Schlechtwetter, Sperren und Rekorde
Wien-Marathon. Am Freitag starten die ersten Bewerbe. Insgesamt nehmen 40.000 Menschen teil. Die Königsdisziplin am Sonntag bewältigt jedoch nur eine Minderheit. Ein Überblick.
Wien. Der Wiener Stadtmarathon erlebt dieses Wochenende seine 34. Auflage. Insgesamt 40.000 Menschen werden an einem der Bewerbe teilnehmen. Marathon, Halbmarathon und Staffelmarathon stehen am Sonntag auf dem Programm. Auch schon am Samstag wird gelaufen. So finden beispielsweise ein Zehnkilometerlauf und ein Kinderlauf statt. Wer weder läuft noch zuschaut, sondern etwa Auto fährt, muss sich auf Sperren (siehe Grafik) gefasst machen. „Die Presse“liefert einen Überblick zum Phänomen Marathon – inklusive Zahlen, Daten und Fakten.
Menschen & Massen
Den bisherigen Melderekord gab es 2015, als sich 42.742 Läufer aus 130 Nationen registrieren ließen. Die Königsdisziplin, die Marathondistanz über 42,195 Kilometer, bewältigten aber nur 5971 Personen. 2016 gab es mehr (Hobby-)Athleten, die es ins Ziel schafften, nämlich 6501. Allerdings: 2001 wurden gar 9215 sogenannte Finisher gezählt.
Beim ersten Wien-Marathon im Jahr 1984 liefen 794 Personen über die Ziellinie, darunter 3,15 Prozent Frauen. 2016 betrug dieser Anteil bereits 20,4 Prozent. Zum Vergleich: Beim New-YorkCity-Marathon wurden im Vorjahr 51.394 Finisher gezählt.
Zeiten & Strecken
„Unter vier Stunden“ist eine sehr häufige Antwort, wenn man ambitionierte Freizeitläufer nach ihren Zielvorstellungen fragt. Wer sich an den Besten der Welt orientiert, läuft buchstäblich Gefahr, am Ende entmutigt zu sein. Ein gewisser Getu Feleke aus Äthiopien war der bisher schnellste Mann in Wien, mit einer Zeit von 2:05:41. Das schaffte er 2014. Übrigens bei relativ warmen 15,8 Grad Celsius. Die schnellste Frau des VCM, die Italienerin Maura Viceconte, benötigte im Jahr 2000 eine Topzeit von 2:23:47. Seither wird Jahr für Jahr ein Angriff auf ihren Rekord unternommen, bisher vergeblich (Details zum aktuellen Starterfeld siehe S. 26).
Wind & Wetter
In der Geschichte des VCM wurde am 30. Mai 1999 um 14 Uhr die höchste Temperatur gemessen: 27,6 Grad Celsius. Beim Start um 9 Uhr hatte es damals 20,4 Grad. Am kältesten war es laut den Aufzeichnungen der Veranstalter am 13. April 1986: Gestartet wurde bei minus 0,1 Grad. Die Tageserwärmung verdiente ihre Bezeichnung nicht so recht, das Quecksilber mühte sich auf 2,6 Grad. Für diesen Sonntag ist kühles, wechselhaftes, regnerisches Wetter angesagt, mit lebhaftem Wind bei sechs bis 13 Grad.
Essen & Trinken
Um genug Energie für die Bewerbe zu haben, werden von Hunderten Helfern Lebensmittel an die Teilnehmer ausgegeben. In Summe 13,5 Tonnen Bananen, neun Tonnen Äpfel, 90.000 Liter isotonische Getränke und Mineralwasser so- wie 60.000 Energieriegel. Was vor und nach dem Rennen konsumiert wird, entzieht sich jeder Statistik. Fest steht, dass der VCM zuletzt jeweils um die 80.000 Nächtigungen nach sich zog. Gäste aus dem Ausland blieben im Schnitt drei Tage in der Stadt.
Wünsche & Träume
Wird es je ein Mensch schaffen, die Marathondistanz unter zwei Stunden zu laufen? Diese Frage wird seit dem Weltrekord des Kenianers Dennis Kimetto, (2:02:57 in Berlin) immer wieder gestellt. In Wien ist an einen Vorstoß in diese Sphären wohl eher nicht zu denken. Dafür ist die Topografie des Kurses zu wechselhaft.
Doch was vor Kurzem noch als völlig utopisch galt, könnte in diesem Jahr Realität werden – wenn auch nicht unter Wettkampfbedingungen. Auf der Formel-1-Rennstrecke in Monza (Italien) will der Sportartikelhersteller Nike mit seinem Projekt Breaking 2 drei Topläufer unter künstlich aufgesetzten Bedingungen starten lassen: Der Olympiasieger von 2016, Eliud Kipchoge (33, Kenia), der Halbmarathon-Weltrekordler Zersenay Tadese (35, Eritrea) und der Sieger des (von Bombenanschlägen überschatteten) Boston-Marathons 2013, Lelisa Desisa (27, Äthiopien), sollen versuchen, die Zweistundenschallmauer zu durchbrechen.
Ein Team aus Wissenschaftlern analysiert dafür alle Details. Ein Laufschuh mit Karboneinlage wurde entwickelt. Tempomacher werden voraussichtlich je nach Belieben eingesetzt und ausgetauscht. Skeptiker sprechen von einem groß angelegten PR-Gag. Noch im Mai soll das Experiment über die Bühne gehen.