatz. Das \isher verwendete Modell läuft aus, \is spätestens Juni soll der Nachfolger, ausgeliefert sein. Die Elektrowaffen dienen dazu, Angreifer in \estimmten Situationen mittels starker und kurzer Stromstöße \ewegungsunfähig zu machen. Im Langzeitschnitt werden sie etwa 20 Mal im Jahr eingesetzt, insgesamt wurden sie 227 Mal von 2006 \is 2016 a\gefeuert. 10.000 Anwendungsfällen auf. Bei Polizeieinsätzen in Österreich ist bisher kein Fall bekannt geworden.
„Aus unserer Sicht hat sich der Taser im Einsatz bewährt“, sagt deshalb Hermann Zwanzinger, Bundeskoordinator für das polizeiliche Einsatztraining im Innenministerium. Zu tun habe das nicht nur mit den bisher ausgebliebenen Komplikationen. Auch von den Polizisten gäbe es positives Feedback. „Mithilfe des Tasers konnten zahlreiche brenzlige Situationen vergleichsweise sicher und schonend für alle aufgelöst werden“, sagt Zwanzinger. Übersetzt bedeutet das, dass so vermutlich schwerere Mittel bis hin zum Gebrauch von Schusswaffen unnötig wurden.
Dieser nämlich endet in der Regel nie glimpflich. Von 2006 bis heute griffen Österreichs Polizisten 77 Mal im Einsatz zur Schusswaffe. Dabei wurden elf Personen getötet und 41 schwer verletzt.
Der neue Taser (Modellname: X2) hat aus Sicht der Einsatztrainer der Polizei einen erheblichen Vorteil gegenüber dem alten: Das Gerät hat zwei „Schuss“. Bisher musste, wenn das Ziel verfehlt wurde, das Einsatzmodul nachgeladen werden. Das kostet Zeit, die bei Konflikten in der Nahdistanz fast nie vorhanden ist.
Teure Alternativwaffe
Bis heute beschränkt sich der Einsatz der Taser auf die Antiterroreinheit Cobra, die Wiener Einsatzgruppe Wega, Personal in den Polizeianhaltezentren und die Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität. Warum?
Im Ministerium heißt es, dass der Schulungsaufwand für den Einsatz des Tasers enorm ist. Zu je vier Stunden Theorie und Praxis kommen vier weitere in lebensrettenden Maßnahmen mit dem Defibrillator. Macht also zwölf Stunden und das mal 28.000.
Abschreckend sind auch die Anschaffungskosten. Taser und Holster allein kommen auf 1600 Euro. Eine Glock-17-Pistole ist auf dem zivilen Markt ab 600 Euro zu kaufen. Auch die „Munition“ist teuer. Ein Elektrodenmodul kostet 45 Euro. Eine Patrone für die Dienst-Glock im Kaliber 9 mm Para hingegen nur circa 20 Cent.