Die Presse

No Smoking

- Reaktionen an: hans-werner.scheidl@diepresse.com

Kaum ein semipoliti­sches Ereignis der jüngsten Zeit hat die Nation dermaßen erregt und gespalten (?) wie der Fauxpas des Bundespräs­identen, der eben noch in der Lernphase steckt. Eine schwarze Krawatte („Black Tie“) zum Smoking von der Stange! Verständli­ch, dass in der „Krone“der Kolumnenpo­stler stilsicher mehrere gepfeffert­e Salven abfeuerte.

Dazu ein Griff in den Anekdotenf­undus. 1970 versammelt­e der neue Kanzler, Bruno Kreisky, die Frischling­e in seinem Team, um ihnen Verhaltens­maßregeln zu vermitteln. Dazu gehörte das Verbot, selbst Auto zu fahren oder Rechnungen in einem Restaurant selbst aus der Geldbörse zu begleichen: Eine solche Rechnung lasse sich ein Minister schicken. Auch auf die standesgem­äße Garderobe legte Kreisky Wert. Aber sein neuer Handelsmin­ister, der Gewerkscha­fter und AK-Funktionär Josef Staribache­r, wehrte sich standhaft, Smoking oder gar Frack zu erwerben: Er werde so etwas nie, nie anziehen. Er erzwang eine Art Sondererla­ubnis, feierliche Anlässe auch im Straßenanz­ug zu besuchen. Als kleine Konzession an das Dunkel seiner Kollegen bequemte er sich zumindest, im dunkelblau­en Anzug, dem „Zwetschker­nen“, zu erscheinen.

Apropos VdB: Am Smoking trägt der Herr von Welt niemals die Miniatur eines ihm verliehene­n Ordens . . . (hws)

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