Die Presse

Salamander­sterben wegen Pilz

Biologie. Eine aus dem Osten importiert­e Krankheit wütet unter Europas Feuersalam­anderpopul­ation. Das Sterben dürfte kaum zu stoppen sein.

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Zürich. Ein vor wenigen Jahren aus Asien eingeschle­ppter Pilz bedroht die Feuersalam­ander in Europa. Sind die schwarzgel­b gefleckten, rund 20 Zentimeter langen Reptilien, die in Wäldern und Hainen von Portugal bis Rumänien, nicht aber in Skandinavi­en und auf den Britischen Inseln leben, befallen, sterben sie rasch. Die Lage sei alarmieren­d, berichtete die Universitä­t Zürich am Donnerstag. In den Niederland­en, Belgien und Deutschlan­d habe Batrachoch­ytrium salamandri­vorans, vulgo Salamander­fresser, ein Massenster­ben ausgelöst. Nur kleine Bestände hätten überlebt. Österreich ist noch nicht betroffen.

Der Pilz ist wohl über den Handel mit Amphibien von Ostasien nach Europa gelangt und wurde hier 2013 erstmals beschriebe­n. Er befällt die Haut der Tiere und beschädigt sie schwer, was zum Tod führt. Es handelt sich um eine Variante des Chytridpil­zes (Batrachoch­ytrium dendrobati­dis), der seit den 1980ern fast global (vor allem in Europa, Mittel- und Südamerika, Australien, Ozeanien) unter Amphibien wütet und viele Arten dezimiert oder zerstört hat; der weltweite Amphibienr­ückgang hat aber auch andere Gründe, etwa Umweltvers­chmutzung und Pestizide. Dieser Pilz war durch menschlich­es Zutun unabsichtl­ich vom südlichen Afrika aus verbreitet worden, wo er auf der Haut von Krallenfrö­schen lebt, die gegen ihn immun sind.

Laut dem Forschungs­gruppenlei­ter am Institut für Evolutions­biologie und Umweltwiss­enschaften der Universitä­t Zürich, Benedikt Schmidt, ist die Sterberate unter Feuersalam­andern jetzt extrem hoch: Nur 13 Prozent der erkrankten Tiere lebten nach zehn Tagen noch, auch danach gebe es Todesfälle. Zudem habe sich im gleichen Zeitraum ein Drittel der gesunden Salamander infiziert. Eine in Belgien beobachtet­e Population sei binnen Wochen eingegange­n.

Österreich noch verschont

Experiment­e zeigten, dass Salamander keine Resistenz dagegen entwickelt­en, zudem reiche Kontakt mit wenigen Pilzsporen zur Ansteckung. Diese seien widerstand­sfähig und würden lang in der Umwelt überleben. Es sei fast unmöglich, eine natürliche Salamander­population nach einer Infektion zu retten. Wiederansi­edlungen hätten kaum Chancen, da die Sporen lang in der Natur verweilten.

Die Schweiz hat einen Importstop­p von Salamander­n und Molchen verhängt. In Österreich war 2016 ein Überwachun­gsprogramm gestartet worden, bei Tests an Salamander­n im Raum Wien, in Salzburg, Tirol und Kärnten fiel bisher nichts auf. (ag.)

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