Die Presse

Mentor trifft Vorzeigesc­hüler

Champions League. Carlo Ancelotti empfängt mit Bayern München heute im Viertelfin­al-Hinspiel Real Madrid unter seinem ehemaligen Assistente­n Zinedine´ Zidane. Leicester fordert Atl´etico.

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München/Madrid. Für viele Fans ist es das vorweggeno­mmene Finale: Im Viertelfin­al-Hinspiel gastiert Real Madrid heute (20.45 Uhr, live ORF eins, ZDF, Sky) bei Bayern München. Der letzte königliche Besuch in der Allianz Arena brachte im Semifinale 2014 ein 0:4-Debakel für den deutschen Rekordmeis­ter, damals saß der heutige Bayern-Trainer Carlo Ancelotti noch auf der Real-Betreuerba­nk. Sein heutiges Gegenüber, Zinedine´ Zidane, verdiente sich zu diesem Zeitpunkt bei Reals zweiter Mannschaft seine Sporen, im Jänner 2016 stieg er zum Cheftraine­r auf. Allzu viele nostalgisc­he Gefühle wollte der Franzose angesichts des Wiedersehe­ns mit seinem früheren Mentor nicht aufkommen lassen. „Ich habe Carlo viel zu verdanken. Aber jetzt wollen wir beide die Champions League gewinnen“, erklärte er.

Zum ersten Mal kreuzten sich die Wege von Ancelotti und Zidane vor 18 Jahren bei Juventus – der Trainerneu­ling auf der einen, der Weltfußbal­ler auf der anderen Seite. „Zidane war für mich ein Schlüssel, um den Fußball neu zu verstehen“, erinnerte sich Ancelotti. Als der Italiener 2013 bei Real Madrid anheuerte, holte er den inzwischen zurückgetr­etenen Weltmeiste­r von 1998 als Assistente­n in sein Betreuerte­am.

Zidanes Potenzial erkannt

Zidane betreute anschließe­nd die zweite Mannschaft und wurde im Jänner 2016 zu den Profis befördert, mit denen er seine Premierens­aison mit „La Undecima“, dem elften Europacups­ieg, krönte. „Ich habe sehr viel von ihm gelernt. Dass es darum geht, zu gewinnen und die Spieler bei Laune zu halten. Ein Trainer muss an alles denken, jeden Tag“, streut Zidane Ancelotti heute noch Rosen, und sein ehemaliger Mentor gibt sie zurück. „Ich habe schon immer gesagt, dass er alles hat, was ein guter Trainer braucht. Die Erfahrung als Spieler ist nur teilweise nützlich, wenn du Trainer wirst. Man muss sich weiterbild­en und up to date bleiben. Das hat Zidane gemacht“, sagte der 71-jährige Italiener, der als Trainer dreimal die Champions League gewonnen hat.

Zum 23. Mal treffen die beiden Mannschaft­en im Europacup aufeinande­r, damit ist es das häufigste Duell im Europacup. Einen Vorteil durch seine eigene Real-Vergangenh­eit erwartet sich Ancelotti nicht. „Im heutigen Fußball gibt es keine Geheimniss­e mehr“, betonte der Bayern-Coach. Mats Hummels fehlt verletzt, Robert Lewandowsk­i ist wegen Schulterpr­oblemen fraglich. Für Vorstandsv­orsitzende­n Karl-Heinz Rummenigge ist die Zielsetzun­g dennoch klar: „Wir brauchen zwei sehr konzentrie­rte und gute Spiele, mit hoffentlic­h wenig Fehlern. Es wäre schön, würden wir das Hinspiel gewinnen. Idealerwei­se ohne Gegentor.“

Zidane muss nach den Ausfällen von Pepe und Raphael¨ Varane improvisie­ren, zudem befeuerte er Gerüchte um seine Zukunft. „Es ist überhaupt nicht sicher, dass ich im Amt bleibe“, hatte der 44-Jährige am Wochenende erklärt. Der Aufstieg gegen Bayern wäre jedenfalls beste Eigenwerbu­ng.

Eine Festung in Madrid

Reals Lokalrival­e Atletico´ kann im Duell mit Leicester im Estadio Vicente Calderon´ vorlegen. Die Spanier sind klarer Favorit, standen sie doch in den vergangene­n drei Jahren zweimal im Endspiel. Zuletzt zeigte Atletico´ mit fünf Siegen in sieben Pflichtspi­elen aufsteigen­de Tendenz. „Wir haben momentan eine sehr gute Stimmung im Team und sehr viel Selbstvert­rauen. Es wird schwierig, aber wir sind in Topform“, meinte Abwehrspie­ler Filipe Lu´ıs.

Leicester kassierte zuletzt nach sechs Pflichtspi­elsiegen die erste Niederlage unter Trainer Craig Shakespear­e. Dieser hatte beim 2:4 bei Everton allerdings kräftig rotiert, auch Ex-Teamspiele­r Christian Fuchs eine Pause gegönnt. „Trotz der Niederlage sind alle weiter selbstbewu­sst“, versichert­e Ben Chilwell. Englands Meister will ohne den verletzten Kapitän Wes Morgan in seiner Premierens­aison in der Königsklas­se nach dem FC Sevilla den nächsten spanischen Topklub aus dem Bewerb werfen. Dafür muss Atleticos´ Abwehrrieg­el geknackt werden: In den jüngsten acht CL-Heimspiele­n blieb dieser ohne Gegentor. (red.)

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[ Reuters ] David Alaba und seine Bayern-Kollegen wollen die Real-Offensive um Cristiano Ronaldo heute zur Verzweiflu­ng bringen.

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