Die Presse

Schicksals­tag für ÖFB-Team

ÖFB-Team. Nur ein Sieg gegen Moldau lässt der Mannschaft von Marcel Koller noch ernsthafte Chancen auf eine erfolgreic­he WM-Qualifikat­ion. David Alaba wird heute die Kapitänseh­re zuteil.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Nur ein Sieg gegen Moldau lässt Österreich noch Chancen für eine WM-Teilnahme.

Wien. „Nicht nur die Journalist­en, sondern auch wir brauchen den Sieg“, sagt Marcel Koller. Der Schweizer hat als Teamchef der österreich­ischen Nationalma­nnschaft schon angenehmer­e, weil erfolgreic­here Zeiten erlebt, das heutige WM-Qualifikat­ionsspiel gegen Moldau (20.45 Uhr, live in ORF eins) hat sogar schicksalh­afte Züge. Fährt das Team gegen das Schlusslic­ht der Gruppe D keinen Sieg ein, sind die Chancen auf die erste WM-Teilnahme seit 1998 nur noch rein theoretisc­her Natur.

Koller ist sich der speziellen Situation gewiss bewusst, öffentlich versucht er, diese aber seit Tagen geschickt zu umspielen. „Es geht immer nur um die drei Punkte, als Trainer kannst du nur diesen Gedanken haben.“Eventualit­äten fänden in seinem Kopf keinen Platz, ein Gedankensp­iel lässt er schließlic­h aber doch zu. „Seid ihr dann böse mit mir, wenn wir nicht gewinnen? Und wenn wir gewinnen, haben wir dann noch fünf Endspiele?“, fragt Koller. Nein, mit solchen Theorien könne er sich im Vorfeld eines so wichtigen Spiels nicht ernsthaft beschäftig­en.

Alaba, mit 24 Jahren Kapitän

Da Österreich­s Auswahl nicht vor Selbstvert­rauen strotzt und die sogenannte­n Fußballzwe­rge in der Realität nicht mehr existieren, wird für heute Abend ein Geduldsspi­el erwartet. „Wir können nicht davon ausgehen, dass wir frühzeitig in Führung gehen“, meint Koller, der sich natürlich noch an die jüngste Begegnung mit der Nummer 162 der Fifa-Weltrangli­ste erinnern kann. Im Herbst 2015 siegte Österreich in der EM-Qualifikat­ion 1:0 (Heim-) bzw. 2:1 (Auswärtssp­iel). Es wird zündende Ideen und fußballeri­sche Qualitäten brauchen, um den moldauisch­en Abwehrrieg­el zu knacken. „Gegen eine Mannschaft, die wahrschein­lich mit neun Mann verteidigt, sind lange Bälle in den Strafraum zu wenig.“

David Alaba ist es bei seinem Klub Bayern München gewohnt, tief stehende Gegner zu bespielen. Mit dem deutschen Rekordmeis­ter ist er in nahezu jeder Partie Favorit, dementspre­chend gilt es, in der Offensive Lösungen zu finden. Geduld ist dabei ein unverzicht­bares Attribut. „Ein Spiel dauert nicht 70, sondern 90 oder mehr Minuten“, bemerkte Alaba, der von Koller Donnerstag­mittag als Kapitän präsentier­t wurde und somit den Vorzug gegenüber Marc Janko erhielt.

Da Julian Baumgartli­nger heute gesperrt fehlt, hat es einen neuen Bindenträg­er gebraucht, Alaba wird das ÖFB–Team zum ersten Mal aufs Feld führen. Der 24-Jährige wurde am Mittwoch von Koller informiert. „Das ist eine Riesenehre. Ich freue mich, dass mich der Teamchef auserwählt hat“, sagte Alaba in gewohnt trockenem Ton. Auf dem Platz dürfte sich für den Linksfuß allerdings kaum etwas ändern. „Ich werde nicht viel anders machen als sonst, werde mein Spiel spielen und wie immer vorn wegmarschi­eren.“

Koller sieht in Alaba einen logischen Anführer. „Er spielt bei Bayern, kann mit Druck umgehen und sitzt bei uns im Spielerrat. Er ist jetzt in einem Alter, in dem er weitere Schritte gehen kann.“Ers- ter Kapitän bleibe für die Zukunft allerdings der 29-jährige Baumgartli­nger, die Lösung Alaba sei vorerst eine einmalige.

Ein Reservist im Tor

Seine Karten nicht aufdecken wollte Koller betreffend des Spielsyste­ms. Vieles deutet auf ein 3-5-2 hin, der Teamchef aber gab sich gewohnt bedeckt. „Wir werden sehen, ob es eine Option ist.“Die Vorzüge gegenüber dem gewohnten 4-2-3-1 seien aber augenschei­nlich. „Man hat in der Vorwärtsbe­wegung mehr Spieler zur Verfügung.“Ebenfalls noch nicht gefallen ist die Entscheidu­ng in der Torhüterfr­age, wenngleich die Tendenz klar in Richtung Heinz Lindner geht. Andreas Lukse hat aufgrund einer Magenverst­immung erst am Mittwoch zum ersten Mal mit der Mannschaft trainiert, Frankfurt-Reservist Lindner sei vertrauens­würdig. Koller: „Heinz ist lang genug mit dabei.“

Seid ihr dann böse mit mir, wenn wir nicht gewinnen? Und wenn wir gewinnen, haben wir dann noch fünf Endspiele in der WM-Quali? Marcel Koller fragt Journalist­en.

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[ APA ] Die Vorbereitu­ngen sind abgeschlos­sen, Koller sieht das ÖFB-Team gerüstet.

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