Nur ein Drittel der unter Dreijährigen geimpft
Zecken. Obwohl die Impfrate in der Gesamtbevölkerung relativ hoch ist, sind bei den bis zu Dreijährigen nur 35 Prozent gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) geimpft. Dabei dürfte 2017 erneut ein gefährliches Zeckenjahr werden.
Wien. Wegen der relativ hohen Temperaturen Anfang März steht Österreich nach 2016 erneut ein extremes Zeckenjahr bevor. Zecken werden bereits bei Temperaturen ab sieben Grad Celsius aktiv und hatten in diesem Jahr besonders viel Zeit, sich zu vermehren. Das Risiko, gestochen (nicht gebissen) zu werden, ist also etwas höher als in einem gewöhnlichen Jahr. Die wichtigsten Fragen und Antworten rund um Zecken, und wie man sich dagegen schützen kann.
1 Welchen Schutz bieten Impfungen, und wie hoch ist die Impfrate in Österreich?
Die FSME-Impfung bildet den einzigen wirklichen Schutz vor einer Ansteckung bzw. Erkrankung. Eine spezifische Heilbehandlung gibt es nicht. FSME ist eine Viruserkrankung, die etwa zur Entzündung der Hirnhäute führen kann. Die beiden vorhandenen Impfstoffe sind für Personen ab dem ersten Lebensjahr zugelassen. Für eine komplette Durchimpfung sind drei Teilimpfungen im Abstand von vier Wochen bzw. einem Jahr notwendig. Die erste Auffrischung erfolgt nach drei Jahren. Bis zum 60. Lebensjahr reicht dann eine Auffrischung alle fünf Jahre, danach alle drei Jahre. Die Impfstoffe für Kinder kosten während der diesjährigen Impfaktion (sie läuft bis 31. August) 30,30 Euro, der Impfstoff für Erwachsene 34,80 Euro. Die Krankenkassen leisten jeweils Zuschüsse zwischen rund zwei und 16 Euro.
In Österreich ist die Durchimpfungsrate mit 85 Prozent traditionell relativ hoch, in den vergangenen Jahren aber leicht rückläufig. Bei den unter Dreijährigen sind lediglich 35 Prozent geimpft, im Jahr 2011 waren es noch 61 Prozent. Auch bei den Elf- bis 19-Jährigen ging die Impfrate zuletzt um sechs Prozentpunkte zurück.
Am verlässlichsten lassen sich hingegen Senioren impfen. Rudolf Schmitzberger, Kinder- und Jugendarzt sowie Impfreferent der Österreichischen Ärztekammer, führt das auf die zahlreichen früheren Kampagnen für die FSME-Impfung zurück. Bei jüngeren Menschen hingegen sei die Angst vor einer Erkrankung zurückgegangen, hier müsse wieder mehr Bewusstseinsbildung betrieben werden. Vor allem bei Kindergartenkindern, der laut Schmitzberger „gefährdetsten Population“.
Vergangenes Jahr gab es in Österreich 89 FSME-Erkrankungen nach 71 im Jahr 2015. Der größte Anteil der Fälle wurde 2016 in den Bundesländern Oberösterreich (27) und in Tirol (24) registriert. Eine Ansteckung mit FSME ist sogar über (nicht pasteurisierte) Kuh- und Ziegenmilch möglich.
2 Gibt es innerhalb Wiens Gegenden, die besonders gefährlich sind?
Komplett sichere Gebiete gibt es in ganz Wien nicht, da sich Zecken beispielsweise zwischen Brennholz oder in Gestrüpp einnisten. Da sie zudem bei sehr tiefen Temperaturen überleben können, sind sie in Österreich das ganze Jahr über aktiv – am aktivsten zwischen März und November.
Dennoch gibt es auch innerhalb Wiens Gebiete, in denen die Chancen, gestochen zu werden und sich anzustecken, höher sind – im Stadtpark oder Türkenschanzpark zum Beispiel. Auch der Prater, der Donaupark, der Rathauspark und die Mautner-Markhof-Gründe in Simmering (hier auch die Gegend rund um das Schloss Neugebäude) gelten als Risikogebiete. Im Allgemeinen lauern Zecken in Städten also vor allem auf Grünflächen mit vielen Tieren und Menschen. Verlässliche Daten, wo es die meisten Krankheitsüberträger gibt, liegen nicht vor.
3 Welche Irrtümer über Zecken und von ihnen ausgehende Krankheiten gibt es?
Zecken sitzen nicht – wie oft behauptet – auf Bäumen, sondern zumeist in Gräsern und Büschen. Selbst auf der Liegewiese im Schwimmbad kann man sich Zecken einfangen. Zecken darf man nicht einfach rausdrehen. Auch Öl, Klebstoff und Benzin sind zur Zeckenentfernung nicht geeignet, weil sie dabei oft ihren Darm entleeren und die Giftstoffe so in das Blut des Menschen gelangen. Der Österreichische Tierschutzverein rät daher, Zecken mit einer feine Pinzette oder einer Zeckenzange zu entfernen. Wichtig ist dabei, die ganze Zecke noch lebend zu entfernen. Eine Zecke sollte im Übrigen so schnell wie möglich entfernt werden – am besten innerhalb der ersten sechs Stunden. Gegen Borreliose (Infektionskrankheit, die verschiedene Organe angreift) gibt es keine Impfung. Die gängige Zeckenimpfung schützt lediglich gegen FSME.
4 Welchen Zeckenarten übertragen gefährliche Krankheiten?
Bisher dachte man, dass nur die Zeckenart Holzbock Überträger von FSME ist. Wissenschaftler der Universität Hohenheim fanden jetzt aber heraus, dass auch die Auwaldzecke die heimtückische Krankheit übertragen kann. Allerdings ist unklar, ob die Tiere erst kürzlich zum Überträger wurden oder ihre Gefährlichkeit bisher nicht bekannt war.