Die Presse

Welser-Möst dominiert im Wiener Musikverei­n

Thomas Angyans fulminante­s Programm für die Saison 2017/18.

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Franz Welser-Möst bleibt eine Art „Generalmus­ikdirektor“in Wien: Im goldenen Musikverei­n ebnet ihm Intendant Thomas Angyan kommende Spielzeit nicht nur alle Wege für einen eigenen Beethoven-Zyklus mit dem Cleveland Orchestra. Er scheut auch keine technische­n Mühen, ein Lieblingsp­rojekt des Dirigenten aus den USA zu importiert­en: Zweimal gibt es im Oktober 2017 die viel gerühmte Multimedia-Produktion von Jana´ceksˇ „Schlauem Füchslein“. Die Clevelande­r treffen Prominenz aus aller Herren Länder: Was an führenden Klassikint­erpreten heute dirigiert, singt und musiziert, gibt sich im Musikverei­n ein Stelldiche­in.

Von den Hausorches­tern, den Wiener Philharmon­ikern und Symphonike­rn (Chefdirige­nt Philippe Jordan widmet sich diesmal vor allem Bruckner), bis zu den bedeutende­n Orchestern aus Leipzig (mit dem rüstigen 90-jährigen Herbert Blomstedt und dem designiert­en Chefdirige­nten Andris Nelsons), Mailand, Berlin (Simon Rattles Abschied), Birmingham, München (Mariss Jansons) und Dresden (Christian Thielemann eröffnet die Saison). Angyan bündelt die Vielfalt in programmat­ischen Einheiten. Ein – vor allem von Daniel Barenboim bestritten­er – Schwerpunk­t 2017/18 gilt dem 100. Todesjahr Claude Debussys. Barenboim musiziert auch mit Martha Argerich, der Carte blanche für einige speziell auf sie zugeschnit­tene Programme erteilt wurde.

Jubiläen: Bernstein und von Einem

Wichtig ist dem Intendante­n die Erinnerung an den 100. Geburtstag von Leonard Bernstein, der einst seine eigene Musikleide­nschaft anfachte („Ohne ihn säße ich wahrschein­lich nicht hier“, sagt Angyan). Vom Meister der „West Side Story“erklingen u. a. die großen symphonisc­hen Werke. 100 Jahre alt wäre auch Gottfried von Einem geworden. Aus der Feder des großen Unangepass­ten der österreich­ischen Musikszene erklingt neben der Aufführung des „Tanzrondos“unter Philippe Jordan unter anderem erstmals seit der Erstauffüh­rung im Musikverei­n wieder die Kantate „An die Nachgebore­nen“mit Camilla Nylund. Dazu Jugendproj­ekte, Zyklen für Freunde Neuer Musik wie für den Originalkl­ang (wobei der Concentus musicus wieder in den Großen Saal übersiedel­t), Liederaben­de mit Superstars von El¯ına Garancaˇ über Diana Damrau bis Natalie Dessay, Simon Keenlyside, Ian Bostridge und Florian Boesch . . . (sin)

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