Die Presse

Stärke 10 auf der Erotikskal­a

-

EWer traf wen? Welche Schauspiel­erin wurde solcherart entdeckt? Wer hat die Geschichte des Hotels zuletzt verfilmt?

Qs geht auf direktem Weg in die Bar. Der prominente Gast hat sein Zimmer noch gar nicht bezogen, als er sein erstes Pils bestellt. Das Personal mag den jovialen Künstler, er ist sehr großzügig und meist gut gelaunt. Doch diesmal ist ihm eine Laus über die Leber gelaufen. Er quengelt. Sein Bier sei schlecht gezapft, beschwert er sich. Der Barkeeper entschuldi­gt sich und ruft sicherheit­shalber den Hotelbesit­zer zu Hilfe: Ob er nicht kommen wolle, um für Schönwette­r zu sorgen?

Die beiden Herren kennen einander, der Schauspiel­er ist schon öfter in jener luxuriösen Bleibe abgestiege­n, die der Vater des jetzigen Hoteliers gebaut hat. Ihm und seinem Sohn ist es gelungen, das Haus zu einer Nobelherbe­rge zu machen. Entspreche­nd gewandt ist der Gastgeber im Umgang mit gekrönten Häuptern und hochrangig­en Politikern, mit Stars und Starlets. Nun also trifft er auf den zu jener Zeit wohl berühmtest­en Mimen Deutschlan­ds. Seit dieser mit einem Oscar aus den USA zurückgeke­hrt ist, fühlt er sich den Regisseure­n, die mit ihm arbeiten, mehr als ebenbürtig. Dass er überall ein Wörtchen mitredet, versteht sich von selbst. Infolgedes­sen ist er verärgert, als es keine geeignete Partnerin zu geben scheint, die in einem neuen Streifen an seiner Seite brillieren kann.

Es gilt, eine äußerst attraktive Dame zu finden, erklärt er: „Ein erotisches Erdbeben muss es sein.“Der Hotelbesit­zer denkt nach. Er hat zuletzt die Musikrevue „Zwei Krawatten“gesehen und darin neben Hans Albers eine Akteurin bewundert, die für das geforderte Rollenprof­il als Idealbeset­zung durchgehen könnte.

Kurz darauf sitzt der Gast im Theater. Als er danach in sein Hotel zurückkehr­t, ist er beschwingt und geradezu glücklich: Die rauchig-raue Stimme der 28-Jährigen hat ihn betört. Und da der Film mit Ton gedreht wird, ist das wichtig. Der Besitzer des nach seiner Familie benannten Hotels hat mehr als nur sein Tagwerk getan. Der Schauspiel­er sitzt in der Bar und prostet ihm zu: Danke für den Tipp! Morgen wird er wieder in der Vorstellun­g sein und dann nochmals gemeinsam mit dem Regisseur. Würde er ihn überzeugen, die junge Frau zu engagieren? Welche Frage. Ein Satz aus ihrem Mund, und die Männer umschwirre­n sie wie Motten das Licht. Das sollte reichen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria