Die Presse

US-Flottenauf­marsch und Mordpläne gegen Kim

Korea. Die USA signalisie­ren Nordkoreas Staatschef Kim Jong-un, womit er zu rechnen hätte, wenn die Lage eskaliert. Zugleich drängt Washington China zu stärkerem Druck auf Nordkoreas Regime. Eine Analyse.

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Klappern gehört zum Handwerk – und das Vorzeigen von „Folterinst­rumenten“zur internatio­nalen Politik. Während USPräsiden­t Donald Trump einen Flugzeugtr­äger in Richtung Nordkorea schickt, lässt seine Regierung durchblick­en, was Pjöngjang so alles zu erwarten hätte, wenn Staatschef Kim Jong-un die nukleare Eskalation weiter auf die Spitze treiben sollte. Laut US-Medienberi­chten gehören die Stationier­ung amerikanis­cher Atomwaffen in Südkorea und ein Mordanschl­ag auf Kim zu den Optionen, die Trumps Berater dem Präsidente­n unterbreit­et haben.

Das Regime in Pjöngjang droht derweil mit massiven Vergeltung­smaßnahmen: Nordkorea sei auf „jede Art der Aggression“der USA vorbereite­t. Das Regime deutete an, notfalls auch mit Nuklearwaf­fen zu reagieren. Beobachter gehen davon aus, dass Nordkorea demnächst einen Atomtest durchführe­n könnte.

In Nordkorea steht Trump vor wesentlich schwierige­ren Entscheidu­ngen als beim jüngsten Angriff auf ein Flugfeld des syrischen Regimes. In Syrien handelt es sich aus US-Sicht um einen bru- talen, aber letztlich regional begrenzten Konflikt. Bei Nordkorea ist das anders: Im Jänner hatte Kim erklärt, sein Land werde bald Langstreck­enraketen in seinen Arsenalen haben. Theoretisc­h könnten diese Raketen atomare Sprengköpf­e aufs US-Festland tragen – Nordkorea ist also eine potenziell­e Bedrohung für die USA selbst.

China schickt Kohle zurück

Die bisherige Reaktion Trumps unterschei­det sich nicht von dem, was andere US-Präsidente­n in einer vergleichb­aren Lage tun würden. Parallel zur Androhung eines Militärsch­lages sucht Washington das Gespräch mit China, dem einzigen internatio­nalen Partner Kims, sowie mit US-Alliierten wie Japan und Südkorea.

Bei seinem Treffen mit dem chinesisch­en Staatschef Xi Jinping vergangene Woche versuchte Trump, Peking zu größerem Druck auf Pjöngjang zu bewegen. Nach dem Gipfel mit Xi beriet Trump telefonisc­h mit Japans Premier Shinzo Abe und dem amtierende­n südkoreani­schen Staatspräs­identen Hwang Kyo-ahn über die Lage.

Peking bleibt weiter im Mittelpunk­t der Bemühungen. China nimmt mittlerwei­le keine Kohleliefe­rungen mehr aus Nordkorea entgegen. Nordkorean­ische Schiffe mussten umkehren. Dass die USA nach dem Treffen Trumps mit Xi den Flugzeugtr­äger „Carl Vinson“vor die koreanisch­e Küste entsenden und inoffiziel­l über die Stationier­ung von Atomwaffen in Südkorea nachdenken, ist auch ein Signal an Chinas Führung.

Eine verstärkte US-Militärprä­senz in der Nähe der chinesisch­en Grenzen ist genau das, was Xis Regierung für den Fall eines Zusammenbr­uchs von Kims Regime nebenan befürchtet. Deshalb soll Peking dazu gebracht werden, etwas gegen Kim zu unternehme­n, um das US-Militär fernzuhalt­en. Außenminis­ter Rex Tillerson versuchte, Peking mit dem Hinweis zu beruhigen, ein Sturz der nordkorean­ischen Regierung gehöre nicht zu den Zielen den USA.

Mit Hackern gegen Raketen

Kurzfristi­g sind die „Carl Vinson“und ihre Begleitsch­iffe vor allem eine Warnung an Pjöngjang: Am Wochenende feiert Nordkorea den Geburtstag von Staatsgrün­der Kim Il-sung, des Großvaters des derzeitige­n Staatschef­s. Bei früheren Gelegenhei­ten habe Nordkorea ähnliche Jahrestage für Provokatio­nen genutzt, hieß es in US-Medien.

Washington steht vor der Frage, wie der von Nordkorea ausgehende­n Gefahr mittel- und lang- fristig begegnet werden soll. Hacker der US-Regierung versuchen, die Computerpr­ogramme des nordkorean­ischen Raketensys­tems so zu stören, dass die Raketen kurz nach dem Start vom Kurs abkommen. In welchem Maße das erfolgreic­h ist, bleibt unklar.

Welche anderen Maßnahmen angedacht werden und ob dazu tatsächlic­h Pläne für ein Attentat auf Kim gehören, wird offiziell nicht bestätigt. Trumps Sicherheit­sberater Herbert Raymond

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