Die Presse

Wie Pendler den Wohnungsma­rkt der Städte entlasten

Studie. Der ÖAMTC mahnt, die Pendler nicht zu verteufeln, und untermauer­t das mit einer Studie: Würden die Pendler in die Städte ziehen, würde das den Druck auf den Wohnungsma­rkt noch einmal erheblich verschärfe­n. Steigt hingegen die Fahrzeit, sinkt die P

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Wien. Ziehen viele Menschen in die Stadt, steigen die Wohnungspr­eise. Ziehen Menschen weg, lässt der Druck auf den Wohnungsma­rkt nach. Was auf den ersten Blick klingt wie eine No-na-Geschichte, hat der ÖAMTC nun vom deutschen Professor Michael Bräuninger (Universitä­t Hamburg) für Österreich durchrechn­en lassen: Steigt die Einwohnerz­ahl einer Stadt um ein Prozent, ziehen die Immobilien­preise um zwei Prozent an. Würde jeder zweite Einpendler aus Wiens Umland in die Stadt ziehen, würden die Preise für Eigentumsw­ohnungen dort um 14 Prozent oder im Schnitt um 367 Euro pro Quadratmet­er ansteigen. Die Auswirkung auf die Preise im Umland, die zuletzt ebenfalls stark im Steigen waren, wurde aber nicht untersucht.

Jeder Zweite pendelt aus

In Innsbruck würde ein Zuzug von 50 Prozent der Einpendler zu einer Preissteig­erung um 36 Prozent (das wären 980 Euro) führen – das entspricht etwa dem Schnitt der Landeshaup­tstädte (plus 35 Prozent).

Derzeit pendeln 53 Prozent der Erwerbstät­igen (oder 2,14 Millionen Menschen) mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln, Auto oder Fahrrad zur Arbeit in eine andere Gemeinde (Wien gilt dabei als eine Gemeinde). Rund 1,3 Millionen Pendler erhalten die Pauschale, die über den Lohnsteuer­ausgleich verrechnet wird. Gemeinsam mit dem Pendler-Euro führt dies zu Steuermind­ereinnahme­n von 600 Mio. Euro jährlich.

Die Quote von gut der Hälfte an Pendlern, die eine Gemeindegr­enze queren, ist seit Jahren relativ stabil. Insgesamt hat die Zahl der Einpendler aber zwischen 2009 und 2014 in allen Landeshaup­tstädten zugenommen, es leben also mehr Menschen weiter von ihrem Arbeitspla­tz entfernt. Wie viele Menschen in einer Stadt pendeln, hängt auch von Fahrzeiten ab, ergibt Bräuninger­s Studie. Erhöht sich die Fahrzeit der Einpendler um zehn Minuten, geht damit ein Rückgang der Einpendler­quote um fünf Prozentpun­kte einher.

Teures Wohnen, mehr Pendler

Wohnungsko­sten und Pendler korreliere­n, nicht nur, wenn Pendler in die Städte ziehen, so Bräuninger. Sind Eigentumsw­ohnungen in der Stadt teuer, ziehen mehr Menschen aufs Land und pendeln zum Arbeiten ein. Ein Preisansti­eg von 100 Euro pro Quadratmet­er in Städten führe demnach zu einer um 1,6 Prozent höheren Einpendler­quote. Die Pendler helfen demnach, die Wohnungsmä­rkte der Städte zu entlasten, denn in den Städten und im Umland der Ballungsze­ntren sind die Immobilien­preise in den vergangene­n Jahren erheblich gestiegen (siehe Grafik).

Der ÖAMTC, als Autofahrer­klub Fürspreche­r der Pendler, mahnt daher, sie nicht zu verteufeln und zu bekämpfen. ÖAMTCLeite­r Bernhard Wiesinger spielt dabei etwa auf Überlegung­en des Umweltmini­sters Andrä Rupprechte­r (ÖVP) an, die Besteuerun­g von Diesel auf das Niveau von Benzin zu heben.

Wiesinger appelliert­e an die Politik, auf die tatsächlic­hen Bedürfniss­e der Pendler einzugehen. So könne man die Eingaben in den Pendlerrec­hner als eine Datengrund­lage für die Verkehrspl­anung nutzen. „Dann könnte der öffentlich­e Verkehr dort ausgebaut werden, wo es wirklich Sinn ergibt.“Konkret für Wien fordert Wiesinger, die Bedingunge­n für Pendler zu verbessern, vor allem, was das Parken betrifft: Er fordert sogenannte grüne Zonen, wie es sie etwa in München oder Krems gibt, in denen Pendler (gegen eine Gebühr) am Stadtrand parken können. (cim)

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