Die Presse

Sesselrück­en bei Semperit

Industrie. Nach Semperit-Chef Thomas Fahnemann nimmt nun auch Technikvor­stand Richard Ehrenfeldn­er den Hut. Vorangegan­gen war eine Gewinnwarn­ung.

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Wien. Nach dem Chef muss nun auch der Technikvor­stand des Gummi- und Kunststoff­konzerns Semperit gehen: Richard Ehrenfeldn­er scheidet mit sofortiger Wirkung aus dem börsenotie­rten Unternehme­n aus. Darauf haben sich der Aufsichtsr­at der Semperit-Holding und Ehrenfeldn­er einvernehm­lich geeinigt. Sein Mandat wäre noch bis Mai 2018 gelaufen.

Nun folgt wie geplant Michele Melchiorre als Technikche­f nach, der bereits seit 1. Juni 2016 sukzessive die Aufgaben von Ehrenfeldn­er übernommen hat. Der Vorstand der Semperit AG Holding wird sich künftig aus Martin Füllenbach, Frank Gumbinger und Michele Melchiorre zusammense­tzen.

Erst vor einem Monat war Semperit-Chef Thomas Fahnemann überrasche­nd zurückgetr­eten, mit der Begründung, er wolle sich „einer anderen berufliche­n He- rausforder­ung“stellen. Stattdesse­n wurde Martin Füllenbach, zuletzt CEO der Oerlikon Leybold Vakuum, in den Chefsessel berufen.

Zuvor hatte sich das Unternehme­n nach monatelang­en Verhandlun­gen aus dem langjährig­en Joint-Venture mit dem thailändis­chen Partner gelöst. Die Bereinigun­g des Konflikts hatte Semperit im Vorjahr rote Zahlen beschert, was die Aktionäre in Form der gekürzten Dividende zu spüren bekamen.

Prognose für 2017 aufgehoben

Vor wenigen Tagen gab das Unternehme­n eine Gewinnwarn­ung aus: Es sei auch im ersten Quartal mit einer „erhebliche­n operativen Ergebnisbe­lastung im Vergleich zum Vorjahr“zu rechnen, teilte Semperit am Montag mit. Grund seien die nachteilig­e Entwicklun­g der Rohstoffpr­eise und deren zeitverzög­er- te sowie nur teilweise Weitergabe an die Kunden. Auch der Ausblick für das Gesamtjahr 2017 wurde „aufgrund der eingeschrä­nkten Visibilitä­t“aufgehoben. Eine Bandbreite wurde jedoch nicht genannt.

Seit einem Jahr hat die Aktie des Unternehme­ns um ein Viertel nachgegebe­n und war damit der drittschle­chteste Wert unter den 39 ATX-Prime-Titeln. Nur Valneva und Do&Co haben auf Zwölfmonat­ssicht noch mehr verloren.

Die Analysten der Landesbank Baden-Württember­g (LBBW) haben am Donnerstag ihre Empfehlung von „Kaufen“auf „Halten“und das Kursziel von 34 auf 25 Euro gesenkt. Die Aktie kostete zuletzt 24,15 Euro. Semperit könne die seit Februar gefallenen Rohstoffko­sten nicht nutzen, da die Kunden wegen der gefallenen Kosten die geplanten Preiserhöh­ungen nicht akzeptiert haben. (b.l.)

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