Die Presse

Petzner leuchtet die populistis­chen „Monster“aus

Buchkritik. Der frühere Jörg-Haider-Vertraute Stefan Petzner beschreibt in seinem neuen Buch, „Trump to go“, die Methoden der Rechtspopu­listen und gibt Hinweise, wie man sie stoppen könnte.

- VON MARTIN FRITZL

Man kennt Stefan Petzner: Als engen Vertrauten Jörg Haiders, als Strategen der BZÖ-Wahlkämpfe, als mitunter schrillen Politiker. Mit dem Untergang des BZÖ war auch dessen politische Karriere schlagarti­g beendet. Jetzt hat Stefan Petzner das Geschäftsm­odell gewechselt: Er tritt als Analytiker auf – und zwar in dem Bereich, in dem er sich besonders gut auskennen muss: bei den rechtspopu­listischen Parteien.

„Trump to go“heißt das für den deutschspr­achigen Markt konzipiert­e Buch, in dem Petzner rechtspopu­listische Politiker und Parteien von Trump bis Haider, von der AfD bis zum BZÖ ins Visier nimmt. Er liefert dabei durchaus treffende Analysen, warum diese Bewegungen Erfolg haben können und wie sie arbeiten, und er zeigt auch Ansätze auf, wie man ihnen erfolgreic­h begegnen könnte.

Es sei so, wie bei kleinen Kindern, die sich vor einem Monster unter ihrem Bett fürchten, schreibt Petzner. Vernünftig­e Eltern reagieren darauf, indem sie mit der Taschenlam­pe kommen und den Raum unter dem Bett ausleuchte­n, um zu zeigen: Da ist gar kein Monster. Populisten machen das genaue Gegenteil. Sie sagen: „Das Monster unter deinem Bett gibt es wirklich, es ist noch schrecklic­her und gefährlich­er, als du dir das vorstellen kannst. Nur ich kann dich davor retten.“

Monster unter dem Bett

Die Monster der modernen Gesellscha­ft: Sie entstehen durch Abstiegsän­gste, ausgelöst durch den ökonomisch­en Wandel oder durch eine immer komplexer werdende elektronis­che Welt, in der auch Jüngere oft nicht mehr den Durchblick haben.

Sechs Merkmale macht Petzner aus, die die Arbeitswei­se der Populisten definieren. Dazu gehöre die Spaltung der Gesellscha­ft in ein gutes „Wir“und das böse „andere“– soziale Randgruppe­n, Zuwanderer, Intellektu­elle oder „das System“–, das aggressiv bekämpft werde. Der Aufbau eines „politische­n Superman“mit narzisstis­chen Zügen, der die eigene Bewegung anführe, sprachlich­er Terror gegen politische Gegner, bewusster Tabubruch, wie ihn Jörg Haider etwa mit Anspielung­en an die NS-Zeit gemacht habe. Und schließlic­h ziele Populismus auf Emotionen ab, er spreche die Gefühle an, nicht den Kopf.

Kann man derartige Bewegungen überhaupt stoppen? Für Petzner ist die Rückholung der Bürger eine „mission: possible“, also durchaus möglich. Man dürfe die Populisten nicht nachmachen, müsse aber ihre Themen aufgreifen und Lösungen anbieten. Und man müsse sie auf die inhaltlich­e Sachebene zurückzwin­gen. Denn da seien sie angreifbar.

Purer Zynismus?

Das Buch liefert, wie gesagt, eine gute Analyse populistis­cher Bewegungen, es hat aber eine entscheide­nde Schwäche, die an der Person des Autors liegt. Wenn Petzner wirklich so denkt, wie er das in dem Buch zum Ausdruck bringt, warum war er dann jahrelang an der Schaltstel­le einer populistis­chen Bewegung tätig? War es purer Zynismus, wider besseres Wissen mit verwerflic­hen Methoden den Machterhal­t sicherzust­ellen? Wie viel Zynismus steckt dann aber in dem Buch? Oder Petzner hat seine Grundansic­ht um 180 Grad gedreht, vielleicht auch unter dem Eindruck seiner strafrecht­lichen Verurteilu­ng? Dann wäre es aber notwendig, diesen Gesinnungs­wandel auch zu beschreibe­n und offenzuleg­en.

 ??  ?? Stefan Petzner: „Trump to go.
Eine kurze Erklärung, wie Populismus funktionie­rt.“Edition a 160 Seiten
Stefan Petzner: „Trump to go. Eine kurze Erklärung, wie Populismus funktionie­rt.“Edition a 160 Seiten

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