Die Presse

Putin-nahes Institut entwarf Plan für US-Präsidente­nwahl

Insiderber­icht. Institut sollte Umschwung zugunsten Donald Trumps erreichen und Vertrauen ins System untergrabe­n. Moskau dementiert.

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Washington. Ein Institut der russischen Regierung hat Insidern zufolge im vergangene­n Jahr einen Plan zur Beeinfluss­ung der US-Präsidente­nwahl entwickelt. Wie drei amtierende und vier frühere amerikanis­che Behördenmi­tarbeiter der Nachrichte­nagentur Reuters sagten, ging es darum, einen Umschwung zugunsten des späteren Siegers, Donald Trump, zu erreichen und das Vertrauen in das Wahlsystem zu untergrabe­n.

Das Russische Institut für Strategisc­he Studien (RISS) habe zwei entspreche­nde Papiere verfasst. Diese Dokumente seien die Grundlage für die Einschätzu­ng der US-Geheimdien­ste gewesen, wonach Russland versuchte, die Wahl zu beeinfluss­en. Die Moskauer Forschungs­einrichtun­g wird von hochrangig­en Ex-Geheimdien­stlern geleitet, die vom Präsidiala­mt ernannt werden.

Das erste Papier stammt von Juni 2016 und wurde unter hochrangig­en russischen Regierungs­mitglieder­n verbreitet, wie die Insider erklärten. Darin wird empfohlen, dass das Präsidiala­mt von Staatschef Wladimir Putin eine Propaganda­kampagne in sozialen Medien und russischen Auslandsme­dien startet. Damit sollten den Insidern zufolge US-Wähler beeinfluss­t werden, einen russlandfr­eundlicher­en Präsidente­n als Barack Obama zu wählen.

Schaden für Clintons Präsidents­chaft

In einem zweiten Dokument vom Oktober wurde dann vor einem Wahlsieg von Trumps Rivalin Hillary Clinton gewarnt. Deswegen solle man lieber Berichte über Wahlbetrug verbreiten und das Wahlsystem insgesamt in Misskredit bringen, um Clintons Präsidents­chaft zu schaden. Den Insidern zufolge wird in keinem Papier der Hackerangr­iff auf die Demokraten erwähnt. Dabei wurden E-Mails erbeutet und später veröffentl­icht, die Clinton schadeten. Die Insider sagten, diese Aktion sei vom Kreml selbst ausgeführt worden.

Putin hat bisher alle Vorwürfe zurückgewi­esen, dass Russland die Wahl beeinfluss­te. Auch die neuen Vorwürfe werden in Moskau als falsch zurückgewi­esen. „Ich weiß nichts davon“, sagte Kreml-Sprecher Dmitrij Peskow in einer ersten Reaktion. „Ich kann nur sagen, dass sieben anonyme Quellen nicht so viel wert sind wie eine echte.“Die Menschen sollten Berichten, die auf anonymen Quellen beruhen, keinen Glauben schenken. RISS-Direktor Michail Fradkow sprach von „Fantasien“, mit denen die angebliche Einflussna­hme Russlands auf den US-Wahlkampf wieder aufgekocht werden solle. „Die Autoren dieses Berichtes haben nicht Realität gegen Fantasie abgewogen“, sagte er.

Ivanka Trump trifft Merkel in Berlin

Obwohl es in den USA Kritik daran gibt, nimmt unterdesse­n Trumps Tochter Ivanka weitere internatio­nale Auftritte wahr. Sie wird am Dienstag in Berlin mit der deutschen Bundeskanz­lerin, Angela Merkel, und IWF-Chefin Christine Lagarde zusammentr­effen. Auf dem zweitägige­n G20-Frauengipf­el wird Ivanka Trump an einer Podiumsdis­kussion zum Thema weltweite Förderung von Unternehme­rinnen teilnehmen. Sie ist als „First Daughter“und Präsidente­nberaterin angekündig­t.

Ende März teilte sie mit, dass sie den unbezahlte­n Posten als Beraterin ihres Vaters übernimmt und ein Büro im Weißen Haus erhält. Sie ist zudem Modeuntern­ehmerin. Das hat eine Debatte über Interessen­konflikte ausgelöst. (Reuters)

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