Ein Staatssekretär als Held
Parlament. Tobias Ellwood, Staatssekretär im Außenministerium, versuchte mit Erster Hilfe vergeblich, das Leben eines Polizisten zu retten.
Wien/London. Gesicht und Hände waren blutverschmiert und zeugten von seinem verzweifelten Versuch, ein Menschenleben zu retten. Doch Tobias Ellwood, der Staatssekretär im britischen Außenministerium, konnte nichts mehr ausrichten. Der 48-jährige Polizist, den der Attentäter am Mittwochnachmittag niedergestochen hatte, starb unter seinen Händen. „Ich war der Letzte, der ihn sah, bevor er starb“, sagte Ellwood in einem Interview. Mehr dürfe er jedoch nicht sagen, denn er sei ja jetzt Zeuge in einem Mordfall.
Ellwood reagierte instinktiv und rasch. Als die meisten in Panik davonliefen und seine Abgeordnetenkollegen in Westminister Abbey Schutz suchten, eilte der 50-Jährige einem der Terroropfer in Westminister zu Hilfe – und missachtete die Instruktionen der Polizei. Als ehemaliger Offizier und Berufssoldat bei den Royal Green Jackets, in den 1990er-Jahren in Kuwait, Nordirland und Deutschland stationiert, hatte er gelernt, in Extremsitua- tionen seinen Mann zu stehen. Mit Mundzu-Mund-Beatmung und Herzmassage versuchte Ellwood, den Polizisten Keith Palmer zu reanimieren und die Blutungen zu stoppen, bis Sanitäter und Notärzte am Tatort eintrafen. Die Stiche waren indessen tödlich.
Die Bilder vom Rettungsversuch gingen um die Welt, und die britischen Medien feierten Ellwood als Helden, der die Nerven bewahrte. Parteifreunde, Parlamentarier und selbst Labour-Chef Jeremy Corbyn würdigten Ellwoods Einsatz.
Der Politiker sitzt seit 2005 als Abgeordneter der Tories im Parlament, seit 2014 als Juniorminister im Außenministerium, wo der Antiterrorkampf zu seinen Agenden zählt. Politisch erregte Tobias Ellwood bisher nur Aufsehen, als er ein höheres Salär für Parlamentarier forderte: „Ich muss meine Pennys zählen.“2002 hatte er seinen Bruder Jonathan bei einem Terroranschlag auf Bali verloren. Damals überführte er dessen Leichnam nach London. (vier)