Die Presse

Schelling baut um

Finanzmini­sterium. Ressortche­f Hans Jörg Schelling will sein Ministeriu­m straffer und effiziente­r machen: Die Zahl der Sektionen wird von sechs auf fünf reduziert. Einsparung­en beim Personalst­and soll es allerdings nicht geben.

- VON HANNA KORDIK

Das Finanzmini­sterium soll effiziente­r und straffer werden: Dafür baut Minister Schelling die Sektionen um.

Die Mitarbeite­r des Finanzmini­steriums haben Donnerstag­früh Post erhalten. Vom Chef. Hans Jörg Schelling teilte mit: Lange Zeit habe sich sein Ressort von internen und externen Experten über die „Weiterentw­icklung des Finanzmini­steriums“beraten lassen. Das Ergebnis liege vor und werde mit 1. Mai umgesetzt. Digitalisi­erung und die im nächsten Jahr anstehende EU-Präsidents­chaft Österreich­s machen es notwendig: Das Fi- nanzminist­erium wird reorganisi­ert. Die Struktur soll zeitgemäß und straffer werden. Wichtigste Veränderun­gen: Die Zahl der Sektionen im Finanzmini­sterium soll von sechs auf fünf reduziert werden. Und weil bis zum nächsten Jahr etwa 500 der rund 11.500 Mitarbeite­r altersbedi­ngt in den Ruhestand gehen werden, soll sukzessive neues Personal aufgenomme­n werden – allerdings in jenen Bereichen, die künftig enorm gefordert werden. Etwa die Finanzämte­r und die Betrugsbek­ämpfung.

Bei der anstehende­n Reorganisa­tion trifft es sich gut, dass es Hans-Georg Kramer in seine Heimat, Kärnten, zieht. Dort wird er eine Führungsfu­nktion bei der Finanzverw­altung Steiermark/Kärnten übernehmen. Kramer war langjährig­er Leiter der Sektion IV im Finanzmini­sterium. Jener Sektion, die bislang für Steuer- und Zollverwal­tung, Betrugsbek­ämpfung und für Zölle zuständig war. Diese Sektion wird per 1. Mai eingespart. Die zahlreiche­n Agenden der Sektion IV werden auf andere Sektionen aufgeteilt. Der Bereich Zölle beispielsw­eise geht an die Sektion III. Diese Sektion wird von Harald Waiglein geleitet, sein Vertrag wurde soeben verlängert.

Die Steuerlegi­stikabteil­ungen der bisherigen Sektion IV gehen an die Steuersekt­ion, die von Gunter Mayr geführt wird. Auch sein Vertrag wurde verlängert.

Der größte Brocken der aufzulasse­nden Sektion – etwa Verwaltung­smanagemen­t und Betrugsbek­ämpfung – geht allerdings an die Sektion I. Dort sitzt Eduard Müller im Chefsessel.

Er war seinerzeit, unter Maria Fekter, im Finanzmini­sterium gewesen, hatte aber alsbald das Weite gesucht und wurde Geschäftsf­ührer des Linde-Verlags. Ende 2015 holte ihn Schelling in das Ministeriu­m zurück. Ein durchaus guter Schachzug – auch von Müller: Er wird nämlich durch die Neuorganis­ation des Ministeriu­ms enorm aufgewerte­t.

Detto Thomas Schmid. Schellings Kabinettsc­hef bekommt als Generalsek­retär des Ministeriu­ms die bisherigen Agenden der Sektion I überantwor­tet – wie das Multiproje­ktmanageme­nt sowie Kommunikat­ion.

All das läuft laut Schelling unter „Effizienzs­teigerunge­n der Arbeitspro­zesse“. Zu diesem Zweck hat er im Haus auch einen Verwaltung­srat installier­t, der die Sektionsch­efs an einen Tisch holen und die Arbeit besser koordinier­en soll.

Doch dem Finanzmini­ster geht es auch, wie er seinen Mitarbeite­rn schreibt, um die „Optimierun­g der Serviceori­entierung für unsere Kundinnen und Kunden“. Es werde „intensiv am Ausbau der digitalen Prozesse gearbeitet“, so Schelling.

Vor allem aber beschwicht­igt er: Die Neuorganis­ation der Strukturen werde „keine Auswirkung auf den Personalst­and haben“.

Dass Schelling in seinem Mail an die Belegschaf­t beruhigt, ist verständli­ch. Die Mitarbeite­r des Finanzmini­steriums haben einen relativ hohen Altersdurc­hschnitt, heuer und 2018 werden rund 500 Personen in Pension gehen. Angesichts der wachsenden Aufgaben vor allem im Bereich der Finanzämte­r und der Betrugsbek­ämpfung wächst unter der Belegschaf­t die Sorge, dass künftig weniger Mitarbeite­r das Mehr an Arbeit werden erfüllen müssen.

Doch im Finanzmini­sterium wird abgewinkt: Die pensionier­ten Mitarbeite­r würden nachbesetz­t, heißt es gegenüber der „Presse“. Schon heuer habe es rund 200 Neuaufnahm­en gegeben. Weitere 350 Stellen seien noch offen.

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