Schicksalstag für ÖFB-Team
ÖFB-Team. Nur ein Sieg gegen Moldau lässt der Mannschaft von Marcel Koller noch ernsthafte Chancen auf eine erfolgreiche WM-Qualifikation. David Alaba wird heute die Kapitänsehre zuteil.
Nur ein Sieg gegen Moldau lässt Österreich noch Chancen für eine WM-Teilnahme.
Wien. „Nicht nur die Journalisten, sondern auch wir brauchen den Sieg“, sagt Marcel Koller. Der Schweizer hat als Teamchef der österreichischen Nationalmannschaft schon angenehmere, weil erfolgreichere Zeiten erlebt, das heutige WM-Qualifikationsspiel gegen Moldau (20.45 Uhr, live in ORF eins) hat sogar schicksalhafte Züge. Fährt das Team gegen das Schlusslicht der Gruppe D keinen Sieg ein, sind die Chancen auf die erste WM-Teilnahme seit 1998 nur noch rein theoretischer Natur.
Koller ist sich der speziellen Situation gewiss bewusst, öffentlich versucht er, diese aber seit Tagen geschickt zu umspielen. „Es geht immer nur um die drei Punkte, als Trainer kannst du nur diesen Gedanken haben.“Eventualitäten fänden in seinem Kopf keinen Platz, ein Gedankenspiel lässt er schließlich aber doch zu. „Seid ihr dann böse mit mir, wenn wir nicht gewinnen? Und wenn wir gewinnen, haben wir dann noch fünf Endspiele?“, fragt Koller. Nein, mit solchen Theorien könne er sich im Vorfeld eines so wichtigen Spiels nicht ernsthaft beschäftigen.
Alaba, mit 24 Jahren Kapitän
Da Österreichs Auswahl nicht vor Selbstvertrauen strotzt und die sogenannten Fußballzwerge in der Realität nicht mehr existieren, wird für heute Abend ein Geduldsspiel erwartet. „Wir können nicht davon ausgehen, dass wir frühzeitig in Führung gehen“, meint Koller, der sich natürlich noch an die jüngste Begegnung mit der Nummer 162 der Fifa-Weltrangliste erinnern kann. Im Herbst 2015 siegte Österreich in der EM-Qualifikation 1:0 (Heim-) bzw. 2:1 (Auswärtsspiel). Es wird zündende Ideen und fußballerische Qualitäten brauchen, um den moldauischen Abwehrriegel zu knacken. „Gegen eine Mannschaft, die wahrscheinlich mit neun Mann verteidigt, sind lange Bälle in den Strafraum zu wenig.“
David Alaba ist es bei seinem Klub Bayern München gewohnt, tief stehende Gegner zu bespielen. Mit dem deutschen Rekordmeister ist er in nahezu jeder Partie Favorit, dementsprechend gilt es, in der Offensive Lösungen zu finden. Geduld ist dabei ein unverzichtbares Attribut. „Ein Spiel dauert nicht 70, sondern 90 oder mehr Minuten“, bemerkte Alaba, der von Koller Donnerstagmittag als Kapitän präsentiert wurde und somit den Vorzug gegenüber Marc Janko erhielt.
Da Julian Baumgartlinger heute gesperrt fehlt, hat es einen neuen Bindenträger gebraucht, Alaba wird das ÖFB–Team zum ersten Mal aufs Feld führen. Der 24-Jährige wurde am Mittwoch von Koller informiert. „Das ist eine Riesenehre. Ich freue mich, dass mich der Teamchef auserwählt hat“, sagte Alaba in gewohnt trockenem Ton. Auf dem Platz dürfte sich für den Linksfuß allerdings kaum etwas ändern. „Ich werde nicht viel anders machen als sonst, werde mein Spiel spielen und wie immer vorn wegmarschieren.“
Koller sieht in Alaba einen logischen Anführer. „Er spielt bei Bayern, kann mit Druck umgehen und sitzt bei uns im Spielerrat. Er ist jetzt in einem Alter, in dem er weitere Schritte gehen kann.“Ers- ter Kapitän bleibe für die Zukunft allerdings der 29-jährige Baumgartlinger, die Lösung Alaba sei vorerst eine einmalige.
Ein Reservist im Tor
Seine Karten nicht aufdecken wollte Koller betreffend des Spielsystems. Vieles deutet auf ein 3-5-2 hin, der Teamchef aber gab sich gewohnt bedeckt. „Wir werden sehen, ob es eine Option ist.“Die Vorzüge gegenüber dem gewohnten 4-2-3-1 seien aber augenscheinlich. „Man hat in der Vorwärtsbewegung mehr Spieler zur Verfügung.“Ebenfalls noch nicht gefallen ist die Entscheidung in der Torhüterfrage, wenngleich die Tendenz klar in Richtung Heinz Lindner geht. Andreas Lukse hat aufgrund einer Magenverstimmung erst am Mittwoch zum ersten Mal mit der Mannschaft trainiert, Frankfurt-Reservist Lindner sei vertrauenswürdig. Koller: „Heinz ist lang genug mit dabei.“
Seid ihr dann böse mit mir, wenn wir nicht gewinnen? Und wenn wir gewinnen, haben wir dann noch fünf Endspiele in der WM-Quali? Marcel Koller fragt Journalisten.