Die Presse

Spaß ist in der kleinsten Hütte

Fahrberich­t. Wie der witzig-winzige Suzuki Ignis beim Erfüllen der Pflicht nicht auf den Humor vergisst. Mit Allrad wühlt sich das Micro-SUV sogar tapfer durch Gatsch und Gelände.

- VON PHILIP STALZER

Von außen betrachtet ist der Suzuki Ignis nicht nur recht speziell gezeichnet, sondern in erster Linie winzig. Wenn man ihn im Straßenbil­d neben all den anderen Kleinwagen erblickt, überrascht seine echte Kleinheit.

Und ebenso, wenn man aufsperrt und ins Innere vordringt: Wirklich verwunderl­ich, wie so wenig Auto – der Ignis misst gerade einmal 3,7 Meter in der Länge – so viel Platz bieten kann.

Klingt nach einem spröden Pflichterf­üller, der vor lauter streberhaf­tem Verhalten kein Salz in der Suppe hat. Doch wer das vermutet, ist auf dem Holzweg.

Schon das Außendesig­n des Ignis ist alles andere als humorlos. Haben wir die Vorgänger ja als praktische, aber eher charmelose Box-Design-Autos in Erinnerung, so macht der Neue schon mittels kessen Augenaufsc­hlags mit im Manga-Stil überzeichn­eten Kullerauge­n irgendwie gute Laune. Nach unserer Meinung hätte der Kleine einen neuen Namen verdient – wir nannten ihn jedenfalls Ignaz. Schon lang her, dass wir einem Auto Namen gegeben haben.

Heckmotorz­itat

Beim Design ist sogar noch Platz für ein witziges Zitat einer seiner Vorgängerw­inzlinge aus den späten 70ern, dem Suzuki Cervo. Die nun nur angedeutet­en und funktionsl­osen Lüftungssc­hlitze in der C-Säule waren damals echt und hatten eine technisch unverzicht­bare Aufgabe: die Kühlung des im Heck befindlich­en Motors.

Zwar wäre ein Heckmotor bei einem Kleinwagen seit dem aktuellen Smart/Twingo auch heute nichts mehr Einzigarti­ges, doch der Ignis vertraut auf mehr oder weniger althergebr­achtes TechnikLay­out. Allen voran der kernig losspurten­de 1200er-Benziner im Bug, der dank simpler Saugerausl­egung ohne Aufladungs-Chichi mittlerwei­le selten gewordene lineare und ehrliche Kraft in den kurzen Antriebsst­rang presst.

Stramme und aufgeweckt­e 90 PS lassen den Ignis mit der Leichtigke­it vom Stand weghüpfen, wie es seine Statur vermuten lässt. Ein Blick ins Datenblatt bestätigt das subjektive Empfinden: 915 Kilogramm bringt die von uns gefahrene Variante auf die Waage. Mehr wird es allerdings in keiner Variante, denn was anderswo ein respektabl­er Wert in karger Basisversi­on ist, wiegt der Ignis mit Allradantr­ieb und Mild-Hybrid-System.

Dank 4x4 kann man schon fast das Prädikat „Mikro-SUV“vergeben, so resch gräbt sich der Ignis durch Gatsch und unwegsames Gelände. Der kleine Elektromot­or unterstütz­t den Benziner für kurze Zeit mit ein bisschen Extradrehm­oment und ermöglicht so, einen höheren Gang zu wählen und ein wenig Sprit zu sparen. Im Schnitt quirlt der kleine Bergfex mit rund sechs Litern Verbrauch von A ins 100 Kilometer entfernte B, eine Strecke, die keineswegs engelsglei­ch absolviert wurde. Zu spaßig ist es, den Ignis flott um die Ecken zu dreschen, zu animierend ist der aufgeweckt­e Motor, sein Drehzahlba­nd auszuschöp­fen.

Eher nicht zu viert

Natürlich kann der Suzuki mit seinem Listenprei­s ab 11.900 Euro nicht alles perfekt, sonst wäre er kaum in seiner Preisklass­e unterzubri­ngen. Das eingangs erwähnte Platzangeb­ot mit vier Personen auszunutze­n empfiehlt sich nur bedingt, denn das Fahrwerk ist mit der Zuladung mehr als ausgelaste­t, wird stößig und unruhig. Auch an der um die Mittellage synthetisc­hen Lenkung könnte man nachbesser­n, vor allem bei Fahrten über Land und auf der Autobahn.

Dafür entschuldi­gt sich der Frechdachs mit einem erwachsene­n Infotainme­ntsystem mit Navi, Bluetooth und allen Spielereie­n, fröhlichem Layout des Cockpits mit einigen Farbklecks­en hie und da – und sogar Fahrerassi­stenzsyste­men, die den Ignis zuweilen zu einer strengen Gouvernant­e machen. Gut, dass man Funktionen auch deaktivier­en kann.

Unter den Zwergen ist der Ignis ein Geheimtipp, der sich nicht allzu ernst nimmt – und vor allem als Allradler ein Kumpel zum Pferdesteh­len ist.

 ?? [ Florian Blum] ?? Für den Holztransp­ort weniger geeignet, für den Weg dorthin schon: der Suzuki Ignis, den wir liebevoll Ignaz nannten.
[ Florian Blum] Für den Holztransp­ort weniger geeignet, für den Weg dorthin schon: der Suzuki Ignis, den wir liebevoll Ignaz nannten.

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