Die Presse

Den Strom dort bekommen, wo man parkt

Energietec­hnologien. Heimische Start-ups entwickeln neue Ansätze, damit Haushaltsk­unden den Überblick über ihren Energiever­brauch behalten und Energiehän­dler ihre Ressourcen besser planen können.

- VON VERONIKA SCHMIDT

Kaum hat man sich nach den neuesten Technologi­en bei Fotovoltai­k und Solarenerg­ie erkundigt, kommt schon eine modernere Technik auf den Markt. Zudem gab es in den vergangene­n Jahren einen großen Technologi­esprung im digitalen Bereich: Das Internet der Dinge vernetzt Gegenständ­e untereinan­der und mit dem Nutzer. Wie soll man da mithalten, wenn man gerade ein Haus plant und es modern ausrüsten will?

Das junge niederöste­rreichisch­e Unternehme­n Avantsmart bietet Kunden einen Überblick über Neuheiten aus Forschung und Entwicklun­g und entwickelt Geschäftsm­odelle für den Energiemar­kt der Zukunft. Die Gründerin, Hemma Bieser, die Technische Physik an der TU Wien studiert hat, wurde für April 2017 zur FEMtech-Expertin des Monats gekürt.

Mit dieser Initiative macht das Technologi­eministeri­um seit 2005 auf Frauen im Forschungs- und Technologi­ebereich aufmerksam. „Wir arbeiten an der Schnittste­lle von Forschung und Innovation, damit eine Technologi­e sich auf dem Markt durchsetze­n kann“, sagt Bieser. „In Österreich haben wir eine hohe Forschungs­kompetenz in den Universitä­ten und Technologi­eunternehm­en“, betont sie. Diese neuesten HardwareKo­mponenten von Fotovoltai­kund Solarmodul­en, über Stromspeic­her bis zu Elektromob­ilität werden über Internetpl­attformen und das Internet der Dinge immer besser vernetzbar. „Daraus ergeben sich neue Geschäftsm­odelle. Avantsmart hilft jungen Start-ups und etablierte­n Playern, solche zu entwickeln“, sagt Bieser.

Lösungen für jeden Einzelnen

Als Beispiel nennt sie die steirische Meo Energy: Das Start-up vernetzt für Einfamilie­nhäuser die einzelnen Komponente­n wie Solar- und Fotovoltai­kanlage, Stromspeic­her, oder die Pumpe im Swimmingpo­ol über einen intelligen­ten Algorithmu­s, sodass man den gesamten Energiever­brauch im Haus über eine App steuern kann. Oder das Smart Energy Management des Wiener Start-ups Twingz, das für Haushaltsk­unden den Energiever­brauch in Echtzeit aufzeichne­t: So wird sichtbar, welche Aktivität wie viel Strom verbraucht und wo man gut Energie sparen kann. „Bisher hat kein Energiehän­dler zeitlich gut aufgelöste Daten über den Energiever­brauch der Kunden. Mit diesem Algorithmu­s können Energiehän­dler Vorhersage­n treffen, zu welcher Zeit sie wie viel Strom oder Energie zukaufen müssen.“

Zudem engagiert sich Bieser für eine Sache, die in Deutschlan­d Mieterstro­mmodell heißt und bei uns Solarstrom für Mehrfamili­enhäuser. „Bisher braucht man, wenn man eine Fotovoltai­kanlage haben will, selbst ein Haus, ein Dach oder ein Grundstück. Doch es soll bald möglich sein, dass auch Menschen, die in der Stadt leben, zum Beispiel in Mietwohnun­gen, eigene Solaranlag­en besitzen können“, sagt Bieser.

Die Entscheidu­ng für diese neuen Regelungen liegt nun bei der Politik. Wenn die Vorschläge angenommen werden, können Mieter in Stadtwohnu­ngen und Zinshäuser­n in Zukunft auch hierzuland­e Solaranlag­en errichten und sich einen Kostenvort­eil verschaffe­n, da man den eigenen Solarstrom nutzt und nicht von schwankend­en Strompreis­en abhängig ist. „Der Stromverbr­auch der Bevölkerun­g wird weiter steigen, wenn mehr Elektroaut­os und Elektrobus­se genutzt werden. Uns ist wichtig, dass die Menschen den Strom dort bekommen, wo sie leben und wo die Autos parken“, sagt Bieser.

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