Spaß ist in der kleinsten Hütte
Fahrbericht. Wie der witzig-winzige Suzuki Ignis beim Erfüllen der Pflicht nicht auf den Humor vergisst. Mit Allrad wühlt sich das Micro-SUV sogar tapfer durch Gatsch und Gelände.
Von außen betrachtet ist der Suzuki Ignis nicht nur recht speziell gezeichnet, sondern in erster Linie winzig. Wenn man ihn im Straßenbild neben all den anderen Kleinwagen erblickt, überrascht seine echte Kleinheit.
Und ebenso, wenn man aufsperrt und ins Innere vordringt: Wirklich verwunderlich, wie so wenig Auto – der Ignis misst gerade einmal 3,7 Meter in der Länge – so viel Platz bieten kann.
Klingt nach einem spröden Pflichterfüller, der vor lauter streberhaftem Verhalten kein Salz in der Suppe hat. Doch wer das vermutet, ist auf dem Holzweg.
Schon das Außendesign des Ignis ist alles andere als humorlos. Haben wir die Vorgänger ja als praktische, aber eher charmelose Box-Design-Autos in Erinnerung, so macht der Neue schon mittels kessen Augenaufschlags mit im Manga-Stil überzeichneten Kulleraugen irgendwie gute Laune. Nach unserer Meinung hätte der Kleine einen neuen Namen verdient – wir nannten ihn jedenfalls Ignaz. Schon lang her, dass wir einem Auto Namen gegeben haben.
Heckmotorzitat
Beim Design ist sogar noch Platz für ein witziges Zitat einer seiner Vorgängerwinzlinge aus den späten 70ern, dem Suzuki Cervo. Die nun nur angedeuteten und funktionslosen Lüftungsschlitze in der C-Säule waren damals echt und hatten eine technisch unverzichtbare Aufgabe: die Kühlung des im Heck befindlichen Motors.
Zwar wäre ein Heckmotor bei einem Kleinwagen seit dem aktuellen Smart/Twingo auch heute nichts mehr Einzigartiges, doch der Ignis vertraut auf mehr oder weniger althergebrachtes TechnikLayout. Allen voran der kernig losspurtende 1200er-Benziner im Bug, der dank simpler Saugerauslegung ohne Aufladungs-Chichi mittlerweile selten gewordene lineare und ehrliche Kraft in den kurzen Antriebsstrang presst.
Stramme und aufgeweckte 90 PS lassen den Ignis mit der Leichtigkeit vom Stand weghüpfen, wie es seine Statur vermuten lässt. Ein Blick ins Datenblatt bestätigt das subjektive Empfinden: 915 Kilogramm bringt die von uns gefahrene Variante auf die Waage. Mehr wird es allerdings in keiner Variante, denn was anderswo ein respektabler Wert in karger Basisversion ist, wiegt der Ignis mit Allradantrieb und Mild-Hybrid-System.
Dank 4x4 kann man schon fast das Prädikat „Mikro-SUV“vergeben, so resch gräbt sich der Ignis durch Gatsch und unwegsames Gelände. Der kleine Elektromotor unterstützt den Benziner für kurze Zeit mit ein bisschen Extradrehmoment und ermöglicht so, einen höheren Gang zu wählen und ein wenig Sprit zu sparen. Im Schnitt quirlt der kleine Bergfex mit rund sechs Litern Verbrauch von A ins 100 Kilometer entfernte B, eine Strecke, die keineswegs engelsgleich absolviert wurde. Zu spaßig ist es, den Ignis flott um die Ecken zu dreschen, zu animierend ist der aufgeweckte Motor, sein Drehzahlband auszuschöpfen.
Eher nicht zu viert
Natürlich kann der Suzuki mit seinem Listenpreis ab 11.900 Euro nicht alles perfekt, sonst wäre er kaum in seiner Preisklasse unterzubringen. Das eingangs erwähnte Platzangebot mit vier Personen auszunutzen empfiehlt sich nur bedingt, denn das Fahrwerk ist mit der Zuladung mehr als ausgelastet, wird stößig und unruhig. Auch an der um die Mittellage synthetischen Lenkung könnte man nachbessern, vor allem bei Fahrten über Land und auf der Autobahn.
Dafür entschuldigt sich der Frechdachs mit einem erwachsenen Infotainmentsystem mit Navi, Bluetooth und allen Spielereien, fröhlichem Layout des Cockpits mit einigen Farbklecksen hie und da – und sogar Fahrerassistenzsystemen, die den Ignis zuweilen zu einer strengen Gouvernante machen. Gut, dass man Funktionen auch deaktivieren kann.
Unter den Zwergen ist der Ignis ein Geheimtipp, der sich nicht allzu ernst nimmt – und vor allem als Allradler ein Kumpel zum Pferdestehlen ist.