Die Presse

Der Euro und das Go

Währungen. Viele wollen den Euro zerbrechen. Aber sie übersehen: Diese neuartige Währung ist auf einem glänzenden Fundament gebaut.

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Was haben Paul Krugman und Marine Le Pen gemeinsam? Oder Joseph Stiglitz und H.-C. Strache? Die einen sind weltberühm­te US-Ökonomen. Die anderen europäisch­e Rechtspoli­tiker. Aber eines eint sie tatsächlic­h: der Euro. Den können sie einfach nicht leiden. Den haben sie schon tausendfac­h totgesagt. Sie wollen ihn abschaffen, aufbrechen, neuordnen.

Es ist aber so: Diese Leute wollen den Euro einfach nicht verstehen. Sie sehen die Welt durch ihre eigene, gefärbte Brille. Die amerikanis­chen Ökonomen kennen nur die Dollar-Währungsor­dnung der Nachkriegs­zeit, können sich etwas anderes gar nicht vorstellen. Und die Rechtspoli­tiker wollen Europa fragmentie­ren, zurück in die Zeit von Franc, Mark und Schilling. Zumindest sagen sie das, konkrete Pläne sieht man nur selten.

Was aber beide Gruppen von Euro-Gegnern übersehen: Die EZB hat noch etwas in der Hinterhand. Eine Trumpfkart­e. Mehr als 10.000 Tonnen Gold. Und einen Auftrag. Der Euro ist nämlich mehr als „nur“eine gemeinsame Währung für die EU-Länder. Er ist der Prototyp für eine neuartige Währung – der Weg vom 20. ins 21. Jahrhunder­t, wenn man so will. Die Brücken auf den Geldschein­en, sie könnten symbolisch gemeint sein.

Als der ehemalige deutsche Finanzmini­ster Theo Waigel, angeblich der Erfinder des Namens „Euro“, nach der Lebenszeit dessel- ben gefragt wurde, antwortete er: „Der Denar des Römischen Reichs hatte vier Jahrhunder­te lang Geltung. So viel Zeit gebe ich dem Euro auch.“400 Jahre: Das ist eine Ewigkeit.

Nun kann man Waigel als Spinner abtun. Aber ist es so abwegig, dass sich die Konstrukte­ure des Euro bei der Planung dieses Megaprojek­ts etwas überlegt haben? In der Debatte konzentrie­ren wir uns bisher nur auf die Probleme. Die hat der Euro in einigen Ländern zweifellos ausgelöst. Die Machtüberg­abe an die EZB hat für die nationalen Politiker die Möglichkei­t beendet, aktuelle Probleme durch Abwertung der eigenen Währung den zukünftige­n Genera-

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