Die Presse

Die Computerma­us, „Das Dschungelb­uch“und Andr´e Heller

Welche Jahreszahl­en sind bedeutende­r – jene mit der Sieben oder jene mit der Acht? Die Geschichte lehrt: ohne 1967 kein 1968. Auf eine heilige Zahl folgt die Glückszahl. Immer.

- VON NORBERT MAYER E-Mails an: norbert.mayer@diepresse.com

Unter Historiker­n ist es seit Urzeiten wild umstritten, ob die Jahreszahl­en, die auf sieben enden, gewichtige­r sind als jene auf acht. Für echte 68er und auch für ihre Vorfahren im Neuen Freien Gegengift ist die Sache längst entschiede­n: Die Acht ist die Klio unter den Musen – dafür sprechen weltgeschi­chtlich die bedeutende­n Jahre 1348, 1618, 1648, 1848, 1888, 1918, 1938 und 1968, für mich privat zudem 1958 und 1998.

Zwar kann diesem Anspruch auf monumental­e Größe entgegenge­halten werden, dass auch 1517, 1717 und 1917 als gewichtige Antithesen an das Portal der Anniversar­ien zu nageln sind, doch der Zeitgeist der Hippies wie auch älterer Veteranen (von 1918) weht eindeutig zugunsten der „beiden Viererspit­zen“– angeblich bedeutet dies die indoeuropä­ische Wurzel des Wortes Acht: Man hält die Finger beider Hände ohne die Daumen hoch, um 23 auszudrück­en. Und in China setzt man immer auf diese Glückszahl.

Dennoch will ich hier versuchen, ein gutes Argument für die Sieben zu finden, eine in vielen Weltgegend­en als vollkommen, wenn nicht sogar als heilig angesehene Primzahl. Die selige Dreieinigk­eit plus vier reale Elemente sind kaum zu überbieten.

Außerdem gilt: Ohne 1967 kein 1968, zumindest für jene, die wissen, was in Österreich gehört gehört. 1967, so entnehme ich einem Fachmagazi­n des ORF, gingen sowohl Ö1 als auch Ö3 auf Sendung, sie nahmen also das bis dahin übliche Mischprogr­amm von den Flanken der Kultur und des Jugendkult­s in die Zange. Ich war damals noch ein Volksschul­kind in einer Klamm im Oberinntal, doch wurde mir via Radio erstmals bewusst: Man kann wählen! Also hat die Rundfunkre­form in meiner Generation indirekt so etwas wie Demokratie­bewusstsei­n erzeugt. „Was gibt es Neues?“, die sonntäglic­he Sendung mit Heinz Conrads, war nun nicht mehr Pflicht, wie etwa das Ministrier­en, und auch nicht mehr das Neueste. Ohne Ö3 hätte ich vielleicht erst von den Beatles erfahren, nachdem sie sich 1970 getrennt hatten. Mittels Radio war ich bereits 1967 bei „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“praktisch life dabei. „Das Dschungelb­uch“kam ins Kino. Ein Patent auf die Computerma­us wurde eingereich­t. Der Twen Andre´ Heller strahlte als Jungstar von Ö3 auf ganz Österreich aus. Er ist inzwischen 70. Ein Hoch also auf die edlen Siebener!

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