Fasten macht Pflanzen resistenter
Erhöhte Autophagie wirkt gegen Kartoffelmehltau.
Die Fastenzeit ist zu Ende; die Forschung, was Fasten bewirkt, noch lang nicht. Kurzes Fasten aktiviert den Stoffwechsel: Immunzellen und andere werden erneuert. Manche Forscher vermuten, dass dies vor altersbedingten Krankheiten schützen kann. Dahinter steckt ein Recyclingmechanismus in den Zellen, der sich Autophagie nennt. D. h. übersetzt: sich selbst essen. Der Mechanismus beruht auf einem Transportsystem in hungernden Zellen: Nicht benötigte Zellteile werden in das Recyclingzentrum geführt und in Energie oder in neue Zellteile umgewandelt.
Am Gregor-Mendel-Institut (GMI) der Akademie der Wissenschaften in Wien beschäftigt sich Yasin Dagdas mit Autophagie bei Pflanzen. Soeben erhielt er als Einziger in Österreich den britischen Biochemical Society Award für seine Arbeiten rund um das Zellrecyclingsystem.
Zieh den Mantel aus . . .
„Für Pflanzen ist diese Erneuerung viel wichtiger als für Tiere oder Menschen: Ist einem Tier kalt oder wird es bedroht, kann es weggehen. Pflanzen müssen am selben Platz bei minus zehn und plus 30 Grad leben. Wir Menschen ertragen nur etwa zwei Grad Schwankung unserer Körpertemperatur, Pflanzen halten bis zu 50 Grad Unterschied aus“, sagt Dagdas.
Autophagie hilft Pflanzen, wenn sie von Schnee bedeckt waren und die Sonne herauskommt, sich in wenigen Minuten anzupassen – so wie wenn wir den Wintermantel ausziehen. „Autophagie holt mit seinem ausgeklügelten Transportsystem die passenden Kleider rasch aus dem Schrank“, sagt Dagdas. Sein Team konnte zeigen, dass Autophagie auch gegen Krankheitserreger wirkt: Pflanzen werden dadurch resistenter gegen Kartoffelmehltau, der weltweit jährlich Ernteausfälle von sechs Milliarden Dollar verursacht. (vers)