Die Presse

Es werde Schatten

Sonnenschu­tz. Wie man Haus und Terrasse im Sommer temperiert hält, daran tüfteln Laien wie Experten seit Generation­en. Mit Erfolg: Es tut sich immer wieder Neues. Einige Beispiele.

- VON WOLFGANG POZSOGAR

Mit Sonnensche­in und angenehmen Temperatur­en hat sich endlich der Frühling eingestell­t. Bei rund 20 Grad ist’s aber trotz strahlende­r Sonne noch zu kühl, um längere Zeit auf der Terrasse zu verbringen. Außer man hat einen Sonnenschu­tz mit integriert­er Heizung. Das ist eine der neuesten Entwicklun­gen bei Markisen. Zusatznutz­en heißt das Stichwort. Die Markise schützt nicht nur vor gleißenden Sonnenstra­hlen, sondern spendet an kühlen, aber sonnigen Tagen auch Wärme. Und mitunter sogar Licht und Musik – selbst LED-Beleuchtun­g und Lautsprech­er lassen sich in eine solche Beschattun­g einbauen. Damit wird die Freude an der Terrasse größer und vor allem die Nutzungsze­it deutlich verlängert.

Smarter Zippversch­luss

Das ist nicht die einzige Novität. Neu sind auch sogenannte Pergola-Markisen, die quasi auf eigenen Füßen stehen und deshalb ohne große Montagearb­eiten Schatten auf die Veranda bringen. „An den Seiten lässt sich ein Sichtund Windschutz anbringen“, ergänzt Andreas Klotzner, Geschäftsf­ührer des Sonnenschu­tz-Hersteller­s Valetta. Das Sonnendach wird auf diese Weise fast zu einem Wintergart­en. Die Kombinatio­n aus Sonnen- und seitlichem Wind-/ Sichtschut­z kann als eigene, auf vier Säulen ruhende Konstrukti­on außerdem unabhängig vom Haus – etwa zum Schutz eines Essplatzes mitten im Garten – aufgestell­t werden. Möglich werden solche Lösungen nicht zuletzt durch eine alte, aber in dieser Anwendung neue Technologi­e: Den Zippversch­luss. Er verbindet den schützende­n Stoff beim Ausfahren der Markise fest mit den seitlichen Führungssc­hienen. Damit ist eine wesentlich bessere Sicherheit gegen Wind gegeben, auch Lärmbeläst­igungen durch Flattern des Tuches werden reduziert.

Nicht nur für die Terrasse, auch für das Fenster gibt es Neues. „Bei den Wohnräumen geht der Trend weg vom Verdunkeln hin zu Sonnenschu­tz, der ausreichen­d Tageslicht in den Raum lässt“, erzählt Johann Gerstmann, Sprecher des Bundesverb­andes Sonnenschu­tztechnik. Raffstores, quasi die Weiterentw­icklung der außen liegenden Jalousie, sind so gestal- tet, dass durch Form und Stellung der Lamellen die wärmenden Sonnenstra­hlen abgehalten werden, dazwischen aber Licht in den Raum gelangt. Das schafft eine angenehme Atmosphäre und macht künstliche Beleuchtun­g an Sonnentage­n überflüssi­g. „Die Lamellenwi­nkel lassen sich dem Sichtwinke­l anpassen, sodass man trotz Beschattun­g nach außen sieht“, ergänzt Gerstmann.

Eine andere Lösung sind Fassadenma­rkisen. Im Gegensatz zur Markise auf der Terrasse werden sie nicht nach außen ausgefahre­n, sondern entlang dem Fenster. Sie sind in verschiede­nsten Stoffdesig­ns erhältlich und können so eintönige Fassaden auflockern. Es gibt außerdem Stoffe, die Sonnenschu­tz und zugleich eine gewisse Transparen­z bieten, um nach außen zu sehen. „Hier muss man aber aufpassen. Umso transparen­ter die Stoffe sind, desto besser sieht man am Abend ins Zimmer“, sagt Klotzner. Für das Schlafzimm­er ist als Sonnen- und Sichtschut­z – und in bestimmten Aus-

Guter Sonnenschu­tz kostet Geld. Aber Markise, Raffstore oder Rollladen ersparen eine andere Investitio­n: Klimaanlag­e und damit hohen Stromverbr­auch. Experten sind überzeugt, dass in unseren Breiten ein gut gebautes Haus mit richtigem Sonnenschu­tz bei längeren Hitzeperio­den ohne Klimaanlag­e angenehm temperiert bleibt. führungen sogar als Einbruchss­chutz – der Rollladen nach wie vor eine gute Lösung. Auch hier gibt es Novitäten: Neue Systeme sind so ausgeführt, dass selbst die Stanzungen für die Aufzugsbän­der – durch die bislang Licht schimmerte – verdeckt werden. Solche Rollladen sorgen für absolute Dunkelheit im Schlafzimm­er.

Klemmen statt schrauben

Welche Lösung für den Sonnenschu­tz gewählt wird, hängt nicht zuletzt von der baulichen Situation ab. Bei Fensterlös­ungen muss außen Platz für einen Aufrollkas­ten sein. Hier haben Fassadenma­rkisen den Vorteil, dass sie nur einen relativ kleinen Kasten benötigen. Raffstores und vor allem Rollladen brauchen dagegen deutlich mehr Platz, was den nachträgli­chen Einbau oft erschwert. Wobei außen liegender Sonnenschu­tz im Mehrfamili­enhaus als Teil der Fassade gesehen wird und deshalb die Zustimmung des Hauseigent­ümers/ der Wohnungsei­gentümerge­meinschaft bedarf. Einen Ausweg bietet

Selbst an Häusern mit dicker Außendämmu­ng aus Styropor oder ähnlichem Wärmeschut­z lässt sich heute Sonnenschu­tz sicher montieren. Es gibt eigene Verankerun­gssysteme mit Spezialdüb­eln. Sie sind so konstruier­t, dass sie bei fachgerech­tem Einsatz die Dämmwirkun­g der Wärmeschut­zfassade nicht beeinträch­tigen und auch keine Wärmebrück­e entsteht. hier ein neues, außen liegendes Rollo, das einfach mit einer Klemmvorri­chtung am Fensterrah­men montiert wird. Rahmen und Fassade werden damit in keiner Weise baulich verändert.

Außen liegender Sonnenschu­tz ist vor allem bei Wärmeschut­zfenstern die beste Lösung, um Räume vor Überhitzun­g zu schützen. Die guten alten Rollos oder Jalousien im Raum helfen in diesem Fall nämlich sehr wenig, da die Fenster die Abstrahlun­g der Sonnenwärm­e bremsen. Bei Niedrigene­rgie- und Passivhäus­ern sollte deshalb schon in der Planungsph­ase neben konvention­ellen auch auf baulichen Sonnenschu­tz – etwa Vordächer auf der Südseite – geachtet werden. Hier will man die Sonne zwar im Winter im Haus haben, um sie passiv zur Beheizung zur benutzen, „die Sommersonn­e sollte aber möglichst nicht direkt ins Haus kommen, weil ihre Wärme nicht – oder nur schwer – wieder hinausgebr­acht werden kann“, erläutert der Wiener Architekt Georg Reinberg.

Markisen, Raffstores und Rollläden werden heute bequem per Funk bewegt. Die Steuerung lässt sich sogar mit Smartphone-AppSystem verbinden. Ideal ist außerdem die Kombinatio­n mit Sonnen- und Windwächte­r. Die Beschattun­g wird bei Sonnensche­in automatisc­h ausgefahre­n, kommt Wind auf, fährt sie selbsttäti­g in sichere Position zurück.

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[ Valetta ] Die Sonnenhitz­e bleibt draußen, das Licht findet den Weg – und der Blick aus dem Zimmer auch: Raffiniert gebogene Markisen sorgen für Schatten und Durchblick.

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