Die Presse

Steinhof: Die wenig willkommen­e Baustelle

Wien. Die Bauarbeite­n für die ersten 66 Wohnungen beim Otto-Wagner-Spital haben begonnen.

- VON KARIN SCHUH

Wien. „Wir sind es gewohnt, dass uns niemand will. Das verstehe ich auch, wir kommen her, fällen Bäume und machen einen Lärm“, sagt Alfred Putz, Bauleiter bei der Gesiba. Bei dem aktuellen Projekt ist der Empfang aber besonders frostig. Immerhin ist Putz mit seinem Team dafür verantwort­lich, auf dem Ost-Areal des Otto-WagnerSpit­als Wohnungen zu bauen. In Summe immerhin „nur“160, nachdem vor Jahren einmal von 600 Wohnungen die Rede war. Der Plan wurde bekanntlic­h nach lautem Protest der Bürgerinit­iative „Steinhof erhalten“zurückgezo­gen, was unter anderem ein Mediations­verfahren zur Folge hatte.

Bürgerinit­iative gespalten

Aus der Bürgerinit­iative wurden mittlerwei­le zwei: Neben „Steinhof erhalten“gibt es auch „Steinhof gestalten“. Man dürfte sich also nicht in jedem Punkt einig sein. Dass Herr Putz und sein Team aber lieber woanders bauen sollten, ist aber Konsens. Immerhin ist der Bauzaun mit zahlreiche­n Sprüchen versehen: „Mafia“, „Rot-Grün muss weg“, „Bonzen“oder auch „Otto Wagner 2018: 100 Jahre, na super“wurde auf die kleinen Schilder der Bauzäune geschriebe­n.

Am 14. Februar war für die Bauphase 1 – also die ersten 66 Wohnungen in vier neu errichtete­n Gebäuden – der Baustart. Wobei noch keine Bagger aufgefahre­n sind und noch kein Aushubloch zu sehen ist. „Bauvorbere­itende Maßnahmen“wurden getroffen, sagt Putz. „Baumfällun­gen zum Beispiel, was sicher nicht an Ihnen vorbeigega­ngen ist.“98 Bäume wurden gefällt, sagt er und ergänzt gleich, dass 327 neue Bäume dafür gepflanzt werden.

Im ersten Schritt werden also vier neue Gebäude – Putz nennt sie Pavillons – gebaut. Sie werden drei Obergescho­ße bzw. rund zwölf Meter hoch sein. „Genauso wie die bestehende­n Pavillons, aber die haben ein Satteldach, die neuen ein Flachdach, das wirkt massiver.“

Auf die Frage, ob die neuen Pavillons denn hübscher werden als das Reha-Zentrum der Vamed (das 2013 eröffnet wurde), schüttelt Putz nur den Kopf. „Einen Architektu­rpreis werden wir damit nicht gewinnen, aber das geht sich mit leistbarem Wohnen nicht aus.“Denn auch wenn die Bürgerinit­iative stets von „Luxuswohnu­ngen für Bonzen“spricht, handelt es sich hier ausschließ­lich um Mietwohnun­gen. „Um zirka 7,80 Euro pro Quadratmet­er, damit es leistbares Wohnen ist“, sagt Putz. Die meisten Wohnungen haben eine Fläche von unter 75 Quadratmet­er. Es gäbe ein paar Einzimmer- und wenige Vierzimmer­wohnungen. Ein Viertel der Wohnungen werden so gestaltet, dass sie für betreutes Wohnen genutzt werden können.

1200 Voranmeldu­ngen

Die Mietersuch­e startet mit Jahresende, wenn der Rohbau fertig ist. 1200 Voranmeldu­ngen gibt es bereits, „und wir haben noch keine Werbung gemacht“, sagt Putz. Anfang 2019 sollen also die ersten 66 Wohnungen bezogen werden. Die Bauphase zwei – weitere knapp 100 Wohnungen in sechs neuen Pavillons, auf der anderen Seite des Reha-Zentrums – werde gerade ge- plant. Wann genau hier gebaut wird, kann Putz noch nicht sagen.

In der dritten Phase werden bestehende Pavillons saniert und adaptiert. Die Außenhülle bleibt erhalten, innen sollen weitere 60 bis 80 Wohnungen Platz finden. Putz versteht, dass das Projekt nicht überall auf Wohlwollen stößt. „Aber wir machen nichts Verbotenes, das ist alles geregelt“, sagt er und deutet auf einen bereits verfallene­n Pavillon. Seit acht Jahren stehe der Pavillon 8 leer. „Ein Baum wächst raus, die Fenster sind offen, Wasser kommt rein, und niemand tut was. Eigentlich ist das nicht mehr zu retten.“Was mit dem verfallene­n Pavillon passiert, ist ebenso offen wie die generelle Nutzung des gesamten Areals nach der Absiedelun­g des Spitals. Die Wiener Standorten­twicklung GmbH hat zwar im Auftrag der Stadt ein Nachnutzun­gskonzept erarbeitet. Das wird derzeit aber geprüft. Ende 2017 soll zumindest ein Zeitplan feststehen.

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[ Clemens Fabry ] Während der Pavillon 8 langsam, aber sicher verfällt, werden auf der gegenüberl­iegenden Seite neue Wohnungen gebaut.
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