Die Presse

Peter Pilz: Österreich duldet „Bespitzelu­ng“

Der grüne Sicherheit­ssprecher gibt der Regierung eine Mitschuld daran, dass so viele Austrotürk­en mit Ja stimmten.

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Wien. Österreich­s Regierung habe zu wenig gegen „Bespitzelu­ng“und „Druck“auf Gegner der türkischen Regierung getan. Deshalb trage sie Mitverantw­ortung für die deutliche Zustimmung zu Erdogans˘ Präsidials­ystem bei den Türken in Österreich. Das sagte der grüne Sicherheit­ssprecher am Donnerstag in Wien. „Staaten und Regierunge­n sind mit schuld, wenn sie Stasi-artige Institutio­nen dulden.“Damit meinte Pilz Ankara nahestehen­de Auslandsor­ganisation­en.

Es bestehe ein Zusammenha­ng zwischen den Ergebnisse­n unter den Auslandstü­rken und den in den jeweiligen Ländern aktiven Ankara-nahen „Netzwerken“, betonte der grüne Abgeordnet­e. Staaten wie Österreich, Belgien oder die Niederland­e seien deswegen „Heimspiell­änder“für Präsident Recep Tayyip Erdogan˘ – mit hohen Anteilen an Ja-Stimmen – gewesen, weil „hier die dichtesten Netzwerke“vorhanden sind, sagte er. In Ländern wie Großbritan­nien, Spanien oder Schweden, wo „es nichts gibt“, sei das Votum dagegen klar gegen die Verfassung­sänderung zur Einführung einer Präsidialr­epublik in der Türkei ausgefalle­n.

„Autobusse voller Ja-Sager“

Die Ankara-nahen Vereine hätten „Autobusse voller Ja-Sager“zur Abstimmung gekarrt; gleichzeit­ig seien Erdogan-˘Kritiker „eingeschüc­htert und bespitzelt“worden. Pilz machte der Bundesregi­erung und besonders Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) den Vorwurf, nicht gegen solche „schwer illegalen“Vereine, die „statutenwi­drig agieren“, vorzugehen. Das Innenminis­terium hat diese Vorwürfe wiederholt zurückgewi­esen.

Zu den von Pilz attackiert­en Organisati­onen gehören etwa die Union Europäisch­Türkischer Demokraten (UETD), die als europäisch­er Arm der türkischen Regierungs­partei AKP gilt, der Unternehme­rverband Müsiad oder ausländisc­he Einrichtun­gen der türkischen Religionsb­ehörde Diyanet – in Österreich ist das der Verein Atib. (APA)

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