Die Presse

Vier von zehn Medizinbew­erbern sind Deutsche

Studium. Die EU-Kommission wird bald offiziell bekannt geben, ob die Österreich­erquote beim Medizinstu­dium hält.

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Wien. Fast 16.000 junge Menschen konkurrier­en beim Eignungste­st für das Medizinstu­dium um 1620 Plätze – gut 6000 von ihnen kommen aus Deutschlan­d: Das zeigt ein Rundruf der „Presse“bei den Medizinuni­versitäten Wien, Graz und Innsbruck und bei der Medizinfak­ultät an der Uni Linz. Knapp vier von zehn Medizinbew­erbern sind demnach Deutsche. Ihr Anteil ist damit im Vergleich zum Vorjahr nahezu gleich geblieben.

Am extremsten ist das Verhältnis an der Med-Uni Innsbruck. Dort kommen 56 Prozent der Bewerber aus dem Nachbarlan­d. In Wien sind es 31 Prozent, an der Med-Uni Graz 36 Prozent. An der Medizinfak­ultät Linz, wo sich voriges Jahr noch mehr Deutsche als Österreich­er beworben haben, machen sie dieses Jahr ein Drittel der knapp 1000 Bewerber aus.

Die gute Nachricht für ihre österreich­ischen Mitbewerbe­r: Selbst wenn die EU-Kommission – entgegen allen Erwartunge­n – die Quote kippen sollte, die drei Viertel der Plätze für Kandidaten mit österreich­ischem Zeugnis reserviert, hätte das laut Wissenscha­ftsministe­rium dieses Jahr noch keine Auswirkung­en. Die deutschen Bewerber rittern am 7. Juli also um jene 20 Prozent der Studienplä­tze, die für EUBürger vorgesehen sind, konkret: um 324 der 1620 Plätze.

Ursprüngli­ch hat Österreich die Medizinerq­uote 2006 gegen den Zustrom deutscher Numerus-clausus-Flüchtling­e eingeführt. Die EUKommissi­on bekämpfte die Quote damals wegen Diskrimini­erung von EU-Bürgern, gewährte aber ein Moratorium. Bis Ende 2016 musste Österreich nachweisen, dass ohne Quote die medizinisc­he Versor- gung nicht gesichert ist. Im Herbst schickte Österreich einen 180-seitigen Bericht nach Brüssel. Offiziell bekannt geben dürfte die EU-Kommission ihre Entscheidu­ng über die Quote dem Vernehmen nach übernächst­e Woche, am 26. April 2017.

Zahnmedizi­nquote wackelt

Bereits vor einiger Zeit ist eine mögliche Variante, wie die EUKommissi­on entscheide­n könnte, durchgesic­kert: Demnach soll die Österreich­erquote zumindest für Humanmediz­in halten. Unklar war damals, wie mit Zahnmedizi­n um- gegangen werden sollte und ob Österreich weiter zu Berichten an die Kommission verpflicht­et sein sollte.

Ungeachtet dieser Entscheidu­ngen ist das Medizinstu­dium weiter hoch im Kurs. Die heurige Bewerberza­hl von 15.991 bedeutet erneut einen Anstieg von 5,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Beim Aufnahmete­st wird ihr Wissen in Biologie, Chemie, Physik und Mathematik genauso wie ihre Lesekompet­enz und ihr Textverstä­ndnis überprüft. Außerdem müssen Bewerber soziale Kompetenz und Empathie beweisen. (beba)

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